«Es tut mir heute alles sehr leid»

· Online seit 18.12.2018, 12:28 Uhr
Neun Jahre lang hat der Tiroler Postkartenräuber Peter K. die Polizei an der Nase herumgeführt und 14 Raubüberfälle begangen. Jetzt muss der 55-Jährige zwölf Jahre ins Gefängnis.
Krisztina Scherrer
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Von 2008 bis 2015 hat der Postkartenräuber Peter K. mehrere Überfälle in Vorarlberg verübt. Diverse Male wurde er von der Polizei kontrolliert, ohne dass es zu einer Verhaftung kam. Bei seinem letzten Raub im September 2017 wurde Peter K. geschnappt. Aber nicht von der Polizei, sondern von einem Bankkunden, der sich auf den 55-jährigen Räuber stürzte und überwältigte.

Postkarten aus Vorarlberg

Postkartenräuber wird der 55-Jährige genannt, weil er der Polizei Postkarten schrieb. Aus den Medien hatte er erfahren, dass die Polizei davon ausging, dass es sich bei dem Gesuchten um einen Vorarlberger handelte. «Um diesen Verdacht zu erhärten, habe ich mir einige Vorarlberger Begriffe angeeignet und Postkarten in Lustenau aufgegeben», sagte Peter K. gemäss den «Vorarlberger Nachrichten».

Beute auf der Beifahrerseite

Dass die Polizei ihn nie erwischt hat, fand der Tiroler bei der Anklageschrift witzig: Etwa 20 Mal hätten ihn die Beamten kontrolliert und nie festgenommen. Einmal sei er in eine Kontrolle geraten und habe den Kofferraum öffnen müssen. Dort sei der Anzug drin gelegen, den er beim Überfall getragen hatte. Einmal habe der 55-Jährige die Beute auf der Beifahrerseite am Boden liegen gehabt, als er angehalten wurde. Doch der Polizei sei nichts aufgefallen.

«Saublöde» Aktion

Nach einem Überfall in Dornbirn ging Peter K. mit 21’000 Euro in den Messepark. Er wartete, bis die Fahndung zu Ende war und ging seelenruhig zum Coiffeur. Nach seinem zehnten Raub bei der Sparkasse Lochau ging er am Bodensee spazieren. Einmal sei er mit dem Fahrrad geflüchtet, das Geld auf dem Gepäckträger, als das Alarmpaket explodierte. Da sei er so erschrocken, dass er vom Velo gestürzt sei. Er erzählt, dass er sich gut vorgekommen sei. Jetzt klinge aber alles nur noch «saublöd». «Ich habe mir alles verpfuscht.»

Entscheid noch nicht rechtskräftig

Über die Jahre hat Peter K. 14 Banken in Vorarlberg und Deutschland überfallen und rund 190'000 Euro erbeutet. Das Geld muss er jetzt zurückzahlen, dazu kommen Beträge für die traumatisierten Bankangestellten. Der Tiroler will die Forderungen mit dem Verkauf seiner Liegenschaft am Arlberg begleichen.

Peter K. hatte während des Prozesses nicht viel zu ergänzen. Er blieb dabei, dass er mit dem Geld seinen Lebensunterhalt bestritt und gerne Kokain nahm. «Es tut mir heute alles sehr leid», sagte er vor Gericht. Die zwölf Jahre seien ihm aber zu hoch und er lege Berufung gegen das Urteil des Landesgerichts Feldkirch ein. Das Urteil ist somit noch nicht rechtskräftig.

veröffentlicht: 18. Dezember 2018 12:28
aktualisiert: 18. Dezember 2018 12:28
Quelle: Christiane Eckert/red.

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