«Es war eine Feuerkugel»
«Ich habe dieses unerklärliche Licht gestern auf der Heimfahrt Richtig Güttigen beobachtet», schreibt FM1- Hörer Marc Sonderegger. «So ein grosses, grünes Licht habe ich noch nie gesehen.»
Nicht nur Marc ging es gestern so, auch viele andere Menschen in der Ostschweiz und in Süddeutschland staunten, als ein helles Licht über ihren Köpfen vorbei zog.
Über 200 Sichtungen
Die International Meteor Organization (IMO) bestätigte auf ihrer Seite mehr als 230 Sichtungen von Nutzern. Auch ein Blick auf Twitter verrät, dass das Phänomen am Himmel so einige Menschen beschäftigt.
Am Abend des 14.11.2017 flog ein #Meteorit bzw. #Sternschnuppe über #Homburg im #Saarland pic.twitter.com/pMhbQ9Zb55
— Feuerwehr Höchen (@FWHoechen) November 14, 2017
Im Raum Heidelberg/Darmstadt wurde heute gegen 17:44 Uhr MEZ eine sehr helle #Feuerkugel (#Bolide #Meteor #Sternschnuppe) gesichtet. Flugrichtung von Südwest nach Südost. Sichtungen bitte der International Meteor Organization #IMO melden: https://t.co/cNhdU2pEoA
— Sterne und Weltraum (@Sterne_Weltraum) November 14, 2017
Eine grosse Sternschnuppe
Auch Markus Griesser, Leiter der Sternwarte Eschenberg in Winterthur, hat sich mit dem Licht am Himmel beschäftigt. «Ich habe es selber zwar nicht gesehen, aber kurz nach 18 Uhr riefen mich viele Augenzeugen an.» Auch viele seiner Kollegen von verschiedenen Schweizer Sternwarten, seien mit Meldungen überflutet worden. Für Markus Griesser ist der Fall klar: Das helle Licht war eine grosse Sternschnuppe, eine Feuerkugel oder auch Bolide genannt. «Es wird ein paar Tage dauern, bis alle Kameras ausgewertet sind. Danach kann man genaue Angaben machen, zum Beispiel über Flugrichtung oder Flughöhe.»
Feuerball in verschiedenen Farben
Dass eine grosse Sternschnuppe auch mal im grünen Licht daher kommt, sei gut möglich, sagt Markus Griesser: «Manche Leute haben am Himmel sogar mehrere Farben gesehen.» Die Farbe hätte nichts mit der Sternschnuppe an sich zu tun. Dort, wo die Sternschnuppe in die irdische Atmosphäre einschiesst, wird die Luft elektrisch geladen und danach wieder entladen. «Je nachdem welche chemischen Elemente dabei angeregt werden, entstehen unterschiedliche Farben. Das kann Rot, Blau, Gelb oder auch Grün sein.»
Einsturz auf der Erde
Gefährlich ist so ein Feuerball eher nicht, vermutet Markus Griesser. «Natürlich können grössere Geschosse auf die Erde stürzen. Das sind aber extrem seltene Erscheinungen.» Das letze Mal gab es im Jahr 2013 so einen Fall in Russland.
Am Dienstag hat das Geschoss, laut Markus Griesser, vermutlich nicht einmal den Erdboden erreicht. Komme ein Feuerball in tiefe Luftschichten, so höre man dies. «Ich habe alle Anrufer gefragt, ob sie akkustisch etwas wahrgenommen hätten. Das war aber nicht der Fall.»
Sternschnuppen-Schwarm angekündigt
In der Nacht von Freitag auf Samstag erreicht der Sternschnuppenstrom der Leoniden seinen Höhepunkt. Ist der Feuerball vielleicht eine Ankündigung dafür? «Ich denke nicht, dass es einen Zusammenhang gibt», sagt Markus Griesser. «Die Leoniden sind sehr viel schwächere Sternschnuppen und stammen vermutlich auch aus einer anderen Flugrichtung.»
Wer den Feuerball verpasst hat und sich deshalb besonders auf die Leoniden am Wochenende freut, den muss Markus Griesser enttäuschen. «Ich bin sehr skeptisch. Angegeben werden 15 Sternschnuppen pro Stunde. Das ist viel weniger als zum Beispiel bei den Perseiden, die man jeweils im August sieht. Die Leoniden sind dieses Jahr wirklich schwach ausgeprägt.» Natürlich könne es sein, dass man am Sternenhimmel etwas wahrnehme, spektakulär werde es vermutlich aber nicht.
Glücklich schätzen dürfen sich also diejnigen, die gestern den spektakulären, grünen Feuerball miterleben durften.