Die Feuerwehr musste sich selbst retten

12.06.2018, 16:14 Uhr
· Online seit 12.06.2018, 15:49 Uhr
Am Freitag tobte ein heftiges Gewitter über Frauenfeld. Die Feuerwehr war die ganze Nacht im Einsatz und musste nebst den Keller vieler Einwohner und einer Turnhalle auch das eigene Depot auspumpen. Der Schaden ist noch nicht abschätzbar.
Fabienne Engbers
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Drei Transporter, mehrere Pumpen und Dutzende Maschinen standen am Freitagabend bei der Feuerwehr Frauenfeld unter Wasser - genau in dem Moment, in dem man alle verfügbaren Mittel gebraucht hätte.

«Das habe ich noch nie erlebt»

Eine Gewitterzelle hat sich über dem Stadtgebiet von Frauenfeld festgebissen und entladen. Resultat: Über hundert unterspülte Kellergeschosse, eine Badi, eine Turnhalle und ein Feuerwehrdepot standen unter Wasser. «Von Freitagabend bis Samstagmittag waren wir an 264 Einsatzorten», sagt der Frauenfelder Feuerwehrkommandant, Fabrizio Hugentobler. Nebst der Feuerwehr Frauenfeld standen fünf weitere Feuerwehren aus der Umgebung, sowie der Zivilschutz der Region Frauenfeld im Einsatz.

So viel Niederschlag, wie am Freitag in Frauenfeld niederging, hat der Feuerwehrkommandant noch nicht gesehen. «Ich mag mich nicht an etwas ähnliches erinnern und auch die älteren Kollegen hatten das Gefühl, so extreme Niederschläge auf der gesamten Stadtfläche habe es in jüngerer Vergangenheit nicht gegeben», sagt Fabrizio Hugentobler.

«Wir haben gute Arbeit geleistet»

Die Feuerwehr Frauenfeld ist zufrieden mit ihrem Einsatz in der Nacht auf Samstag. «Gerüstet ist man für ein solches Unwetter nicht, weil man weder personelle noch materielle Mittel auf so ein Grossereignis ausrichten kann. Ausserdem war die Kanalisation mit den Wassermassen überfordert, das hat auch dazu geführt, dass das Wasser in vielen Objekten zurückgestaut wurde.»

Man habe aber richtig gehandelt. «Wir haben vieles richtig gemacht und können stolz sein auf die Leistung unserer Kameraden», sagt der Feuerwehrkommandant. Trotzdem hofft er, dass er nicht so schnell wieder solch ein grosses Ereignis miterlebt. «Ich hoffe, dass dieses Unwetter in unserer Region ein Einzelfall bleibt und sich solche extremen Wetterereignisse in Zukunft nicht häufen.»

Feuerwehrdepot einen Meter unter Wasser

Getroffen hat das Unwetter unter anderem auch das Feuerwehrdepot Frauenfeld selbst, die Fahrzeughalle im Untergeschoss stand zwischenzeitlich einen Meter unter Wasser. «Über die Kanalisation und oberflächlich floss Wasser in die Fahrzeughalle. Dort standen nebst drei Transportern auch Leitern, Pumpen, Motorspritzen und weitere Geräte.» Wie hoch der Schaden ist, kann nicht beziffert werden. «Wir sind daran, den Schaden aufzunehmen, es ist ein beträchtlicher Schaden an Fahrzeugen und Geräten entstanden», sagt der Feuerwehrkommandant.

Auch wenn das Hochwasser im eigenen Hause für die Feuerwehr beklemmend war, spezielle Priorität bekam es keine. «Man versucht, das ebenso professionell abzuarbeiten wie andere eingehende Notrufe.» Schlimm sei vor allem gewesen, dass man Mittel, die man gebraucht hätte, nicht einsetzen konnte. «Wenn die eigene Fahrzeughalle unter Wasser steht, bleibt einem das in Erinnerung», sagt Hugentobler.

So sah es in Frauenfeld am Tag nach dem Unwetter aus:

«Können nicht einfach ein neues Depot bauen»

Direkt Massnahmen aus dem Unwetter zu ziehen, sei noch nicht möglich, sagt Fabrizio Hugentobler. «Wir können jetzt natürlich nicht einfach ein neues Feuerwehr-Depot auf der grünen Wiese bauen.» Das alte Depot ist ein denkmalgeschütztes Gebäude und mehr als hundert Jahre alt, man kann es nicht einfach so umbauen.

Allerdings sei denkbar, dass man in ferner Zukunft ein neues Feuerwehr-Depot errichte. «Das hängt jedoch nicht vom vergangenen Unwetter ab, das war ein absolut aussergewöhnliches Ereignis», sagt der Feuerwehrkommandant. Die Überflutung des Depots habe keine beschleunigenden Auswirkungen auf den möglichen Neubau eines Feuerwehrdepots. «Dieses Projekt wird noch nicht laut angedacht und braucht noch Reifezeit.»

veröffentlicht: 12. Juni 2018 15:49
aktualisiert: 12. Juni 2018 16:14

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