Finanzchef soll 300'000 Franken veruntreut haben

21.11.2017, 15:32 Uhr
· Online seit 21.11.2017, 14:32 Uhr
Der frühere Finanzchef des Schwägalp-Schwinget wird verdächtigt, knapp 300'000 Franken Vereinsgelder veruntreut zu haben. Als der Betrug auffliegt, schwärzt der Beschuldigte seine Mitarbeiterin an. Das geht aus der Anklageschrift hervor.
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Tagblatt/Christof Krapf

Schwägalp-Schwinget und Hochrisikoanlagen in Nordamerika. Das passt auf den ersten Blick nicht zusammen - in diesem Fall allerdings schon: Der frühere Finanzchef des Vereins Schwägalp-Schwinget wird verdächtigt, Geld veruntreut zu haben. Laut Anklageschrift des Untersuchungsamtes Gossau geht es um eine Deliktsumme von knapp 300'000 Franken.

In unregelmässigen Abständen am Vereinsvermögen bedient

Einen Teil davon - 220'600 Franken - habe der Beschuldigte für verschiedene Investitionen in Hochrisikoanlagen der US-Brokerin Cunningham Commodities LLC mit Sitz in Chicago verwendet. Der Schwägalp-Schwinget zog dieses Jahr 13'500 Zuschauer an und ist damit das schweizweit grösste Schwingfest, das jedes Jahr stattfindet. Das OK des Bergfestes wirtschaftet mit einem Jahresbudget von gegen einer Million Franken.

Davon soll der Angeklagte – für ihn gilt die Unschuldsvermutung – 292'218.45 Franken abgezweigt haben. Mal soll der 66-Jährige sich mehrmals pro Woche am Vereinsvermögen bedient haben, mal einmal im Monat. Mal ging es um 2000 Franken, mal um 47'600 Franken. Auf das Konto des Vereins Schwägalp-Schwinget hatte der frühere Finanzchef als Einziger Zugriff.

Fingierte Rechnungen und Kontoauszüge

Die knapp 300'000 Franken soll der Beschuldigte zwischen Februar und November 2016 in insgesamt 16 Transaktionen vom Konto des Vereins Schwägalp-Schwinget auf seine Privatkonti sowie ein Konto seiner Treuhandfirma in Oberuzwil überwiesen haben.

Laut Anklageschrift verwendete der frühere Finanzchef das Geld einerseits für seine Investitionen bei der Brokerin in Chicago. Andererseits deckte er damit Kosten seines Treuhandbüros wie Löhne, Mieten, Sozialversicherungen, Telefonrechnungen, Mehrwertsteuer und Anwaltskosten.

Um die Veruntreuung zu vertuschen soll der Beschuldigte 13 Dokumente, darunter elf Kontoauszüge, gefälscht haben. Laut Anklageschrift erstellte er Auszüge der Appenzeller Kantonalbank, der Clientis Bank Oberuzwil sowie der St. Galler Kantonalbank, indem er deren Logo in den Briefkopf kopierte und mit einer Excel-Tabelle die Transaktionen und den Saldo fälschte.

Die fingierten Auszüge habe er als Belege für die Vereinsbuchhaltung verwendet. Deshalb wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten nebst mehrfacher Veruntreuung auch mehrfache Urkundenfälschung vor.

Unterschrift eines Kunden kopiert

Zusätzlich zu den Kontoauszügen hat der frühere Finanzchef gemäss Anklageschrift auch eine Rechnung und eine Quittung eines Wiler Gartenbau-Unternehmens gefälscht. In der fingierten Rechnung über gut 18'000 Franken ging es um Kosten für «Erdbewegungen Schwägalp».

Der Beschuldigte soll das Visum des Bauchefs des Schwägalp-Schwinget kopiert und sich den Betrag auf sein Privatkonto ausbezahlt haben. Als Beleg für die Buchhaltung des Vereins soll er zudem eine Quittung mit der Unterschrift des Inhabers des Gartenbau-Unternehmens nachgeahmt haben. Pikant dabei: Der Gartenbauer war Kunde des Treuhandbüros des Beschuldigten.

Wer hat den Fehler gefunden?

Die Veruntreuungen seien der Revisionsstelle des Vereins Schwägalp-Schwinget im vergangenen März aufgefallen. Ob diese Angaben stimmen, ist offen. Hinter vorgehaltener Hand war an der Hauptversammlung des Toggenburger Schwingerverbandes Anfang November zu erfahren, die Revisionsstelle habe den Fehler gar nicht gefunden.

Vielmehr seien dem Bankangestellten, der das Konto verwaltete, die Unregelmässigkeiten aufgefallen. So oder so: Von OK-Präsident Niklaus Hörler mit den Vorwürfen konfrontiert, hat der Angeschuldigte gemäss Anklageschrift eine ehemalige Mitarbeiterin seines Treuhandbüros beschuldigt, das Geld veruntreut zu haben.

Staatsanwalt fordert bedingte Freiheitsstrafe und Busse

Die Angestellte habe damit ihre persönlichen finanziellen Probleme zu lösen versucht. Um diese Anschuldigungen zu unterstreichen, benutzte der Mann die gefälschten Kontoauszüge.

Gemäss Anklageschrift hat der frühere Finanzchef erklärt, er werde das veruntreute Geld aus eigenen Mitteln ersetzen und denn Fall privat mit seiner ehemaligen Angestellten klären.

Deshalb muss sich der Beschuldigte auch wegen mehrfacher Verleumdung vor dem Richter verantworten. Der Fall soll im Januar mittels abgekürztem Verfahren erledigt werden. Die Staatsanwaltschaft fordert für den Angeklagten eine bedingte Freiheitsstrafe von 18 Monaten sowie eine Busse von 2000 Franken. Die Verhandlung findet am 11. Januar 2018 am Kreisgericht in Wil statt.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. November auf Tagblatt.ch.

veröffentlicht: 21. November 2017 14:32
aktualisiert: 21. November 2017 15:32

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