Genfer Flughafen soll trotz mehr Flugverkehr weniger lärmig sein

14.11.2018, 16:30 Uhr
· Online seit 14.11.2018, 10:59 Uhr
Der Flughafen Genf dürfte bis 2030 rund 45'000 zusätzliche Flugbewegungen pro Jahr zählen. Der Bundesrat verpflichtet Behörden und Betreiber jedoch zu einer Reduktion der Lärmbelastung. Den Fluglärm-Gegnern gehen die Auflagen zu wenig weit.
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Die Landesregierung hat am Mittwoch den Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) verabschiedet. Dieser legt die strategische Ausrichtung des Flughafens Genf fest. Er enthält auch verbindliche Aussagen zu den betrieblichen Rahmenbedingungen, zu Ausdehnung und Ausstattung des Flughafens, zu Natur- und Landschaftsschutz oder zur Lärmbelastung.

Das SIL-Objektblatt widerspiegle die Suche nach einem Gleichgewicht zwischen einem leistungsfähigen Flughafen und einer begrenzten Belastungen für Bevölkerung und Umwelt, schreibt der Bundesrat.

Das Dokument entspricht weitgehend demjenigen, das 2017 zur öffentlich aufgelegt worden war. Im Rahmen der Konsultation gingen beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) knapp 345 Stellungnahmen ein, die insbesondere die Lärmbelastung und die Luftqualität betrafen.

Der Staatsrat von Genf begrüsst die Verabschiedung des Sachplans. Dessen Präsident Antonio Hodgers erinnerte daran, dass die Verhandlungen schwierig gewesen seien. «Erstmals in der Schweiz hat der Kanton bis 2030 eine Reduktion der Lärmkurve erreicht, trotz eines Anstiegs des Flugverkehrs», sagte er der Agentur Keystone-SDA. Auch der Flughafen Genf-Cointrin zeigt sich zufrieden.

Kritik äussert hingegen die Organisation Carpe, die gegen Fluglärm und eine übermässige Umweltbelastung durch den Flugverkehr kämpft. «Wir haben den Eindruck, dass die öffentliche Befragung ein abgekartetes Spiel war», sagte Carpe-Präsidentin Lisa Mazzone, die für die Grünen im Nationalrat sitzt.

Die Organisation, welche die Einführung einer siebenstündigen Flugsperre fordert, glaubt nicht an die versprochene Lärmreduktion. Zudem ist der Sachplan ihrer Ansicht nach nicht vereinbar mit dem kantonalen Klimaplan.

Deshalb sei die von Carpe lancierte Initiative für ein demokratische Steuerung des Flughafens Genf notwendiger denn je. «Sie kann einen Einfluss auf die Umsetzung des Sachplans haben», sagte Mazzone.

Im vergangenen Jahr zählte der Flughafen Genf 191'000 Flugbewegungen und 17,3 Millionen Passagiere. Der Bundesrat geht davon aus, dass der Verkehr bis 2030 auf 236'000 Flugbewegungen und 25 Millionen Passagiere pro Jahr zunimmt. Er will dem Flughafen die Möglichkeit geben, diese wachsende Nachfrage zu bewältigen.

Gleichzeitig hat er einen neuen Mechanismus festgelegt, der zu einer langfristigen Reduktion der Lärmbelastung führen soll. Dieser enthält zwei Lärmbelastungskurven, welche die Ausdehnung des Gebiets festlegen, das dem Fluglärm ausgesetzt ist. Die erste Kurve, die ab sofort für die zuständigen Behörden und die Flughafenbetreiberin gilt, legt die maximale Zunahme des Luftverkehrslärms fest.

Die zweite Kurve mit tieferen Werten gibt die Zielwerte für die langfristige Lärmreduktion wieder. Dieses Reduktionsziel soll durch die schrittweise Erneuerung der Luftfahrzeugflotte erreicht werden, welche den Flughafen anfliegt. Dabei will der Flughafen auf finanzielle Anreize setzen: höhere Abgaben für lautere Flugzeuge.

Einen Beitrag leisten sollen auch Massnahmen zur Verminderung von Verspätungen. Letztere betreffen insbesondere Abflüge, die für den Tag geplant sind und auf einen Zeitpunkt nach 22 Uhr verschoben werden.

Noch nicht abgeschlossen ist die Diskussion über die über französisches Gebiet führende Route «Konil courte». Diese werde durch grenzüberschreitende Instanzen zu analysieren sein, schreibt der Bundesrat. Ziel sei eine Einigung über eine schrittweise Reduktion der nächtlichen Benutzung dieser Route.

veröffentlicht: 14. November 2018 10:59
aktualisiert: 14. November 2018 16:30
Quelle: SDA

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