Gegen die Strömung für sauberes Wasser

08.08.2019, 08:15 Uhr
· Online seit 08.08.2019, 05:40 Uhr
Auf dem Stand-Up-Paddle einmal quer durch Westeuropa: Um die Menschen in der Schweiz auf die Trinkwasserknappheit aufmerksam zu machen und Geld für Zugang zu sauberem Wasser zu sammeln, paddelt der Flimser Thomas Oschwald 3000 Kilometer auf Fluss und Meer.
Nina Müller
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Umgeben von grünen Wäldern paddelt Thomas Oschwald (40) mit seinem Stand-Up-Paddle von der Rhonequelle zur Rheinquelle. Nach einem kurzen Regenschauer zeigt sich die Sonne wieder. Im Hintergrund hört man leise das Wasser plätschern. So sieht es derzeit für Thomas Oschwald aus, während er mit FM1Today telefoniert.

Bis zu drei Monate auf dem Wasser

Total entspannt erzählt uns Oschwald von seiner Reise. Schnell wird klar, dass diese Entspanntheit auch notwendig ist für diese Expedition. Insgesamt ist der Flimser zwei bis drei Monate unterwegs und legt in dieser Zeit knapp 3000 Kilometer zurück. Da sind viel Ausdauer und Geduld gefragt. Ausser zum Schlafen und wegen Stellen, die er mit seinem Paddle nicht bewältigen kann, geht Oschwald nicht an Land.

Gestartet ist Thomas anfangs August bei der Rhonequelle. Dort folgte er dem Fluss, dann geht's weiter nach Lyon auf der Saône. Sein Weg wird ihn durch die Kanäle Frankreichs führen, dann weiter bis zur Nordsee, anschliessend durch den Ärmelkanal bis er schliesslich am eigentlichen Startpunkt – Rotterdam – ankommt. Damit ist die 1600 Kilometer lange «Vorbereitung» abgeschlossen und das eigentliche Projekt beginnt: 1233 Kilometer gegen die Strömung des Rheins zurück in die Schweiz. Während seiner Reise durchquert er sechs Länder.

Die Route von Thomas Oschwald:

Die Ausdauer wird vor allem gefragt sein, wenn der Stand-Up-Paddler auf dem Rhein gegen den Strom paddelt. Deshalb muss er darauf achten, dass er körperlich genug fit solche Expeditionen angeht. Geduld braucht Oschwald eher an Land. «Gestern beim Genfersee hatte ich extrem lange gebraucht, bis ich eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden habe», sagt er. Ausdauer und Geduld sind vor allem in Momenten gefragt, in denen Thomas Oschwald ein Tief hat.

Manchmal hilft Fluchen am meisten

«Gestern hatte ich das Gefühl, es sei eine gute Idee, quer über den See zu paddeln anstatt am Rand entlang. Mitten in der Bucht ist ein starker Gegenwind aufgezogen und dann musste ich fünf Stunden gegen den Wind ankämpfen. Das ist schon sehr frustrierend», sagt der Stand-Up-Paddler. In solchen Situationen helfe es, wenn man den Frust dann einfach rauslässt und laut flucht. Um die Laune wieder zu verbessern, hält sich Oschwald vor Augen, dass für andere Menschen das Leben täglich ein Kampf ist. «Die fluchen wahrscheinlich nicht mal dabei», sagt Oschwald.

«Zugang zu sauberem Trinkwasser wird immer seltener»

Damit meint der Flimser vor allem Menschen, die unter der Trinkwasserknappheit leiden. «Wir Schweizer leben im Wasserschloss Europas. Bei meinen vorherigen Mikroexpeditionen habe ich gemerkt, dass es viele Orte in Europa gibt, wo es schwierig ist, an Trinkwasser zu kommen», sagt Oschwald. Damit meint er nicht Wasser aus der PET-Flasche sondern saubere Gewässer. Auch in grossen Städten sei dies eher eine Seltenheit. Deshalb will Thomas Oschwald auf seiner Expedition mindestens 1233 Franken für sauberes Trinkwasser sammeln. Seine Reise kann man auf seiner Website verfolgen. Auch die Möglichkeit zu spenden erhält man auf der Site.

Die zwei Seiten des Wassers

Wasser ist überlebenswichtig, gleichzeitig aber auch lebensgefährlich. Das merkt Oschwald auf seiner Expedition immer wieder. Teilweise ist das Trinkwasser nämlich auch für den Flimser knapp. Er versucht, ausschliesslich mit abgekochtem Wasser aus den Gewässern seine Reise zu bewältigen. Die Suche nach genug sauberem Wasser gestaltet sich manchmal schwierig: «Bis ich in Rotterdam ankomme, wird die Qualität immer schlechter. Erst wenn ich gegen die Strömung paddle, wird das Wasser wieder sauberer».

Auch die gefährliche Seite des Wassers bekommt Oschwald auf seiner Reise zu spüren. «Wasser ist ein sehr starkes Element in mehreren Sinnen. Es spendiert das Leben, hat aber auch eine enorme Kraft. Wenn man in eine Wasserwalze gerät, kann es gefährlich werden», sagt der Stand-Up-Paddler. Auch die Gefahr zu ertrinken besteht. «Diese Gefahr ist für mich aber eher gering, weil ich absolut kein Risiko eingehe. Ich suche auf diesen Expeditionen nicht den Kick durch gefährliche Situationen, sondern viel mehr in der Auseinandersetzung mit mir selbst», sagt Oschwald.

Gegen Strömung paddeln, ist eine grosse Herausforderung

Ob Thomas Oschwald die komplette Expedition durchziehen kann, ist nicht in Stein gemeisselt. 1322 Kilometer gegen die Strömung paddeln, ist eine grosse Herausforderung. «Ich bin zuversichtlich, dass ich die Expedition erfolgreich abschliessen kann», sagt er. Über Mit-Paddler oder sonstige Begleiter auf seiner Reise würde er sich sehr freuen.

veröffentlicht: 8. August 2019 05:40
aktualisiert: 8. August 2019 08:15

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