Gegen Littering: Pro «Fätzli» ein «Fähnli»

21.03.2019, 18:14 Uhr
· Online seit 21.03.2019, 18:03 Uhr
Gossauer Primarschüler setzten ein Zeichen gegen die Umweltverschmutzung an befahrenen Strassen. Wer am Donnerstag ein «Fätzli» sah, steckte ein rotes «Fähnli» in den Boden. Die Kinder staunten nicht schlecht, was am Strassenrand alles herumliegt.
Noémie Bont
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Zwei Dutzend Kinder mit gelben Leuchtwesten schlendern auf einer weiten, grünen Wiese. Ihr Blick ist fokussiert nach unten gerichtet, in ihren Händen lange Holzstäbe mit roten Fahnen daran.

Immer wieder fährt ein Auto auf der Hauptstrasse zwischen Gossau und Flawil an den Kindern vorbei, bremst kurz, die Blicke der Autofahrer sind voller Erstaunen. Was sollen diese roten Fahnen am Strassenrand? Jene die realisierten, dass es sich um eine Abfall-Aktion von Kindern handelte, unterstützten das Tun mit Daumenerheben. Andere waren total gleichgültig und schmissen ihre Zigarettenstummel trotzdem aus dem Fenster.

500 «Fätzli» in wenigen Minuten gefunden

Zigarettenstummel, RedBull-Dosen, Plastikstücke, Papierchen, Strohhalme und vieles mehr. Die Kinder staunten, was alles am Strassenrand herumliegt. Innerhalb einer halben Stunde entdeckten sie ohne grosses Suchen 500 «Fätzli» und Stummel. Und dies obwohl das 150 Meter lange Wiesenstück alle zwei Wochen von Gemeindearbeitern gereinigt wird.

«Unüberlegt» sei Littering, sagt Yannick, ein Viertklässler. Seine Schulkollegen stimmen ihm nickend zu. «Es ist so viel Abfall hier. Das ist überhaupt nicht gut. Die Kühe fressen das, werden danach krank und müssen vielleicht sterben», sagt der Viertklässler.

«Leute, die das machen sind ganz böse»

Die Kinder finden es cool, den Erwachsenen ins Gewissen zu reden. «Leute, die Abfall in die Wiese werfen, sind böse», sagt eine Viertklässlerin. Sie ergänzt nicht ganz ernst gemeint: «Also ich würde die Polizei rufen, wenn ich jemanden sehe, der Abfall auf den Boden wirft». Ihre Schulkameraden lachen. Es herrscht gute Stimmung unter den jungen Abfallbekämpfern.

Die Kinder haben die Kernbotschaft verstanden. Das bestätigt auch Martin Eberle von der IG Littering Gossau, welche die Fähnchen-Aktion organisiert hat. «Wir organisieren die Aktion zum vierten Mal. Damit wollen wir nicht mit dem Zeigefinger auf jemanden zeigen. Es soll mehr eine Visualisierung sein, die nachhaltig wirken sollte.»

Gerechnet haben die Organisatoren mit 300 Fähnchen. Dass sie alle 500 Fahnen brauchen würden, haben sie nicht erwartet. «Das ist mehr als letztes Jahr. Vor allem die Zigarettenstummel sind wieder ein grosses Problem», sagt Martin Eberle.

Fähnlimeer bleibt einige Wochen

Wer zwischen Gossau und Flawil unterwegs ist, wird das Fähnlimeer noch einige Wochen an der Chressbrunnen-Wiese bestaunen können. «Wir werden die Fähnchen noch drei bis vier Wochen stehen lassen. Danach müssen wir wegen des Wiesenwachstums und um den Effekt nicht zu schmälern, die Fähnchen entfernen», sagt Eberle. Zu jenem Zeitpunkt werden neben den Fähnchen auch die Abfälle zusammengenommen, die man aus Beweisgründen vorerst liegen gelassen hat. Bei dieser Aufräumarbeit werden sich wieder Schüler oder eine Jugendgruppe beteiligen.

veröffentlicht: 21. März 2019 18:03
aktualisiert: 21. März 2019 18:14

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