Gehört der Seealpsee neu zu Graubünden?

20.12.2016, 17:44 Uhr
· Online seit 20.12.2016, 16:42 Uhr
Was für eine dumme Frage. Selbstverständlich liegt der wunderschöne Seealpsee noch immer im Kanton Appenzell Innerrhoden. Und trotzdem scheint er plötzlich Werbung für das Graubündner Bier Calanda zu machen.
René Rödiger
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So sehr ein Bier erfrischt, muss sich auch eine Biermarke zwischendurch auffrischen. Calanda hat sich am Montag ein neues Design gegeben. «Das Bekenntnis zu den Bündner Wurzeln verstärkt», heisst es in der offiziellen Mitteilung. Weiter: «Die majestätischen Berge sind stärker in den Mittelpunkt gerückt.»

Ja, das Calanda-Massiv ist wirklich majestätisch. Aber wo wurde dieses Bild auf dem Calanda-Bier gemacht, das ein so schönes Bergidyll zeigt? Mediensprecher Urs Frei sagt gegenüber der «Handelszeitung», dass das Berg-Massiv frei erfunden wurde.

Kann man ja mal machen. Trotzdem erinnert das Bild an irgendetwas. Womit wir beim Seealpsee sind. Denn am Fusse dieser erfundenen Berge gibt es auf dem neuen Etikett einen wunderschönen Bergsee. Die Ähnlichkeit mit dem Seealpsee sind frappant. Auch auf der Strasse ist die Meinung klar: «Dieser See auf der Calanda-Flasche sieht aber eindeutig aus wie der Seealpsee», sagen Passanten, denen wir die neuen Calanda-Etiketten gezeigt haben. «Wir wissen ja, dass die Bündner die Appenzeller mögen, aber dass sie gleich den Seealpsee auf ihr Bier drucken ist schon eine Ehre», lacht eine ältere Dame.

Offenbar denken Werber beim Seealpsee und einer Berglandschaft an Bier. Schliesslich kennt man diese Kombination bereits vom Quöllfrisch der Brauerei Locher.

Der «Handelszeitung» sagt Frei, dass Calanda «eine nationale Marke» sei. Deshalb habe man eine Landschaft mit See geschaffen - «in Anlehnung an die Bündner Bergwelt». «Die Heimat liegt Calanda seit jeher am Herzen», heisst es in der Mitteilung zum Redesign. Anscheinend hat man in Graubünden den Innerrhoder Seealpsee so ins Herzen geschlossen, dass er nun halt auch als Heimat gilt.

À propos Heimat: Das Calanda-Bier wird zwar noch immer in Chur gebraut und abgefüllt, die Marke gehört jedoch zu Heineken Schweiz mit Sitz in Luzern. Es hätte also auch der Vierwaldstättersee mit Pilatus auf der Etikette landen können.

Urs Frei, Mediensprecher von Heineken weiss von der Verwechslungsgefahr: «Ich muss die Ostschweizer leider enttäuschen: Der See ist leider nicht der Seealpsee.» So wie auf der Etikette gebe es den See nicht, aber man habe sich von diversen Seen im Kanton Graubünden inspirieren lassen.

veröffentlicht: 20. Dezember 2016 16:42
aktualisiert: 20. Dezember 2016 17:44
Quelle: rr/rar

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