Wiederverkäufer

Genialer Trick gegen Sneaker-Bots

29.08.2019, 09:26 Uhr
· Online seit 07.08.2019, 09:54 Uhr
Kommt ein spezieller Turnschuh in limitierter Auflage in den Verkauf, wittern Wiederverkäufer das grosse Geschäft. Ein Frankfurter Skatershop trickst diese geschickt aus.
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Hunderte Meter stehen die Menschen vor den Shops an. Sie kommen schon früh, teilweise zelten sie Tage zuvor auf der Strasse. Und das alles nur wegen eines Turnschuhs. Die «Limited Edition» Sneakers sind begehrt. Nur wenige gibt es zu kaufen, das lässt die Preise in die Höhe schnellen.

Wo hohe Preise bezahlt werden, sind die Geschäftemacher nicht weit. Mit sogenannten Bots wollen sie an die Schuhe über den Online-Verkauf kommen. Diese Computerprogramme können die Verkaufsseiten in sekundenschnelle mehrmals laden und bei Erfolg den Sneaker sofort bestellen. «Normale» Nutzer haben keine Chance dagegen. Die Schuhe landen danach auf dubiosen Wiederverkaufsseiten oder auf Online-Auktionsplattformen zu horrenden Preisen.

Bilder der Schuhe verkauft

Der Frankfurter Skaterladen Bonkers hatte davon die Schnauze voll. Die Server brachen regelmässig zusammen. «Wir hatten irgendwie 700'000 Aufrufe in der Minute. Welcher Server soll damit klarkommen?», sagt Martin Schreiber von Bonkers gegenüber «Solo».

Schreiber: «Irgendwann haben wir gesagt, wir stellen die Schuhe nicht mehr online. Wir haben es dann so gemacht, dass wir im Laden unsere Menge verkauft haben. Dazu haben wir uns ein altes Handy angeschafft und gesagt, ab 18 Uhr könnt ihr anrufen und wer durchkommt, kann ein Paar kaufen.» Die Aktion kam bei den Kunden sehr gut an, doch die Bots kamen noch immer auf die Website des Shops.

Dann kam die zündende Idee: «Wir haben uns gesagt, dass wir jetzt denen mal den Mittelfinger zeigen und digitale Bilder von den Schuhen verkaufen. Dann haben wir die Schuhe in jeder Schuhgrösse 3000 mal online gestellt, mit dem Titel ‹Bild von Schuh XY› und in die Produktebeschreibung geschrieben, dass es sich nicht um den Schuh handelt, sondern um sieben Produktbilder des Schuhs zu je 10 Euro.»

Ein Bot kennt den Unterschied zwischen dem echten Schuh und dem Bild des Sneakers nicht und bestellt. Am besten gleich mehrmals. «Das geile ist, du musst beim Check Out abhaken, dass du dir im Klaren bist, dass du ein digitales Produkt kaufst und keinerlei Rückgaberecht hast.» So hat Bonkers rasch mehr Geld mit Schuhbildern als mit echten Schuhen eingenommen. Natürlich blieben Reklamationen nicht aus. Zeigte jemand ernsthaft Reue, bekam es einen 70-Euro-Gutschein des Shops.

Lob von Nike

Nike fand die Aktion übrigens ziemlich cool. «Ich habe denen im Vorfeld mitgeteilt, dass ich das mache. Ich war dann in Amsterdam auf einem Nike Meeting und die haben das voll abgefeiert», sagt Schreiber.

Dass jemand, der einen begehrten Sneaker im Laden kauft, diesen nicht wieder weiterverkauft, kann damit natürlich trotzdem nicht ausgeschlossen werden. Schreiber: «Immerhin hat er sich die Mühe gemacht und vor dem Laden gepennt.»

veröffentlicht: 7. August 2019 09:54
aktualisiert: 29. August 2019 09:26
Quelle: rr

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