Tote und Verletzte bei Rassisten-Demo

13.08.2017, 07:12 Uhr
· Online seit 13.08.2017, 04:59 Uhr
An einer Kundgebung rechtsnationalistischer und rassistischer Gruppen hat sich im US-Bundesstaat Virginia massive Gewalt entzündet. Die Behörden in der Universitätsstadt Charlottesville sprachen am Samstag von insgesamt drei Toten und mindestens 35 Verletzten.
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Präsident Donald Trump kritisierte in allgemeiner Form die Gewalt - zog sich aber auch in der eigenen Partei Kritik zu, weil er die Rechtsextremisten nicht ausdrücklich als Urheber benannte.

Virginias Gouverneur, der Demokrat Terry McAuliffe, zeigte sich entsetzt über die Vorfälle. Er sprach von «weissen Rassisten und Nazis», die «Hass, Menschenverachtung und Gewalt» verbreiteten. Zu dem Aufmarsch hatten mehrere Gruppierungen vom extrem rechten Rand aufgerufen - unter ihnen der Ku Klux Klan. Manche Teilnehmer gaben sich auf Mützen und T-Shirts als Trump-Anhänger zu erkennen. Linke Gruppen veranstalteten eine Gegendemonstration.

Eine 32-jährige Frau wurde getötet, als ein Fahrzeug offenbar vorsätzlich in eine Gruppe von Gegendemonstranten raste. 19 weitere Menschen seien bei der Autoattacke verletzt worden, einige von ihnen schwer, sagte Polizeichef Al Thomas. Der 20-jährige Fahrer des Autos sei festgenommen worden. Gegen ihn werde wegen vorsätzlicher Tötung ermittelt. Unabhängig davon seien weitere 16 Menschen im Zusammenhang mit der Kundgebung verletzt worden.

Die US-Bundespolizei FBI übernahm unterdessen die Ermittlungen zu der tödlichen Auto-Attacke. Der Fall werde als möglicher Verstoss gegen die Bürgerrechtsgesetze behandelt, teilte das FBI am Samstagabend (Ortszeit) mit.

Zu den Opfern zählte die Polizei auch zwei Beamte, die beim Absturz eines Polizeihelikopters ums Leben kamen. Zu den Ursache des Absturzes bei Charlottesville wurde eine Untersuchung eingeleitet. Der Stadtrat von Charlottesville ermächtigte die Polizei am Abend (Ortszeit), eine Ausgangssperre zu verhängen, sollte dies nötig sein.

Gouverneur McAuliffe hatte den Aufmarsch kurz vor dem geplanten Beginn verboten, weil die Sicherheit nicht garantiert werden könne. Dennoch gerieten hunderte Anhänger rechter Gruppen mit linken Gegendemonstranten aneinander. Der Polizei gelang ihr nicht immer, die Gruppen auseinanderzuhalten. Sie setzte Tränengas ein, als Rechte mit Stöcken und einer Metallstange einen Gegendemonstranten blutig schlugen.

Einige der Rechtsextremisten erhoben die rechte Hand zum Hitler-Gruss. Viele führten Flaggen der früheren Südstaaten-Konföderation mit sich, die liberale US-Bürger als Symbol des Rassismus betrachten. Manche Teilnehmer führten Trumps Wahlkampf-Slogan «Make America Great Again» mit sich.

Trump verurteilte «auf schärfste Weise diesen ungeheuerlichen Ausbruch von Hass, Fanatismus und Gewalt auf vielen Seiten», wie er auf seinem Anwesen in Bedminster im Bundesstaat New Jersey sagte. «Es gibt keinen Platz für diese Art von Gewalt in Amerika.»

Kritiker auch in Trumps Republikanischer Partei bemängelten, dass der Präsident eine klare Schuldzuweisung an die rechtsextremen Demonstranten vermieden habe. Es sei «sehr wichtig, dass der Präsident die Ereignisse in Charlottesville als das beschreibt, was sie sind: als Terroranschlag weisser Rassisten», erklärte der republikanische Senator Marco Rubio.

Der dienstälteste republikanische Senator Orrin Hatch forderte: «Wir müssen das Übel beim Namen nennen. Mein Bruder hat nicht sein Leben im Kampf gegen Hitler gegeben, damit Nazi-Gedankengut hier zuhause ohne Widerstand akzeptiert wird.»

Politische Gegner werfen dem Präsidenten seit längerem vor, durch seine scharfe Rhetorik den rechten Rand in den USA zu stärken und zum Handeln zu ermutigen. Trumps unterlegene Wahlkampfgegnerin Hillary Clinton griff diese Kritik in einer Twitter-Botschaft auf: «Jede Minute, in der wir dies durch stillschweigende Ermunterung oder durch Nicht-Handeln hinnehmen, ist eine Schande.»

Der Protestmarsch unter dem Motto «Unite the Right Rally» (Kundgebung zur Vereinigung der Rechten) sollte sich gegen die Stadtverwaltung von Charlottesville richten. Diese will ein Denkmal des Bürgerkriegs-Generals Robert Lee entfernen lassen. Lee führte die Südstaaten-Truppen, die für die Sklaverei eintraten.

Gouverneur McAuliffe forderte die Teilnehmer nach den Ausschreitungen zur Abreise auf: «Unsere Botschaft ist klar und einfach: Geht nach Hause. Ihr seid in dieser schönen Stadt nicht willkommen.»

veröffentlicht: 13. August 2017 04:59
aktualisiert: 13. August 2017 07:12
Quelle: SDA

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