Hier wird die Hanfzigi gemacht

12.07.2017, 16:01 Uhr
· Online seit 12.07.2017, 13:53 Uhr
Neben Parisienne, Chesterfield und Marlboro findet man seit kurzem im Coop ein ganz spezielles Päckli Zigaretten. Es ist grün-weiss gestreift und enthält Hanf. Die Hanf-Zigarette der Marke Heimat wurde von der Firma Koch & Gsell in Steinach entwickelt. Wir haben in der Produktion vorbei geschaut.
Lara Abderhalden
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Kaum steigt man in Steinach bei der Firma Koch & Gsell aus dem Auto, riecht man einen leichten Hanf-Duft. Das Gebäude ist auf der Seite vollkommen geöffnet. Mehrere Mitarbeiter sind dabei, hunderte von Zigaretten zu sortieren. Am Boden verteilt liegt Tabak zum Trocknen. «Diesen Tabak erhalten wir von einem regionalen Bauern», erklärt Roger Koch. Roger Koch gehört nicht nur die Firma, er ist auch derjenige, der die erste Hanfzigarette der Welt entwickelt hat.

«Die menschliche Natur ist faul»

«Ich rauche gerne und ich habe gerne Hanf, so bin ich vor knapp einem Jahr auf die Idee einer Hanfzigarette gekommen. Ich mache immer Produkte, die ich auch selber geniessen kann.» Schon bevor Hanf mit einem THC-Gehalt von unter einem Prozent legal wurde, bastelte Roger Koch an einer neuen Mischung. Damals fehlte aber noch die gesetzliche Grundlage. Kaum war diese da, dauerte es rund vier Monate bis Koch & Gsell die Bewilligung für ihre Hanfzigarette hatte.

Hanf mit einem THC-Gehalt von unter einem Prozent gibt es schon länger. Bis jetzt aber nur zum selber drehen. «Ich glaube die menschliche Natur ist faul. Mit unserer Hanfzigarette müssen die Leute nicht mehr selber drehen. Sie können überall eine heraus nehmen und anzünden und haben dennoch das Hanf-Feeling. Man kann die Zigarette geniessen ohne dafür zu arbeiten.»

Nicht mit so viel Interesse gerechnet

Arbeit hat Roger Koch seit Mittwochmorgen viel. Seit 6.15 Uhr klingelt das Telefon ununterbrochen. «Wir haben schon damit gerechnet, dass es einen Hype geben wird, dass die Leute uns aber gleich die Bude einrennen, hätten wir nicht gedacht.» Bereits seien doppelt so viele Bestellungen eingegangen, wie die Firma überhaupt produzieren kann. «Wir laufen auf dem Zahnfleisch. Wir haben zu wenig Leute und können zu wenig produzieren.»

Bude stinkt nach Hanf

Schaut man sich in der Produktion von Gsell & Koch um, kann man den Tabakliebhaber verstehen. Rund zehn Leute arbeiten im Betrieb, viele nur vorübergehend. Von einem Bauern wird der Tabak angeliefert, er wird verarbeitet und zum Trocknen ausgelegt. Von Hand wird der Tabak schliesslich mit dem Hanf vermischt und in eine Maschine gegeben. Diese verarbeitet die Mischung zu fertigen Zigaretten. «Klar, stinkt die ganze Bude nach Hanf. Wir haben uns aber schon an den Geschmack gewöhnt.»

Der Geschmack sei das eine, die Verarbeitung das andere: «Am Anfang hatten wir grosse Mühe mit dem Hanf. Das Harz des Hanfs hat uns regelmässig die Maschine verklebt. Nun haben wir aber eine Lösung gefunden, wie das nicht passiert, diese wird aber nicht verraten», sagt Roger Koch schmunzelnd.

Es wird Nachahmer geben

Gut möglich nämlich, dass es Nachahmer geben wird: «Es wird Personen geben, die auch auf den Zug aufspringen, aber das ist gut. Wir beleben den Markt.» Dass es auch kritische Stimmen geben wird, ist sich Roger Koch gewöhnt: «Dem Rauchen werden zu wenig positive Seiten abgewonnen. Rauchen generell ist umstritten, das CBD allerdings nicht unbedingt. Ich finde es gibt kaum geselligere Runden als unter Rauchern. Ausserdem wirkt es auf mich inspirierend.» Bei Kritik schaltet Roger Koch gern einmal auf Durchzug.

«Eine Zigarette mit Geschmack»

Da das Produkt nicht high macht, ist es nicht mit einem Joint zu vergleichen, sagt auch die St.Galler Kantonsärztin Danuta Reinholz: «Es ist kein Coop-Joint. Der THC-Gehalt ist unter einem Prozent und CBD macht nicht high oder hat eine psychotrope Wirkung. Dennoch ist es immer noch eine Zigarette und Zigaretten sind natürlich schädlich für den Körper.» Für Danuta Reinholz ist die Hanfzigarette mehr ein Gag: «Es ist eigentlich eine normale Zigarette mit Geschmack.»

Langzeitwirkung noch nicht erforscht

Allerdings warnt sie davor, dass die Langzeitwirkung von Cannabidiol, dem CBD, noch nicht abschliessend erforscht wurde: «Man konnte keine direkten Folgen feststellen, dennoch ist nicht erforscht, ob Cannabidiol längerfristig zu Schäden führen kann.» Diese Meinung teilt auch Regine Rust von der Stiftung Suchthilfe. «Die Konsumform ist nicht zu unterstützen. Denn es handelt sich um ein Nikotin-Produkt und dieses hat Suchtpotential.» Dennoch hat sie gegen das legale Cannabis an sich nichts einzuwenden: «Der Konsum von CBD hat kein hohes Suchtpotential und wir von der Stiftung Suchthilfe setzten uns grundsätzlich für eine kontrollierte Abgabe ein.» Allerdings nicht in Form von Zigaretten sondern eher in Form von Tropfen oder einer Tinktur.

Erhältlich ist die Hanfzigarette vorerst bei Coop und später auch bei anderen Detailhändler. Kostenpunkt: 19.90 Franken. Im Päckli enthalten sind vier Gramm CBD-Hanf. Roger Koch hat nur kurz Zeit für ein Interview. Er hat noch weitere Medientermine. Er ist ein gefragter Mann. «Ich bin mir diesen Medienrummel gar nicht gewöhnt», sagt er beim weglaufen und nimmt einen letzen Zug seiner Hanfzigarette.

veröffentlicht: 12. Juli 2017 13:53
aktualisiert: 12. Juli 2017 16:01
Quelle: abl

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