Hitze lockt Rossbrämen in die Badis

· Online seit 10.07.2019, 14:50 Uhr
Sie sind zwischen zwei bis drei Zentimeter gross, also in etwa halb so gross wie ein Zeigefinger, und gleichen in Form und Farbe einer ganz normalen Bräme – Rossbrämen. Sie treiben sich derzeit vermehrt in der Nähe von Gewässern auf. Dies hat mit dem schwülen Wetter zu tun.
Lara Abderhalden
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«Wir hatten vor dem Gewitter von vergangenem Wochenende sehr viele Rossbrämen in der Badi», sagt Wuko Ratkovic, Badmeister in der Badi Wattwil. Die Leute hätten teilweise Angst vor den grossen Insekten gehabt. «Ich musste Anti-Insekten-Mittel einsetzen. Danach, und mit dem Gewitter wurde die Situation besser», sagt der Badmeister. Jetzt habe es kaum mehr Rossbrämen.

Ein Stich einer Rossbräme ist schmerzhaft

Dass Rossbrämen vor allem vor Gewittern aus ihren Verstecken kriechen, ist nichts neues, bestätigt Toni Bürgin, Direktor des Naturmuseums in St.Gallen: «Ich habe auch beobachtet, dass es derzeit relativ viele, der grossen, sogenannten Rossbrämen hat. Wenn es schwül und heiss ist, schlüpfen die Tiere aus der Verpuppung und halten nach einer Blutmahlzeit Ausschau.» Das alles geschehe in der Nähe von Gewässern, da sich der Lebenszyklus der Rossbrämen im Wasser abspiele.

Rossbrämen unterscheiden sich nicht nur in der Grösse von ihren kleineren und berühmteren Verwandten, den normalen, sogenannten Regenbrämen. «Das Mundwerk einer Rossbräme ist grösser als das einer Regenbräme, deshalb ist ein Stich einer Rossbräme deutlich schmerzhafter», erklärt Toni Bürgin. Ein Stich einer Rossbräme könne deshalb noch eine Weile bluten.

Rossbrämen können Ausschläge auslösen

Allerdings sind Rossbrämen weniger aggressiv als Regenbrämen: «Ich hatte noch nie einen Rossbrämenstich, von den kleineren Brämen haben mich aber schon viele gestochen», erklärt der Naturmuesumsdirektor. «Gegen die grossen Brämen ist man eher gewappnet und kann sie rechtzeitig verscheuchen.»

Was die beiden Brämenarten gemeinsam haben: «Es sind immer die Weibchen, die zustechen. Männchen ernähren sich von Pollen und Nektar», erklärt Toni Bürgin. Wie bei den Mücken brauchen die Brämen-Weibchen das Blut als Nährstoff für ihre Eier.

Gefährlich ist ein Rossbrämen-Stich grundsätzlich nicht. Wie bei Bienen- oder Wespenstichen könnte ein Stich einen allergischen Schock auslösen. «Es gibt Leute, die extrem auf Rossbrämen-Stiche reagieren und vielleicht Ausschläge oder ahnliches bekommen. Andere stecken so einen Stich leichter weg», sagt Bürgin. Krankheiten übertragen können die heimischen Rossbrämen nicht.

Für Tiere relativ ungefährlich

Grundsätzlich harmlos sind die Insekten für Tiere, wie beispielsweise Pferde: «Es gibt diesen Mythos, dass sieben Rossbrämen ein Pferd töten können. Das ist ein Märchen. Das stimmt so nicht. Es kann höchstens bei einem Massenbefall der blutsaugenden Tieren zu einem massiven Blutverlust führen», sagt Toni Bürgin. Er habe aber noch nie von einem Tier gehört, dass durch Rossbrämen-Stiche gestorben ist. «Die Kühe auf den Weiden haben sich an die Rossbrämen gewöhnt und ihr Verhalten angepasst. Sie haben ausserdem ein dickeres Fell, weshalb ihnen Stiche erst im Massenbefall etwas anhaben können.»

Kaum Schmetterlinge vorhanden

Es sind übrigens nicht nur Rossbrämen, die uns vermehrt um die Ohren flattern. Auch Fliegen, Bienen oder Hummelm habe es im Moment viele. «Was mir hingegen auffällt: Es fehlt an Schmetterlingen, davon habe ich in diesem Sommer nur einzelne gesehen», sagt Bürgin. Woran das liege, könne er nicht sagen. «Es könnte einen Zusammenhang mit dem Insektensterben haben. Die Insektenpopulationen haben generell auf der ganzen Welt abgenommen.»

Die grossen Brämen haben wir bald ausgestanden. Gemäss Toni Bürgin tauchen sie hauptsächlich zwischen April und August auf. «Wenn es im September nicht nochmal schwül und heiss wird, sind die Rossbrämen in gut einem Monat weg.»

So merkt man, von wem der Insektenstich stammt

Wespenstich: Fühlt sich eine Wespe bedroht, sticht sie zu. Der Stich einer Wespe ist schmerzhaft und sehr gut zu sehen. Rund um die Einstichstelle zeigen sich ziemlich schnell gerötete Schwellungen. In diesem Fall sollte sofort gekühlt werden.

Bienenstich: Im Vergleich zum Wespenstich bleibt der Stachel bei der Biene in der Haut stecken. Wespen können mehrmals zustechen, Bienen allerdings nur einmal. Stechen sie zu, sterben sie. Deshalb stechen Bienen nur dann, wenn sie sich äusserst bedroht fühlen. Auch ein Bienenstich schmerzt und der Stachel sollte so rasch wie möglich entfernt werden, sonst gibt er weiterhin Gift in die Einstichstelle ab. Auch Bienestiche sollten wegen ihren Schwellungen sofort gekühlt werden.

Hummelstich: Hummel sind eigentlich ziemlich friedlich, sie stechen wirklich nur bei grosser Bedrohung zu. Hummelstiche sind meist weniger schmerzhaft als Wespen- und Bienenstiche, haben aber ebenfalls eine deutliche Rötung zu Folge und schwellen an.

Hornissenstich: Hornissen lösen die stärkste Reaktion der Haut aus. Die Einstichstelle brennt sehr stark, schwillt an und rötet sich. Ein Hornissenstich ist schmerzhafter als beispielsweise der einer Biene, da die Hornisse beim Stechen mehr Gift in den Körper abgibt. Hornissen sind wie Hummel, aber ziemlich friedlich und es kommt selten zu Attacken.

Mückenstich: Mücken geben beim Stechen eine schmerzstillende Substanz ins Blut ab, deshalb merkt man oft nicht, wenn man von einer Mücke gestochen wird. Erst kurze Zeit nach dem Stechen, beginnt die Stelle zu Jucken. Kratzen sollte man aber auf keinen Fall. Stattdessen können ein Löffel oder eine Münze helfen, die man auf ungefähr 50 Grad erwärmt und auf die betreffende Stelle legt. Dadurch sollte der Juckreiz abnehmen. Sicher helfen Gels, die Antihistaminika enthalten.

Brämenstich: Brämen haben eine Art Säbel als Mund. Dieser bohrt sich direkt in die Hand, deshalb tun diese Stiche auch sofort weh. Nach ganz kurzer Zeit ist bei der Einstichstelle ein Hügeli zu sehen und ein stärkerer Juckreiz als bei einem Mückenstich setzt ein. Rossbrämenstiche sind noch schmerzhafter und die Schwellung kann bis zu zwei Wochen bleiben.

Flöhe: Flohbisse jucken sehr stark und bilden rötliche kleine «Büggeli». Diese lassen sich mit Cremes oder Gels behandeln, die Antihistaminika oder Glukokortikoide enthalten. Meist treten Flohbisse im Dreierpack auf, da die Flöhe oft zuerst Probebisse machen, bevor sie sich für eine Stichstelle entscheiden.

(abl)

 


veröffentlicht: 10. Juli 2019 14:50
aktualisiert: 10. Juli 2019 14:50

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