«Hund bleibt, auch wenn Herrchen stirbt»

· Online seit 16.11.2018, 11:46 Uhr
Sein Herrchen galt seit rund zwei Wochen als vermisst und wurde am Dienstag von Liechtensteiner Polizisten tot aufgefunden. Doch Schäferhund «Jago» wich nicht von seiner Seite. Laut einer Tierpsychologin nichts Aussergewöhnliches.
Laurien Gschwend
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Zwei Wochen fehlt von H. H. aus Walenstadt jede Spur. Der einzige Hinweis, den die St.Galler Kantonspolizei hat, ist der «Subaru», den der 71-Jährige auf einem Parkplatz in Balzers FL abgestellt hat. Am Dienstag nimmt die Suchaktion ein tragisches Ende: Liechtensteiner Polizisten finden aufgrund des Hinweises einer Wanderin die Leiche des Mannes, der «eher zurückgezogen» lebte, unterhalb eines steilen Geländes. Die Einsatzkräfte gehen davon aus, dass er abgestürzt sein muss (FM1Today berichtete).

Der St.Galler war zu seinem Todeszeitpunkt nicht alleine. Bei der Bergung der Leiche fanden die Polizisten unmittelbar neben ihm seinen unverletzten Schäferhund «Jago». In Liechtenstein ist es bereits der zweite solche Fall innerhalb weniger Tage: Eine 48-jährige Frau ging am Sonntag in Schaan spazieren und stürzte in den Tod. Ihr Hund wurde ebenfalls lebend in der Nähe der Fundstelle gefunden.

Liebe über den Tod hinaus

Manuela Albrecht, Tierpsychologin und Hundetrainerin aus Wittenbach, ist nicht überrascht, als sie vom Verhalten von Schäferhund «Jago» hört. «Das ist nicht aussergewöhnlich. Der Hund ist so ein lieber Begleiter des Menschen, dass er auch bleibt, wenn sein Herrchen stirbt.»

Liege jemand leblos da, stupse ihn der Hund an, um zu signalisieren, dass er noch da ist. «Reagiert der Besitzer nicht, bewacht ihn der Hund und bleibt an seiner Seite. Wo soll er sonst auch hin?» Eine solche Situation ist laut Albrecht «sehr traumatisierend» für ein Tier. Insbesondere Schäferhunde würden auch länger als zwei Wochen warten – «bis der Mensch aufsteht oder Hilfe kommt».

«Irgendwann wird es kritisch»

Zwei Wochen seien aber schon eine sehr lange Zeit, wie die Hundeexpertin feststellt. «Ich nehme an, dass der Hund in dieser Zeit nichts gegessen hat.» Er habe keine Übung darin, in der Wildnis Nahrung zu jagen. «Eine gewisse Zeit überlebt er ohne Futter, irgendwann wird es aber auch für ihn kritisch.»

«Jago» wird nun vom Tierschutzverein Liechtenstein in Schaan aufgepäppelt. «Was er jetzt braucht, sind Wärme, Sauberkeit, Futter und Wasser», sagt Manuela Albrecht. Psychisch sei es wichtig, «ihm ganz viel Liebe zu schenken». Sie wünscht sich, dass er an einen «guten Ort» kommt.

«Es gibt keine besseren Freunde»

In den Kommentarspalten auf FM1Today und Facebook bewundern User die Treue des Schäferhundes. «Der Hund ist beim Toten geblieben. Es gibt keine besseren Freunde als Hunde», schreibt «Zuschauer». Er könne Menschen nicht verstehen, die Hunde hassen. Leserin Stefanie fügt an: «Herzliches Beileid den Angehörigen und auch dem herzenslieben Hund.»

veröffentlicht: 16. November 2018 11:46
aktualisiert: 16. November 2018 11:46

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