«Ich bin schon etwas kribbelig»

12.08.2019, 19:32 Uhr
· Online seit 12.08.2019, 19:17 Uhr
Sie sind die Ostschweizer Hoffnungsträger: Der Toggenburger Daniel Bösch und der Thurgauer Samuel Giger gehören am Eidgenössischen in zwei Wochen zu den Favoriten. Nicht nur wegen ihres Sieges auf der Schwägalp.
Lara Abderhalden
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Doppelsieg auf der Schwägalp. Applaus. Die Ostschweiz feiert. Was am Sonntag unterhalb des Säntis' im Sägemehl passierte, ist für die Ostschweiz doppeltes Glück: Daniel Bösch und Samuel Giger gewinnen das Schwinget.

Inzwischen haben sie den Sieg aber sicher schon verdaut, wie die St.Galler Bratwurst und das Quöllfrisch nach der Rangverkündigung. Denn: Übernächstes Wochenende steht das Eidgenössische Schwingfest an und diesem gilt jetzt ihr gesamter Fokus. Diese Woche wird nochmals trainiert: «Ich möchte noch an ein paar Sachen feilen, die Blessuren ausheilen lassen und hart trainieren», sagt Daniel Bösch.

Schon hundert Kränze gewonnen

Bösch ist heuer bereits zum dritten Mal an einem Eidgenössischen Schwingfest dabei. Sein bestes Resultat war ein siebter Rang vor drei Jahren. Er wirkt beim Interview nach dem Sieg auf der Schwägalp gelassen und fröhlich und trägt mit Stolz die rot-weisse Tracht. Der 31-Jährige hat in seiner Karriere schon über hundert Kränze geholt und gewann das letzte Unspunnenfest vor acht Jahren. Ein Eidgenössisches Schwingfest ist für ihn deshalb «Pipifax» – könnte man meinen. Weit gefehlt: «Wenn ich den ersten Gegner kenne und dann zum ersten Gang antrete, bin ich schon etwas kribbelig. Kommt der Gang gut, geht das Kribbeln vorbei.»

«Der Sieg hat gut getan»

Den Sieg am Sonntag musste Bösch mit dem zehn Jahre jüngeren Samuel Giger teilen. Dieser wirkt mit seinen grauen Haaren wesentlich älter als 21 Jahre. Sein verschmitztes, spitzbübisches Lachen verrät ihn aber und zeigt seine Jugendlichkeit. Komplett verschwitzt sagt Giger nach dem Sieg auf der Schwägalp: «Der Sieg hat gut getan. Ich gehe nun selbstbewusst nach Zug.»

So wirkt Samuel Giger auch: Selbstbewusst und ruhig. Gelassen. Seine zurückhaltende Art ist auch den Zuschauern aufgefallen: «Er spricht nie viel», bekommt man zu hören oder «die Ruhe in Person». Tatsächlich wirkt er im Sägemehl, als könne ihn nichts und niemand aus der Fassung bringen. Auch nicht eine junge Frau, die immer wieder seinen Namen schreit. «Saaaamuuueeeeel». Ihm falle zwar auf, dass die Leute rufen aber: «Ich bin immer ziemlich fokussiert. Ich nehme die Rufe wahr, lasse mich dadurch aber nicht aus dem Konzept bringen.» Nach dem Gang könne er schon emotional werden und das Publikum dann auch geniessen.

«Kann immer ruhig schlafen»

Emotionale Ausbrüche zeigen sich bei Samuel Giger in einem breiten Lächeln und beim Abklatschen mit den kleinen Schwingfans, die dem 21-Jährigen ihre T-Shirts entgegen halten, zusammen mit schwarzen, wasserfesten Markern. Für ein Foto posiert der Thurgauer auch mit Stumpen.

Die Gelassenheit kann sich aber auch beim ruhigen Thurgauer in Nervosität verwandeln. «Ich bin schon etwas kribbelig, wenn ich an das Eidgenössische in zwei Wochen denke. Aber wenn das Kribbeln fehlt, dann geht das Schwingen nicht gleich gut.» Er hoffe, dass er sein ganzes Können und seine Leistung in Zug abrufen könne. Trainieren werde auch er, wie Daniel Bösch, vor allem noch in dieser Woche. Die Woche vor dem Eidgenössischen Schwingfest heisst es dann Herunterfahren.

Unruhige Nächte hat er wegen des Schwingfests nicht: «Ich kann grundsätzlich immer ruhig schlafen. Ich werde es in Zug einfach so machen wie immer.»

Neben Samuel Giger und Daniel Bösch gehört auch der Bündner Armon Orlik zu den Hoffnungsträgern am Eidenössischen Schwingfest,  das vom 23. bis 25. August in Zug stattfindet. Orlik führt derzeit die Jahreswertung an. Weitere Ostschweizer Kandidaten mit guten Chancen sind Domenic Schneider, Michael Bless oder Marcel Kuster. Auch der Toggenburger Schwingerkönig Nöldi Forrer wird am Eidgenössischen Schwingfest in zwei Wochen dabei sein.

(abl)

 

veröffentlicht: 12. August 2019 19:17
aktualisiert: 12. August 2019 19:32

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