Im Sittertobel ist es zu warm für Glacé

29.06.2019, 06:48 Uhr
· Online seit 28.06.2019, 18:05 Uhr
Sommer, Sonne, Sonnenbrände - das ist das Motto am 43. OpenAir St.Gallen. Wer im Sittertobel ist, muss sich abkühlen mit Wasser, einem Bad in der Sitter und Eiswürfeln. Was offenbar niemand will, ist eine Glacé.
Lena Rhyner
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Das Sittertobel kocht. Die Sonne prallt mit voller Wucht auf die Pavillon-Wüste, Strohhüte und die nackten Oberkörper. Die Zeltplätze sind erstaunlich leer, doch schnell wird klar, wo alle OpenAir-Besucher sind: Wie Kamele in der Wüste strömen sie zur Openair-Oase, der Sitter, um aus der Hitze Segen statt Fluch zu machen. «Hier im Schatten bei der Sitter ist die Hitze total erträglich», sagt Paavel, während er in seinem Campingstuhl sitzt und die Füsse in die - gar nicht mal so kalte - Sitter hält. Was nach einem lauschigen Bad in der Sitter klingt, ist ein Massenauflauf am kühlen Nass. Wer kann, schwingt sich in die Sitter, lässt sich treiben, sitzt mit den Stühlen direkt ins Wasser und sonnt sich auf dem unebenen Steinstrand. «Wir sind froh, haben wir unseren Platz direkt neben der Sitter», sagt David aus Basel. Heute würden sie bestimmt auch noch baden gehen. «Das Openair hat gerade erst angefangen, jetzt ist das Wasser noch sauber», sagt er.

Niemand will Glacé essen

Abkühlung bietet eigentlich auch der Soft-Ice-Stand auf dem Openair-Gelände. Der Betreiber der Glacé-Maschine kann aber nicht mit überirdischen Umsätzen prahlen. «Die Leute kühlen sich mit kalten Getränken, salzigen Speisen und einem Sprung in die Sitter ab», sagt er, da wolle niemand ein Glacé essen. «Es kann auch zu heiss für Glace sein», sagt er.

Auch für Eiswürfel scheint es zu heiss zu sein. «Wir verkaufen nicht viel mehr Eiswürfel wie in den Jahren davor», sagt der Betreiber der Eiswürfel-Ausgabe. Vielleicht auch, weil sie schon fast weg geschmolzen sind, bis man seinen eigenen Zeltplatz erreicht hat.

Wer ins Tobel geht, wird nass

Wer vom heissen Wetter aber bestimmt profitiert sind all jene, die Wasserpistolen, Wasserballone und Spritzflaschen verkaufen. Man kommt keine zehn Meter weit, ohne nass zu werden. «Es gibt immer jemanden, der dich anspritzt», sagt Nina aus St. Gallen. Die Wasserpistolen-Täter finden hingegen gar nicht, dass sie etwas Unrechtes tun. «Wir kühlen doch alle ab, wir wollen nur, dass niemand einen Sonnenstich bekommt», begründet Pascal, die Wasserpistole in seiner Hand. Und auch Sarosch findet: «Wir tun der Menschheit etwas Gutes. Wir nutzen unsere ganze Kraft, um die Leute abzukühlen.»

Schlafen im Zelt - ein Ding der Unmöglichkeit

Der Zeltplatz am diesjährigen OpenAir St.Gallen weist deutlich mehr Löcher auf, als in den Jahren davor. Wo man vor Jahren noch fast mit Fäusten um einen Zeltplatz kämpfen musste, sind Teile der Wiese noch unberührt. Lediglich bei den Schattenplätzen ist kein Fleckchen mehr frei. Und wer doch einen Platz in der Sonne hat, der leidet. «Ich bin heute morgen im Zelt aufgewacht, die Hitze war fast unerträglich», erzählt Marco aus Rorschach. Die Müdigkeit sei am Morgen aber noch zu stark gewesen. «Ich habe so lange im Zelt geschlafen, bis ich förmlich auf meinem eigenen Schweiss aus dem Zelt geflutscht bin», sagt Marco.

Quelle: FM1Today

Auch in den restlichen OpenAir-Tagen ist wettertechnisch keine Abkühlung in Sicht. Die Sitter, genügend Trinkwasser und Sonnenschirme werden bis am Sonntag die einzigen Möglichkeiten bleiben, um im Sittertobel einen kühlen Kopf zu bewahren.

veröffentlicht: 28. Juni 2019 18:05
aktualisiert: 29. Juni 2019 06:48
Quelle: rhy

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