In Egnach bleiben Strassen weiss

· Online seit 12.01.2019, 17:21 Uhr
Es ist der erste Winter, in dem in Egnach ein differenzierter Winterdienst betrieben wird. Während einige Strassen schwarz geräumt und gesalzen werden, bleiben andere weiss.
Fabienne Engbers
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«Kein Winterdienst.» Diese Tafel steht in Egnach auf mehreren Nebenstrassen. Neben der Tafel türmen sich Schneeberge, die Strasse ist nur durch braune Reifenspuren erkennbar.

Erst werden Erfahrungen gesammelt

Es ist der erste Winter, in dem die Gemeinde Egnach am Bodensee einen differenzierten Winterdienst durchführt. Dies bedeutet, die Strassen, für welche die Gemeinde zuständig ist, werden in drei Kategorien geteilt. Die grünen Strassen werden schwarz geräumt und gesalzen, die gelben Strassen werden nur geräumt, ohne zu salzen und die roten Strassen werden bis zu einer gewissen Schneemenge überhaupt nicht geräumt. Die gesamte Übersicht im Detail gibt es hier.

«Wir sammeln nun Erfahrungen mit diesem System. Ob es sich bewährt, kann man vermutlich erst nach einem oder zwei Wintern einschätzen», sagt Reto Bischof, Leiter des Werkhofs Egnach. Das System sei deutlich komplizierter, als man auf den ersten Blick meint. «Die Situation wird von Tag zu Tag neu eingeschätzt», sagt Bischof. Solange es kalt bleibt, könne man Strassen räumen ohne sie zu salzen, wird es jedoch wärmer, könne das gefährlich werden.

Einsparungen und Umweltschutz angepeilt

Ziel des differenzierten Winterdienstes ist neben einer effizienteren Räumung und der damit verbundenen Einsparung von Kosten auch der Schutz der Umwelt. Egnach besitzt 63 Kilometer Gemeindestrassen, nur grosse Hauptstrassen, die durch die flächenmässig sehr grosse Gemeinde hindurch gehen, werden vom Kanton Thurgau geräumt.

Dadurch, dass ein Teil der Gemeindestrassen nicht mehr gesalzen wird, werden die Dorfbäche neben den Strassen weniger verschmutzt. Letztlich gelangt entsprechend weniger «Salzwasser» in den Bodensee. Auch hier wird sich erst im Frühjahr zeigen, wie gross das Potenzial der Massnahmen ist.

Egnach als Versuchskaninchen

Ursprünglich planten mehrere Gemeinden im Thurgau die Einführung eines reduzierten Winterdienstes, wie das Tagblatt berichtete. Tatsächlich eingeführt hat ihn diesen Winter nur Egnach. Sind die Erkenntnisse nach dem ersten Winter positiv, werden vermutlich weitere Thurgauer Gemeinden nachziehen. Höher liegende Gemeinden wie Ilanz im Kanton Graubünden betreiben seit Längerem einen reduzierten Winterdienst.

Schlittenfahrten auf den Flurstrassen

Wird eine Strasse nur noch geräumt, wenn es sehr grosse Schneemengen gibt, bleibt sie durch die Autospuren im Schnee trotzdem befahrbar. Ausserdem sind auf den Flurwegen, welche die kleinen Weiler der Gemeinde verbinden, nebst Fussstapfen auch Hundespuren und Schlittenspuren zu erkennen. Die Kinder aus «Siebeneichä» und «Muusacker» nehmen für den Schulweg jetzt den Schlitten, für die Schneeballschlacht auf dem Schulhausplatz sind sie entsprechend gut gerüstet.

veröffentlicht: 12. Januar 2019 17:21
aktualisiert: 12. Januar 2019 17:21
Quelle: enf

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