Informationsfehler nach tödlichem Unfall

28.06.2019, 14:51 Uhr
· Online seit 28.06.2019, 13:41 Uhr
Trotz des Todes eines 14-jährigen Schülers soll es die traditionelle Maiensässfahrt in Chur weiterhin geben. Das erklärte der Churer Stadtrat an einer Medienkonferenz. Gleichzeitig gibt der Stadtrat einen Kommunikationsfehler mit den betroffenen Eltern bekannt.
Dumeni Casaulta
Anzeige

«Die 165-jährige Tradition der Maiensässfahrt soll weitergeführt werden», sagt der Churer Stadtpräsident Urs Marti an einer Medienkonferenz am Freitagvormittag. Der Stadtrat will den Anlass aber einer umfassenden Sicherheitsüberprüfung durch externe Sachverständige unterziehen. Aktuell werden von fünf Firmen entsprechende Offerten eingeholt.

Stadtrat schreckt vor «weitreichenden Entscheiden» nicht zurück

Die Untersuchung soll die Maiensässfahrt als ganzes beleuchten. «Von den Prozessen, Entscheidungen, über die Kommunikation und Information bis hin zu den topografischen und anderen Risiken», sagt Patrik Degiacomi, Vorsteher des Departements Bildung, Gesellschaft und Kultur der Stadt Chur. Aus den möglichen Risiken und Empfehlungen will der Stadtrat Massnahmen ableiten. «Muss man allenfalls mehr absperren oder besser begleiten», fasst Degiacomi mögliche Massnahmen zusammen. Auch vor «weitreichenden Entscheiden» schrecke man nicht zurück. Wobei man den Traditionsanlass erhalten wolle und das Wohl der Kinder natürlich immer im Zentrum stehe. Gleichzeitig betont der Stadtrat, dass auch bisher die Sicherheit der Maiensässe und die Begehbarkeit der Wege jeweils überprüft worden ist.

Kommunikationsfehler mit den betroffenen Eltern

Der Stadtrat musste an der Medienkonferenz auch einen Kommunikationsfehler einräumen. An der Medienkonferenz am 24. Mai, dem Tag nach dem tödlichen Unglück, sagte Patrik Degiacomi man habe die Eltern bis am Abend nicht erreichen können. Das stimmt nicht. «Sinngemäss wurde mir an jenem Abend mehrmals gesagt, dass die Eltern noch nicht informiert werden konnten. Ich ging fälschlicherweise davon aus, dass das versucht wurde. Es schien mir das einzig Logische», sagt Degiacomi. Fakt ist: Die Polizei hatte bis am Abend gar nicht versucht, die Eltern zu erreichen. Dies, weil die Identität des Jungen noch nicht zweifelsfrei geklärt war. Die Identifizierung dauerte bis nach 20 Uhr, bestätigt die Kantonspolizei Graubünden auf Nachfrage von FM1Today.

Eltern erst am Abend informiert

Die Eltern wurden informiert, nachdem sie gegen 20.30 Uhr, auf der Suche nach ihrem Buben, bei der Schule angerufen hatten und anschliessend von der Polizei in die Schule gebeten wurden. «Bei einem Unfall mit Todesfolge ist es üblich, dass die Kantonspolizei die Hoheit über die Kommunikation hat», sagt Degiacomi.

Unfallhergang weiterhin unklar

Nach wie vor unklar ist der Unfallhergang. Bei der Staatsanwaltschaft laufen die Abklärungen dazu noch. «Wir bedauern das ausdrücklich», sagt Stadtpräsident Urs Marti. «Wir hätten gerne vor den Sommerferien Klarheit gehabt, wie der Unfall passiert ist, vor allem für die betroffene Familie.»

Am 23. Mai ist ein 14-jähriger Schüler bei der Maiensässfahrt tödlich verunglückt. Er stürzte von einer breiten Alpstrasse zweihundert Meter in die Tiefe. Über den Grund der Unglücks hiess es zunächst, der 14-Jährige sei beim Pinkeln abgestürzt. Dies wurde auch den Churer Lehrern so kommuniziert, wie FM1Today weiss. Offiziell bestätigt wurde dieser Unfallhergang indes noch nicht.

In der 165-jährigen Geschichte der Maiensässfahrt hat es bis ins Jahr 2019 nie einen tödlichen Unfall gegeben.

veröffentlicht: 28. Juni 2019 13:41
aktualisiert: 28. Juni 2019 14:51
Quelle: ham/cas

Anzeige
Anzeige