«Jemand wollte den Welpen loswerden»

· Online seit 03.01.2017, 05:51 Uhr
In den frühen Morgenstunden nach Neujahr wurde in Wil ein Hundewelpe in der Kälte ausgesetzt. Dank dem beherzten Eingreifen eines Passanten konnte er gerettet werden.
Raphael Rohner
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«Ich wollte gerade einschlafen, als ich draussen, in der eisig kalten Nacht, ein trauriges Jaulen gehört habe», sagt Sebastian Koller. Er war gerade ins Bett gegangen und döste langsam in den Schlaf. Er hatte ein mulmiges Gefühl, stand nochmal auf und sah aus dem Fenster: «Nirgends war jemand zu sehen am Wiler Weiher und ich machte mir Sorgen, dass etwas passiert sein könnte.»  Draussen war es unter Null Grad und es zogen Nebelfetzen über den gefrorenen Wiler Weiher. Koller, der gerade sein Studium zum Tierarzt abgeschlossen hatte, tauschte sein Pyjama nochmal mit den noch warmen Kleidern, schlüpfte von den Pantoffeln in die Strassenschuhe und ging dem Jaulen nach.

Als er beim Geissengehege angekommen war, fand er den Ursprung für das Jaulen: «Ein junger Welpe stand im Geissengehege. Ganz allein und verlassen.» Koller war sich sicher: «Jemand hat den kleinen Hund ausgesetzt!»

Hund kam nicht selbst ins Gehege

Mutig kletterte er zum kleinen Hund ins Gehege und rettete ihn zu sich in die warme Stube. Schliesslich alarmierte er die Polizei und diese dann die zuständige Stelle der Stadt. Nadja Müller, Tierschutzbeauftragte der Stadt Wil, rückte am Morgen aus um nach dem Welpen zu sehen: «So etwas ist furchtbar. Man sieht dem Hund an, dass er nicht geliebt wurde.» Darüber dass der Hund ausgesetzt wurde oder nicht, zweifelt Müller keine Sekunde: «Der Welpe wurde in einem geschlossenen Gehege für Ziegen zurückgelassen und so entsorgt. Er kann unmöglich von selbst ins Gehege gekommen sein.»

Rettung in letzter Sekunde

In der Nacht gab es Temperaturen unter Null Grad Celsius. «Für einen erst mehrere Wochen alten Welpen wäre die Nacht im Freien das Ende gewesen», enerviert sich Müller. Das Tier sei nicht gechipt und sei viel zu jung von seiner Mutter getrennt worden.

«Wir haben keine Anhaltspunkte, wem der Hund gehört, auch bei der Polizei hat sich niemand gemeldet», sagt Müller etwas traurig. Mittlerweile sitzt sie im Tierheim Papageien- und Büsihof in Dicken und hält dem tapsigen Welpen ihren Handrücken zu, um ihn zu füttern. Als der Welpe sich ein Leckerli geben lässt, sagt Müller glücklich und doch etwas bedrückt: «Ohne den Einsatz von Sebastian Koller wäre es wohl die letzte Nacht für den kleinen noch namenlosen Mischlings-Welpen geworden.» Der Welpe wird nun aufgepäppelt und soll am Freitag vom Tierarzt untersucht werden.

veröffentlicht: 3. Januar 2017 05:51
aktualisiert: 3. Januar 2017 05:51
Quelle: rar

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