Kaum Fische in Ostschweizer Gewässern

· Online seit 18.06.2018, 11:55 Uhr
Der Fischfang im Linthkanal, am Zürichsee und im Walensee geht immer weiter zurück. Seit Beginn der Aufzeichnung vor fast 80 Jahren sind noch nie so wenige Fische gefangen worden.
Vanessa Kobelt
Anzeige

Der Jahresbericht der Fischereikommission für den Zürichsee, Linthkanal und Walensee 2017 zeichnet ein düsteres Bild. Im vergangenen Jahr gingen die Fischfänge im Zürichsee und Zürich-Obersee weiter zurück und lagen um rund zehn Prozent tiefer als im bereits schlechten Vorjahr. Egli gingen so wenige ins Netz wie letztmals vor über 30 Jahren und auch der Rückgang beim Felchenfang war deutlich. Laut dem Schweizerischen Fischerei-Verband ist die Situation Bodensee ebenfalls in einem sehr kritischen Bereich.

So wenig Fische wie noch nie

Im Linthkanal wurden nur noch 421 Kilogramm Fisch gefangen. Dies ist der kleinste Fangertrag seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940. Während die Forellenfänge gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen haben, sind die Fänge der Äschen und Felchen nochmals deutlich eingebrochen. Bei den Barben wurde dieses Jahr ein deutlicher Rückgang verzeichnet.

Resultat im Walensee mittelmässig

Im Walensee fingen die Berufsfischer 2017 zehn Prozent weniger als im Mittel der vergangenen zehn Jahre. Am häufigsten zappelten Felchen in ihren Netzen. Zwar stieg der Fanganteil der Albeli ein wenig, dennoch bleibt diese Fischart für die Berufsfischer weiterhin unbedeutend. Die privaten Fischerinnen und Fischer fingen etwas mehr als im Vorjahr, vor allem Hechte, Felchen, Egli und Seeforellen.

Schlechter Gesundheitszustand

Laut Philipp Sicher, Geschäftsführer vom Schweizerischen Fischerei-Verband, sind die Gründe für den Rückgang vielfältig. «Wassertemperatur, Chemikalien und Nahrungsrückgang sind nur ein paar Beispiele», so Sicher. «All diese Faktoren führen zu verminderter Fortpflanzung, schlechtere Nahrungssituation, verschlechterten Gesundheitszustand der Fische.»

Kein gutes Zeichen für die Natur

Dass es den Fischen schlecht geht, sei auch ein schlechtes Zeichen für die Natur, sagt Philipp Sicher. «Geht es den Fischen schlecht, liegen die Ursachen bereits viel tiefer. Das heisst, der gesamte Lebensraum im Wasser ist angeschlagen, die gesamte Artenvielfalt ist gefährdet, weil der natürliche Nahrungskreislauf, vor und nach den Fischen, gestört ist.»

Jeder kann etwas dagegen tun

Positiv ist laut Philipp Sicher, dass man der Entwicklung entgegen wirken kann, indem zum Beispiel die Pestizide vermindert und die Lebensräume verbessert werden. Ein Problem hierbei seien fehlende Finanzen und der damit verbundene fehlende politische Wille zur Umsetzung. Jede Einzelperson könne aber zur Verbesserung beitragen, indem sie die Fischereiverbände und die Umweltorganisationen im politischen Kampf unterstützt. «Die Prozesse in der Natur brauchen viel Zeit: was wir jetzt verpassen, erkennen wir erst in einigen Jahren», so Philipp Sicher.

veröffentlicht: 18. Juni 2018 11:55
aktualisiert: 18. Juni 2018 11:55
Quelle: kov

Anzeige
Anzeige