Können Futterkrippen Wildunfälle vermeiden?

· Online seit 30.01.2019, 18:53 Uhr
Mit Signaltafeln und Geschwindigkeitsbeschränkungen warnen Behörden die Autofahrer derzeit vor Wild, das die Strasse in Herden überqueren kann. Hirsche und Rehe suchen wegen des Schnees vermehrt Futter im Tal. Damit es weniger Unfälle gibt, wäre eine Möglichkeit, die Tiere in höheren Lagen zu füttern.
Lara Abderhalden
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Beinahe 20 Autofahrer kollidierten in den letzten Tagen in der Region bei Bad Ragaz mit Rotwild. Zehn Tiere starben dadurch. Eine Idee, um solche Unfälle zu verhindern, wäre es, Futterkrippen in höheren Lagen aufzustellen. Dadurch könnte das Wild davon abgehalten werden, überhaupt bis ins Tal zu kommen. Diese Idee würde dem Wild aber mehr schaden als nützen, ist der kantonale Wildhüter des St.Galler Oberlands Rolf Wildhaber überzeugt: «Die Krippen sind nicht besonders gross. Deshalb kann das Futter aufnehmen für einige Tiere zum Stress werden. Diejeigen, die das Futter am nötigsten haben, würden dabei untergehen.»

Gemäss Rolf Wildhaber würden die Tiere einander beissen oder schubsen, um an das Futter zu kommen: «Die würden sich nur noch plagen.»

Wildwechsel in Gams:

«Tiere wollen, dass man sie in Ruhe lässt»

Gleicher Meinung wie der Wildhüter ist auch der WWF. Das vermeintlich helfende Futter sei eine Todesfalle, sagt Barbara Vincenz, Wildbiologin des WWF: «Wir haben langjährige Erfahrungen in diesem Bereich und herausgefunden, dass Futterstellen mehr Schaden als nützen. Dies hat unterschiedliche Gründe. Unter anderem braucht das Wild Ruhe. Es will das man es in Ruhe lässt in der Wildruhezone.»

Für aussergewöhnliche Situationen, wie sie derzeit wegen des vielen Wilds herrscht, gibt es ähnliche wirkungsvollere Massnahmen als das Füttern: Das Brosholz. Vor den Hauptverkehrszeiten werden Bäume gefällt, an denen die Tiere knabbern können und sie so von der Strasse wegbleiben. Diese Massnahme wird zurzeit teilweise angewendet und das Wild so auch von der Strasse abgehalten.

Mehr Hirsche als früher

«Seit die Tiere vermehrt ins Tal kommen, verhungern sie weniger, dafür werden sie mehr überfahren», sagt Rolf Wildhaber. Trotz häufigeren Wildunfällen ist die Hirschpopulation in den letzten Jahren angewachsen. «Die Zahl der Hirsche hat im Vergleich zu der Zeit, vor über zehn Jahren, als wir die Tiere noch fütterten, zugenommen», sagt Rolf Wildhaber. Verboten ist die Wildfütterung bis heute nicht. Die Behörden appellieren aber an die Bevölkerung, dem Wild kein Futter zu geben.

(Sarah Wagner/abl)

TVO-Beitrag vom 30. Januar 2019:

veröffentlicht: 30. Januar 2019 18:53
aktualisiert: 30. Januar 2019 18:53

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