Leittier war unter den toten Schafen

03.01.2018, 19:21 Uhr
· Online seit 03.01.2018, 10:31 Uhr
In der Nacht von Freitag auf Samstag hat ein Jäger zwischen Affeltrangen und Thundorf versehentlich vier Schafe erschossen. Drei weitere musste ein Metzger notschlachten.
René Rödiger
Anzeige

Roman Scherrer/St.Galler Tagblatt

Er dachte, er habe auf ein Wildschwein gezielt. Tatsächlich aber hat ein Jäger in der Nacht vom Freitag auf Samstag in einem Waldstück zwischen Affeltragen und Thundorf vier Schafe erschossen. Die Kantonspolizei Thurgau kann den Vorfall bestätigen.

«Ich habe schon einiges erlebt, aber erschossen wurde bis anhin noch keines meiner Schafe», sagt der Besitzer der betroffenen Schafherde, Johannes Barandun. Die Verwechslung von Schaf und Wildschwein sei für ihn zwar nicht nachvollziehbar. «Allerdings war ich nicht selbst vor Ort und will deshalb auch über niemanden urteilen», so Barandun. Am Samstag, um etwa ein Uhr in der Nacht, wurde der Herdenbesitzer vom Klingeln seines Telefons geweckt. Anrufer war die Polizei, die ihm die schlechte Nachricht überbrachte.

Tiere sind nicht ausgebüxt

Der Hirte, der an jenem Abend die Herde beaufsichtigte, geht schon viele Jahre mit den Schafen in das Waldstück bei Affeltrangen, um jeweils dort zu übernachten. So wollte er es auch am vergangenen Freitagabend tun.

Als er sich gerade sein Abendessen gekocht hat, hörte er die ersten Schüsse. Er nahm an, der Jäger habe Wildtiere getroffen, und habe sich deshalb nicht um seine Herde gesorgt. Vor den letzten beiden Schüssen gab es eine längere Pause. Dass der Jäger seine Schafe erschossen hat, merkte der Hirte erst, als es bereits zu spät war. «Besonders schmerzt den Hirten, dass sein Leittier unter den erschossenen Schafen war», sagt Barandun. Die Tiere seien an dem Abend nicht ausgebüxt, sondern stets in der Herde geblieben.

Jagdfehler dürfte harte Konsequenzen haben

Herdenbesitzer Johannes Barandun habe gestern mit Josef Hämmerli, dem Präsidenten der Jagdgesellschaft Affeltrangen, ein «gutes Gespräch» geführt. «Mir tut es sehr leid, was da passiert ist», sagt Hämmerli. Nähere Auskunft zu den Geschehnissen will er aber nicht abgeben. Er habe eine Medienmitteilung verfasst, welche er zuerst noch von der kantonalen Jagd- und Fischereiverwaltung absegnen lassen will.

Neben den vier Schafen, die sofort getötet wurden, sind drei weitere von den Schüssen – wahrscheinlich durch Querschläger – so schwer verletzt worden, dass sie notgeschlachtet werden mussten. Dies bestätigt Metzger Erwin Schenk aus Bänikon, der die Notschlachtung vorgenommen hat.

Bei dem Vorgehen des Jägers handle es sich um einen schweren Jagdfehler, sagt Bruno Ackermann, Präsident der Thurgauer Jagdgesellschaft, gegenüber FM1 Today. «Man schiesst nur auf etwas, das man erkennt.» Ein ähnlicher Fall aus der Vergangenheit ist Ackermann nicht bekannt. Er vermutet, dass auf den Jäger harte Konsequenzen zukommen. «Es ist verboten, auf Nutztiere zu schiessen. Im Extremfall verliert der Jäger die Bewilligung.»

 

Hier noch für unsere Jäger-Freunde (links: Schaf, rechts: Wildschwein):

veröffentlicht: 3. Januar 2018 10:31
aktualisiert: 3. Januar 2018 19:21

Anzeige
Anzeige