Broder: «Wir sind alle belogen worden»

27.07.2016, 17:29 Uhr
· Online seit 27.07.2016, 16:55 Uhr
Künftig wird das Schlager-Openair auf dem Flumserberg nicht mehr von Fredy Broder organisiert, der mit «Der Berg bebt» nach Flims geht. Broder fühlt sich von den neuen Veranstaltern hintergangen.
René Rödiger
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Ab 2017 organisieren die Bergbahnen Flumserberg zusammen mit der Stargarage ein eigenes Schlager-Openair auf dem Flumserberg. «Der Berg bebt» von Veranstalter Fredy Broder zieht wegen eines Streits mit der Gemeinde Quarten nach zehn Jahren nun nach Flims.

Herr Broder, seit gestern Dienstag ist klar: Auf dem Flumserberg gibt es künftig auch ohne Sie ein Schlager-Openair.

Fredy Broder: Als ich das erfahren habe, ist mir das Lachen vergangen.

Sie haben aus den Medien davon erfahren?

Broder: Fast. Ich habe es inoffiziell vorgestern um 7 Uhr in einer Tankstelle in Flums durch die Blume vom Bergbahnen-CEO Heinrich Michel erfahren.

Vorher haben Sie nichts gewusst?

Broder: Ich bin ein alter Hase im Geschäft und weiss seit Mai, dass hinter meinem Rücken etwas läuft. Auf Anfragen bei den Bergbahnen habe ich aber nie eine Antwort bekommen.

Sie sind enttäuscht?

Broder: Klar ist man enttäuscht, wenn ein Partner, mit dem man zehn Jahre zusammengearbeitet hat, einem plötzlich in den Rücken fällt. Ich fühle mich verarscht und angelogen. Ich habe mit meiner Familie über 16 Jahre etwas aufgebaut, worauf man uns in ganz Europa beneidet. Alles habe ich aus der eigenen Tasche finanziert. Die Bergbahnen und der neue Veranstalter setzen sich in ein gemachtes Nest. Aber das ist vermutlich die Spezialität der Bergbahnen...

Es gab aber schon früher Anzeichen für ein «neues» Openair auf dem Flumserberg...

Broder: Wir hatten am 12. Mai mit dem Gemeinderat von Quarten eine sehr enttäuschende Sitzung zur Zukunft auf dem Flumserberg. Der Gemeinderat hatte keinen Plan und der Gemeindepräsident keine Ahnung.

Und da war die Zukunft schon beschlossen?

Broder: Offenbar. Kurz nach dieser Sitzung habe ich erfahren, dass schon eine Woche zuvor einige Leute Kontakt mit der Gemeinde betreffend dem Openair hatten. Auch die Bergbahnen Flumserberg.

Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Fühlen Sie sich erleichtert, dass Klarheit herrscht?

Broder: Der Zeitpunkt ist vier Tage vor dem Openair nicht optimal. Mein Ziel war immer ein letztes tolles Openair auf dem Flumserberg.

Das ist ja trotzdem noch möglich.

Broder: Ich finde es sicherheitstechnisch nicht ideal. Jetzt könnte es am Openair zwei Lager geben. Das hätte nicht sein müssen, bisher war das immer eine friedliche Veranstaltung.

Sie haben Angst um die Sicherheit?

Broder: Die Leute werden schon nicht grad aufeinander los gehen. Ich habe einfach ein ungutes Gefühl. Einige finden natürlich den Flumserberg immer noch gut, die kennen aber auch den Hintergrund nicht.

Welchen Hintergrund meinen Sie?

Broder: Dass ich hintergangen worden bin. Bereits am 16. Juni habe ich angekündigt, dass wir in zwei Wochen zur Zukunft von «Der Berg bebt» informieren werden. Ich hatte schriftliche Beweise, dass bereits Künstler für 2017 auf dem Flumserberg unterschrieben hatten. Im Prinzip sind wir alle belogen worden.

Die Künstler wussten nicht, was sie unterschreiben?

Broder: Ich habe gehört, dass den Künstlern nicht gesagt worden ist, dass «Broder Productions» nicht mehr Veranstalter auf dem Flumserberg sei. Ich bin mir sicher, dass sich die Acts sonst für mich entschieden hätten.

Werden Sie nun etwas gegen das Openair Flumserberg unternehmen?

Broder: Nein, ich bin ein friedliebender Typ.

Beide Openairs finden am 31. Juli statt. Ist das kein Problem?

Broder: Schon ein bisschen. Aber es ist halt auch nicht besonders schön, ein Openair durchs Hintertürchen zu machen und dann einfach auch den 31. Juli zu nehmen.

Sie werden «Der Berg bebt» nicht verschieben?

Broder: Warum sollte ich? Ich mache das schon seit 16 Jahren am 31. Juli. Dieses Datum gehört der «Broder Production», das weiss jeder Musiker und jeder Fan. Verschieben wäre Sache der Flumserberge.

Mit «Der Berg bebt», dem Openair Flumserberg und dem Openair Wildhaus buhlen drei Festivals in der Region um Schlagerfans.

Broder: Ich prophezeie seit zwei Jahren, dass der Schlager-Boom bald vorbei sein wird. Vor einigen Jahren war die Country-Szene riesig und es gab tolle Festivals. Heute gibt es nur noch zwei.

Diese Entwicklung gibt es auch beim Schlager?

Broder: Heute hat jede Gemeinde ein Schlagerfest. Jeder Turnverein engagiert seinen eigenen Schlagerstar, weil sie sonst fürchten, die Zelte nicht mehr zu füllen. Schlussendlich muss da der Fan drunter leiden, da irgendwann überall die gleichen Künstler auftreten.

Interview: Nadja Marugg

veröffentlicht: 27. Juli 2016 16:55
aktualisiert: 27. Juli 2016 17:29

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