Die nächste Grippe lauert an jeder Ecke

· Online seit 01.12.2016, 17:06 Uhr
Während relativ wenige Menschen wegen einer Erkältungsgrippe zum Arzt gehen, verhält sich das bei einer Magen-Darm-Grippe anders: Pro Jahr suchen in der Schweiz rund 300’000 bis 700’000 Patienten aufgrund einer akuten Durchfallerkrankung ärztliche Hilfe auf. Derzeit herrscht wieder Hochsaison.
Claudia Amann
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Wir Menschen müssen uns ohnehin schon mit Vielerlei herumschlagen. Kommt zu allem Übel noch ein Magen-Darm-Infekt hinzu, scheint der Himmel nur noch schwarz. Jeder Tag, an dem das Kranksein anhält, wird zur Qual. Und noch dazu kann dem nicht hundertprozentig vorgebeugt werden. Die Lösung liegt folglich im Annehmen und richtigen Auskurieren. Immerhin ist gegen das Unheil aber eine Zauberwurzel gewachsen.

Eines vorweg: Ein schwaches Immunsystem begünstigt Krankheiten aller Art. Wer also oft gestresst ist, sich nicht gesund ernährt, unter Alkohol- oder Schlafproblemen leidet, raucht, viele Medikamente einnimmt oder psychische Probleme hat, ist stark gefährdet, in die sich regelmässig aufbäumende Grippewelle einzutauchen.

Grippe ist nicht gleich Grippe

Die Influenza, welche als «echte, landläufige Grippe» bezeichnet wird, steht in keinem Zusammenhang mit der Magen-Darm-Grippe - deren korrekte Bezeichnung Gastroenteritis ist. Ein weiterer Begriff ist Magen-Darm-Infekt.

Bei der akuten Magen-Darm-Infektion kommt es zu einer Schleimhautentzündung von Magen, Dünn- und Dickdarm. Die Inkubationszeit beträgt meist nur wenige Stunden. Bei manchen Erregern kann sie aber auch Tage oder Wochen ausmachen.

Bekannte Auslöser sind:

  • Das Norovirus und Rotavirus das zehn bis 50 Stunden Inkubationszeit hat
  • Salmonellen, die fünf bis 72 Stunden Inkubationszeit haben
  • Das EHEC-Virus, das meist drei bis vier Tage braucht, bis es ausbricht
  • Die Campylobacter-Infektion, die zwei bis fünf Tage Inkubationszeit hat
  • Die Infektion mit Shigellen (bakterielle Ruhr), durch welche die Krankheit ein bis vier Tage später auftritt
  • Die berüchtigte Amöbenruhr, die ein bis vier Wochen Inkubationszeit hat
  • Und zu guter Letzt: Lebensmittelvergiftungen, durch welche die Krankheit nach ein bis 16 Stunden ausbricht

«In der Zeit von Anfang Oktober bis Mitte November traten in der Region Ostschweiz sechs lokale Häufungen mit gastroenterologischen Infektionen auf», informiert Adrien Kay vom Amt für Gesundheit. «Davon waren in fünf Fällen Noroviren die Ursache. Schweizweit wurden in der gleichen Zeitperiode elf Häufungen, davon acht mit Noroviren, gemeldet.» Das BAG beobachte Infektionen mit dem Noroviren vor allem in der kalten Jahreszeit.

Rücksicht auf die Nächsten

Sobald jemand mit den Erregern einer Magen-Darm-Grippe infiziert ist, ist er auch ansteckend für andere. Das bedeutet, dass er schon vor dem Auftreten der ersten Symptome die Erkrankung übertragen kann, also während der Inkubationszeit. Magen-Darm-Grippe-Betroffene wissen in diesem Stadium natürlich nicht, dass sie bereits erkrankt sind.

Das typische Symptom der Magen-Darm-Grippe ist der Brechdurchfall. Das Erbrechen beginnt meist vor dem Durchfall und klingt nach ein bis zwei Tagen wieder ab. Der Durchfall besteht dagegen länger, meist etwa zwischen zwei und zehn Tagen.

Hygiene ist unabdingbar

Bei Magen-Darm-Infektionen im häuslichen Umfeld ist strenge Hygiene notwendig. Nach Stuhlkontakt sollte man die Hände mit einem Desinfektionsmittel desinfizieren. Auch nach dem Windelwechsel bei Kindern mit Brechdurchfall muss daran gedacht werden, sofort die Hände zu waschen und ein Desinfektionsmittel zu verwenden. Ebenfalls ist es ratsam, auch Wickelunterlagen, Waschbecken oder die Toilette nach Kontakt mit einem Magen-Darm-Grippe-Patienten zu desinfizieren.

Da bei der Magen-Darm-Grippe der Durchfall meistens von Bauchkrämpfen begleitet wird, hilft Wärme - beispielsweise in Form einer Wärmflasche. Ein feuchter Waschlappen zwischen Bauch und Wärmflasche intensiviert die Wirkung.

Falsche Schonkost

Als gängiges Hausmittel werden in vielen Haushalten Cola und Salzstangen verzehrt. Weshalb sich dieser Irrglaube zu einer Tradition entwickelt hat, ist nicht bekannt. Fakt ist jedoch: Cola und Salzstangen helfen bei Durchfall nicht. Gerade bei einem Verlust von Flüssigkeit muss diese schnellstmöglich wieder aufgenommen werden. In Form von Zucker und Koffein ist aber der falsche Weg. Salzstangen enthalten zwar Salz, aber kein Kalium, das durch die Ausscheidung von wichtigen Nährstoffen und dem Kraftverlust dringend notwendig ist.

Hausmittel, die nützen

Wer bei einem Magen-Darm-Virus nicht auf Pharmamittel zurückgreifen will, kann auf Hausmittelchen zurück greifen. Schaden können diese weitverbreiteten Rezepturen nie, ob sie wirklich helfen, ist aber von Patient zu Patient unterschiedlich.

Prinzipiell sollten Hausmittel nur bei unkomplizierten, moderaten Infekten eingenommen werden. Normalerweise klingen die Symptome nämlich von alleine ab. Läuft die Gastroenteritis nicht nach wenigen Tagen wieder aus, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei Kleinkindern oder älteren Menschen ist eine Therapie allein durch Hausmittel oft auch nicht zielführend und ein Arztbesuch empfehlenswert.

Obstkorb immer am Tisch

Durch die sogenannten Adsorbentien, eine Gruppe von Wirkstoffen, welche Bakterien und ihre darmreizenden Gifte oder Viren binden, also absorbieren können, kann gegen den Magen-Darm-Infekt erfolgreich vorgegangen werden. Wenn diese gemeinsam ausgeschieden werden, kann sich der Darm wieder erholen. Zu den Absorbentien zählen Heilerde, Pektin, Weisser Ton und Aktivkohle.

Wer soweit ist, wieder Nahrung zu sich zu nehmen, sollte Äpfel, Bananen, Karotten, Zitrusfrüchte und Aprikosen reiben bzw. zu Brei verarbeiten. Karotten machen sich in dem Fall besonders als Suppe gut. In der Apotheke gibt es zudem Fertigpräperate mit hohem Pektingehalt.

Für die Selbstbehandlung gegen Durchfall verrühren Sie ein bis zwei Teelöffel Heilerde in einem halben Glas kalten Wasser oder Tee. Trinken Sie die Mischung in kleinen Schlucken.

Aktivkohle wird nicht nur als Magen-Darm-Grippe-Hausmittel, sondern auch bei Vergiftungen aller Art eingesetzt: Sie bindet Bakteriengifte und andere Giftstoffe und verhindert dadurch, dass diese über den Darm in das Blut aufgenommen werden. Gibt es fein gemahlen und in Tablettenform.

Quellstoffe wie Haferflocken oder Flohsamen werden traditionellerweise bei Verstopfung angewendet. Doch auch bei Durchfall helfen sie, die krankmachenden Bakterien auszuscheiden.

Und auch ein Allheilmittel gibt es: Die Ingwerwurzel lindert nicht nur Erbrechen, sie stärkt zudem das Immunsystem und tötet Bakterien ab. Dabei hilft frischer Ingwer direkt von der Knolle genauso wie Ingwer in Form von Tabletten und Pastillen aus der Apotheke.

Noch ein paar Tipps

  • Bei Reisen in ferne Länder nur gekochte oder geschälte Speisen essen, kein offenes Speiseeis und keinen Salat.
  • Trinkwasser abkochen oder Mineralwasser verwenden. Dies gilt auch für das Zähneputzen. Achtung: Keine Eiswürfel in Getränke!
  • Möglichst keine rohen oder weich gekochten Eier (besonders im Sommer) und kein ungenügend gegartes Geflügel sowie ungewaschenes Obst und Salate essen.
  • Einige Magen-Darm-Infektionen wie Rotaviren, Noroviren oder Salmonellen sind stark ansteckend. Beim Kontakt mit Erkrankten beziehungsweise für den Fall einer Erkrankung im persönlichen Umfeld sind besondere Hygienemassnahmen notwendig.

Besonders schlimm: Die Männergrippe

veröffentlicht: 1. Dezember 2016 17:06
aktualisiert: 1. Dezember 2016 17:06

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