Spanien will den harten Parcours vermeiden

21.06.2016, 08:35 Uhr
· Online seit 21.06.2016, 05:30 Uhr
In der Gruppe D ist die Ausgangslage klar: Kroatien und Spanien ermitteln im direkten Duell den Gruppensieger, Tschechien möchte gegen die Türkei von einem Ausrutscher der Kroaten profitieren.
Raphael Rohner
Anzeige

Spanien hat mit dem 1:0 gegen Tschechien und dem 3:0 gegen die Türkei einen optimalen EM-Start hingelegt und sich die Teilnahme an den Achtelfinals gesichert. Doch der Gruppensieg ist noch nicht in trockenen Tüchern. Dazu braucht es noch mindestens ein Unentschieden gegen Kroatien, das bisher spielerisch ebenfalls überzeugte, von Teilen seiner Fanatiker aber vom gutem Weg abgebracht wurde und gegen Tschechien in der letzten Viertelstunde noch einen 2:0-Vorsprung einbüsste.

Tschechien wiederum kann mit einem Sieg gegen die Türkei die derzeit zweitplatzierten Kroaten - falls die gegen Spanien verlieren - über die Tordifferenz noch abfangen. Die Chancen der Türkei sind wohl nur noch theoretischer Natur. Sie bräuchten beim aktuellen Torverhältnis von 0:4 einen hohen Sieg.

Mit Spanien und Kroatien treffen ab 21.00 Uhr in Bordeaux zwei Teams aufeinander, die punkto spielerischer Qualität beide ganz oben eingereiht werden müssen. «Spanien ist vielleicht im Moment die kompletteste Mannschaft weltweit», denkt der im Aargau aufgewachsene schweizerisch-kroatische Doppelbürger Ivan Rakitic. «Aber ich bin mir sicher: Sie denken auch ein wenig über uns nach.» Als Teamkollege der Stars vom FC Barcelona muss er das wissen.

Rakitic kommt in seiner Equipe eine besondere Stellung zu. Gegen Spanien dürfte er zudem die Vertretung eines weiteren in der Primera Division engagierten Leistungsträgers übernehmen. Denn Luka Modric von Real Madrid, der im letzten Match wegen Problemen in der Leistengegend ausschied, wird kaum eingesetzt werden können. Rakitic soll deshalb auf dessen Position spielen, wodurch als «Zehner» der erst 19-jährige Ante Coric, das nächste Talent, in die Mannschaft rücken könnte.

Spaniens Coach Vicente Del Bosque kündigte für das letzte Gruppenspiel einige Änderungen an. Ob er diese aber tatsächlich vornimmt, scheint fraglich. Sollte Spanien die Gruppe nur als Zweiter abschliessen, würden in den Achtelfinals die Italiener der nächste Gegner sein. In den Viertelfinals könnte Weltmeister Deutschland warten und im Halbfinal schliesslich Frankreich. Dem Titelverteidiger, seit 14 EM-Endrundenspielen ungeschlagen und seit sieben Partien ohne Gegentor, droht also bei einer Niederlage gegen Kroatien ein Parcours der ganz harten Sorte.

Tschechien muss in Lens gegen die Türkei ohne seinen durch einen Muskelfaserriss ausgefallenen Spielmacher Tomas Rosicky bestehen. «Ihn zu ersetzen, wird nicht einfach», ist Verteidiger Pavel Kaderabek überzeugt, «immer wenn es eng wurde, haben wir ihm den Ball gegeben. Wir wussten, da ist er sicher und wir konnten uns an ihm aufrichten.»

Aber auch ohne Rosicky scheint die Aufgabe lösbar, zumal sich bei den Türken die grosse Häme über das Team ergossen hat. Beim 0:3 gegen Spanien wurde der Barcelona-Söldner Arda Turan bei jeder Ballberührung gnadenlos ausgepfiffen. Die Beleidigungen in den sozialen Netzwerken nahmen ein solches Ausmass an, dass sich sogar das türkische Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdogan zu einer Reaktion veranlasst sah: «Er ist unser Sohn, unser Bruder, der zur besten Mannschaft der Welt gewechselt hat. Schämt ihr euch nicht?»

Auch Trainer Fatih Terim, dessen schwangere Tochter vor spöttischen Kommentaren nicht verschont blieb, bekam sein Fett in unflätiger Weise ab. Erdogan bezeichnete dies als «inakzeptabel und unverschämt. So etwas darf nicht sein.»

veröffentlicht: 21. Juni 2016 05:30
aktualisiert: 21. Juni 2016 08:35
Quelle: SDA

Anzeige
Anzeige