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22.03.2019, 13:12 Uhr
· Online seit 22.03.2019, 10:55 Uhr
Immer mehr Firmen kündigen weitere Streaming-Dienste an. Doch die steigende Auswahl bedeutet vermehrt Qual statt Wahl. Kommt jetzt der grosse Knall?
René Rödiger
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Wir haben Netflix, Youtube Premium, Amazon Prime, Dazn und Sky. Apple kündigte bereits den eigenen Streaming-Dienst an, mit Serien des Giganten HBO («Game of Thrones», «Big Little Lies», «Westworld») soll die Netflix-Übermacht geknackt werden. Ebenfalls bereits in den Startlöchern sind die eigenen TV-Angebote von Disney, unter anderem mit den Marvel-Serien «Jessica Jones» oder «Luke Cage», und Warner Bros. mit «The Big Bang Theory», «Supernatural» oder «Riverdale».

Es kommt zur «Abo-Ermüdung»

Es ist paradox: Das Angebot steigt, die Auswahlmöglichkeiten der Konsumenten steigen – aber auch die Unzufriedenheit steigt an. Laut dem Marktforschungsinstitut Deloitte ist fast die Hälfte aller US-Konsumenten (47 Prozent) von der grossen Auswahl «frustriert». Sie können zwar schauen, was und wann sie wollen, dazu brauchen sie allerdings auch immer mehr Abos unterschiedlicher Anbieter.

«Die Konsumenten wollen eine Wahl – aber nur bis zu einem gewissen Punkt», sagt Kevin Westcott, Vizepräsident von Deloitte, gegenüber «Variety». Westcott: «Wir scheinen ins Zeitalter der ‹Abo-Ermüdung› zu kommen.»

Alleine in den USA gibt es über 300 verschiedene TV-Streaming-Angebote. Mehr als 40 Prozent der US-Konsumenten haben mehr als zwei Abos. Die Kunden beklagen sich darüber, dass sie den Überblick in der grossen Auswahl der verschiedenen Angebote verloren hätten. Sogar die Hälfte aller Abonnenten geben in der Umfrage an, dass sie nach einigen erfolglosen Minuten der Suche nach dem passenden Programm den Fernseher abschalten.

Übergeordnete Plattform als Zukunft

Derzeit lässt sich noch viel Geld mit den Streaming-Abos verdienen. Deshalb werden auch weitere Studios und Produktionsfirmen ihren eigenen Dienst wagen. Dass dies jedoch kein langfristiges Modell sein kann, ist man sich bei Deloitte einig.

Westcott: «Konsumenten wollen künftig alle Serien und Filme in einem übergeordneten Dienst suchen können.» Wer eine übergeordnete Plattform mit mehreren verschiedenen Diensten im Angebot bereitstellen kann, wird in Zukunft den Streamingmarkt beherrschen. Ob dies Netflix, Apple, Google oder gar Facebook gelingen wird, die zum Teil solche Pläne haben, wird sich zeigen.

Weitere Erkenntnisse aus der Deloitte-Studie «Digital Media Trends»

- 57 Prozent aller US-Konsumenten (71 Prozent der wichtigsten Zielgruppe der 22- bis 35-Jährigen) schliessen ein Streaming-Abo wegen der Eigenproduktionen ab.
- 82 Prozent der Befragten gaben an, dass die Unternehmen zu wenig für den Schutz der persönlichen Daten machen würden.
- Sprachsteuerung ist auf dem Vormarsch: Bereits 36 Prozent der US-Konsumenten haben einen Sprachassistenten zu Hause. Das ist die Top-5 der Anwendungen: Musiksuche, Informationssuche, Routen-Planung, Telefonanrufe und Alarme. Allerdings geben nur gerade 18 Prozent der Sprachsteuerung-Besitzer an, dass sie täglich Funktionen brauchen.
- 41 Prozent der Konsumenten spielen mindestens einmal pro Woche Videospiele. Die Konsolen werden mehrheitlich dazu gebraucht, TV-Inhalte zu streamen oder Webinhalte anzuschauen.

- Bereits ein Drittel der US-Konsumenten schaut mindestens einmal wöchentlich E-Sports.

Die komplette «Digital Media Trends»-Studie gibt es hier.

veröffentlicht: 22. März 2019 10:55
aktualisiert: 22. März 2019 13:12

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