Open Air St. Gallen

Erneute OASG-Absage: Festivaldirektor Christof Huber im Interview

OASG-Direktor

«Müssen schauen, wie wir das finanziell stemmen können»

22.03.2021, 15:27 Uhr
· Online seit 22.03.2021, 15:24 Uhr
Christof Huber, Direktor des OpenAir St.Gallen, musste am Montag die zweite Festivalabsage in Folge bekanntgeben. Im Interview spricht er über die finanzielle Situation und die derzeitige Perspektivlosigkeit.

Quelle: FM1Today / TVO

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30'000 Leute auf einem Fleck – derzeit unvorstellbar. Auch diesen Sommer wird es wegen Corona kein OpenAir St.Gallen geben. Besonders bitter ist die erneute Absage für Festivaldirektor Christof Huber.

Christof Huber, wie geht es dir und dem Team damit, dass das OpenAir St.Gallen auch 2021 gestrichen ist?

Es ist ein trauriger Tag, den wir bereits zum zweiten Mal in Folge erleben müssen. Es war eine gewisse Hoffnung da, auch wenn sich die Absage in den letzten Wochen und Monaten abgezeichnet hat. Alle sind enttäuscht – wir mussten die Nachricht unseren Partnern und den Künstlerinnen und Künstlern überbringen. Das ist kein schöner Moment. Wir leben das Festival, wir leben das Veranstalten. Leider bleibt es nun ein zweites Mal still im Sittertobel.

Was bedeutet die erneute Absage finanziell?

Der Zusammenhalt innerhalb der Branche ist gross und wir wurden von den Kantonen und vom Bundesamt für Kultur gehört. Es ist ein Schutzschirm da, wir profitieren von Ausfallentschädigungen und Kurzarbeitsgeldern. Es gibt aber auch einen Restschaden, bei dem wir nun schauen müssen, wie wir ihn stemmen können. Es wird ein hartes Jahr für uns als Veranstalter und für wahnsinnig viele Dienstleister. Auch ihnen fehlt der Umsatz. Ich hoffe, dass die meisten Festivals und Firmen einen Lösungsansatz finden und überleben können.

Du beklagst dich, dass ihr seit Wochen kein Signal aus Bern bekommen habt.

Einerseits wissen wir, dass es eine schwierige Ausgangslage ist, in der sich der Bund befindet – ständig verändern sich die Parameter. Andererseits sind wir eine der Branchen, die am stärksten betroffen ist. Wir brauchen Vorlauf, Planungssicherheit, eine Roadmap. Wir sind bereit, uns mit den Verantwortlichen an einen Tisch zu setzen und Schutzkonzepte anzuschauen, doch bis jetzt ist das nicht passiert. Das Enttäuschende ist, dass wir keinen Dialog führen können. Es fehlt nicht nur der Ansatz für ein Festival mit 30'000 Personen pro Tag, sondern für alle Veranstaltungen in diesem Sommer. Das ist nicht gerade motivierend.

Glaubst du, dass es irgendwann überhaupt wieder möglich sein wird, unbeschwert Grossevents zu besuchen?

Ich bin Optimist und glaube zu 100 Prozent daran. Schon vor dem Sommer wird es wieder Veranstaltungen geben. Wir müssen anfangen, mit der Pandemie zu leben, es braucht Lösungsansätze für das ganze Land und die ganze Branche. Der fortschreitende Impfgrad, Schnelltests und Hygienemassnahmen können helfen. Auch Contact Tracing ist mit unserem System umsetzbar.

Wie wahrscheinlich ist die OASG-Durchführung im Sommer 2022?

Alles kann sich innerhalb weniger Wochen ändern. Ich bin zuversichtlich, dass das Bedürfnis der Leute nach Grossveranstaltungen – Zusammensein und Dinge erleben – sehr gross ist. Für deren Erhalt müssen wir jetzt kämpfen.

«Schon nicht so lustig» – das sagen St.Gallerinnen und St.Galler zur Absage

Quelle: FM1Today / TVO

(nim/lag)

veröffentlicht: 22. März 2021 15:24
aktualisiert: 22. März 2021 15:27
Quelle: FM1Today

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