OASG-Direktor Huber

«Es kommen nicht die bösen Deutschen und sagen, wie es zu laufen hat»

24.01.2020, 12:19 Uhr
· Online seit 24.01.2020, 09:59 Uhr
Das OpenAir St.Gallen und das Summerdays-Festival in Arbon gehören zur neu gegründeten Firma «Gadget abc Entertainment Group AG». Christof Huber, Direktor beider Festivals, spricht im Interview über die Beweggründe und die Änderungen für die Besucher.
Anzeige

Christof Huber, das OpenAir St.Gallen und das Arboner Summerdays kommen in neue Hände. Was heisst das genau?
Christof Huber: Es ist ganz wichtig zu sagen, dass das OpenAir St.Gallen und das Summerdays nicht verkauft werden. Wir wachsen zusammen. Wepromote gibt es bereits seit vier Jahren und wir haben in der Zeit bereits intensiv mit Gadget und Wildpony zusammengearbeitet. Jetzt haben wir fusioniert und sind alle unter einem Dach. Spannend ist auch, dass wir abc Production mit im Pott haben. Mit der Beteiligung von CTS Eventim als Mehrheitsaktionär werden wir zu einem der grössten Schweizer Veranstalter. 

Was war für euch der Hauptgrund, diesen Schritt zu gehen?
Dass wir als Firmen näher zusammenrücken, hat sich angedeutet. Beim Start im Jahr 2015 hatte jeder seinen eigenen Garten, es gab verschiedene Büros in Zürich, Bern und St.Gallen, und wir haben lange darüber diskutiert, ob wir näher zusammenwachsen wollen. Nun ist diese Chance mit dem starken Partner CTS Eventim und schlussendlich mit der Weiterführung von abc gekommen.

Wie lange dauerten die Verhandlungen?
Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, der Prozess dauerte insgesamt anderthalb Jahre. Am Ende haben wir gute Synergien gesehen. Von den vielen internationalen Festivals unserer Partner können wir profitieren. Durch den Schritt haben wir uns viele Jahre dazu verpflichtet, den Erhalt dieser Festivals und ihre Weiterführung zu sichern. 

Du sprichst vom Erhalt der Festivals. Ist bezüglich der finanziellen Probleme des OASG – es war in den letzten Jahren nicht ausverkauft – erst einmal Aufatmen angesagt? 
Insgesamt gewinnen wir in einem Umfeld, das sicher nicht einfacher geworden ist, an Stabilität. Das war aber nicht der Grund, wieso wir das gemacht haben. Wir haben eine wahnsinnige Chance gesehen: Wir wachsen zu etwas Grossem zusammen und können mit unseren Freunden und Partnern, mit denen wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten, unter einem Dach operieren. Man darf nicht vergessen, es sind über 40 Festivals, die zu CTS Eventim gehören – darunter das Hurricane, das Southside und das Frequency in Österreich. Jene Verantwortlichen kennen wir bereits sehr gut. Jetzt können wir uns tagtäglich mit ihnen austauschen, gerade im Künstler-Booking.

Verspürt ihr durch die 60-Prozent-Beteiligung durch CTS Eventim einen grösseren Druck?
Nein, das glaube ich nicht. Wir sind auf dem Markt immer einem gewissen Druck ausgesetzt. Bei den Verhandlungen haben wir gespürt, wie CTS Eventim tickt. Es ist eine Firma, welche die Veranstalter arbeiten lässt. Fünf Leute aus der Schweiz übernehmen das Management, das sind die bestehenden Aktionäre. Natürlich möchten wir gut arbeiten, wir wollen viele Konzerte veranstalten und die Festivals erfolgreich weiterführen. Aber das sind die eigenen Ziele, die wir uns setzen.

Für die Ostschweizer Festivalbesucher stellt sich nun die grosse Frage, was sich für sie ändert. 
Der Charakter der Festivals bleibt lokal, der Lokalkolorit bleibt erhalten. Die gleichen Teams führen die Festivals durch, wir werden das OpenAir St.Gallen und das Summerdays auch künftig in St.Gallen koordinieren.

Kommen nun grössere Acts nach St.Gallen und Arbon?
Nach wie vor unterliegen wir einem gewissen Budget und können am OpenAir St.Gallen keine Stadion-Acts spielen lassen. Es ist in den letzten Jahren nicht einfacher geworden, an die Künstler heranzukommen und in ihren Touring-Plänen einen Platz zu finden. Durch unser neues Netzwerk, auch im Ausland, haben wir jetzt aber sicher grössere Chancen, Künstler zu uns zu holen.

Wird das OASG auch in Zukunft Newcomer-Acts ins Line-up aufnehmen?
Das OpenAir St.Gallen wird durch CTS Eventim an Bord nicht kommerzialisiert. Wir haben freie Hand und orientieren uns an unseren Besuchern. Das positive Feedback zum diesjährigen Programm hat gezeigt, dass wir die Wünsche des Publikums berücksichtigt haben. An der Qualität und der DNA des OpenAir St.Gallen wird sich nichts ändern, wir wollen unseren Weg weiter verfolgen und Künstler aufbauen. Es kommen nicht die bösen Deutschen und sagen, wie es zu laufen hat, der Erfolg ist sehr lokal verbunden. 

Was ändert sich für dich als Festivaldirektor persönlich?
Es ist eine spannende Herausforderung. Ich werde als Festival Director vier Festivals leiten: das OpenAir St.Gallen, das Summerdays-Festival in Arbon, das Seaside in Spiez und das Unique Moments in Zürich. Viele Jahre war ich selbständig und konnte einfach mal machen, jetzt entwickelt sich alles in grösseren Strukturen weiter. Das ist gut so.

veröffentlicht: 24. Januar 2020 09:59
aktualisiert: 24. Januar 2020 12:19
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige