7. Februar 1971

50 Jahre Frauenstimmrecht: «Ungleichheit gibt es noch heute»

07.02.2021, 19:11 Uhr
· Online seit 07.02.2021, 06:43 Uhr
Exakt 50 Jahre ist es her, seit die Schweiz einen grossen Schritt in Richtung Gleichstellung von Mann und Frau machte: Am 7. Februar 1971 wurde das Frauenstimmrecht eingeführt.
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Vier Mal im Jahr flattern die Unterlagen der eidgenössischen Volksabstimmungen in unser Heim: rotes Heft und graue Stimmzettel. Wer volljährig ist und die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzt, darf seine Stimme abgeben. Dieses Privileg hatten lange nicht alle in der Schweizer Bevölkerung.

Das Frauenstimmrecht ist eine langwierige Geschichte. Männer durften bereits ab dem Jahr 1848 mitbestimmen, wie das Bundesamt für Statistik in einem Rückblick schreibt. Frauen waren erst 1991 vollständig miteinbezogen – also ganze 143 Jahre später.

Frauenstimmrecht in der Schweiz

Das erste Mal wurde 1959 über das Frauenstimm- und wahlrecht auf nationaler Ebene abgestimmt. Lausanne hatte damals mit 64,4 Prozent die grösste Zustimmung. In der Deutschschweiz sprach sich praktisch keine Gemeinde für das Frauenstimmrecht aus. In St.Gallen stimmten gerade mal 30,1 Prozent mit Ja. Insgesamt waren zwei Drittel der Bevölkerung dagegen.

Beim zweiten Versuch am 7. Februar 1971 stimmten über 65 Prozent der Schweizer mit Ja. Die Kantone St.Gallen, Glarus, Appenzell Inner- und Ausserrhoden sowie der Thurgau waren aber auch damals noch dagegen, zogen aber bald nach.

Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene

Auf kantonaler Ebene ging der ganze Prozess zum Teil noch länger. Ganze 29 Mal wurde das Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene abgelehnt. Von der ersten gescheiterten Abstimmung bis zur ersten vollständigen Umsetzung dauerte die Einführung des Frauenstimmrechts auf kantonaler Ebene 72 Jahre. Die ersten Kantone stimmten 1919 ab, der letzte Kanton – nämlich Appenzell Innerrhoden – wehrte sich standhaft gegen das Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene. 1991 wurde der Ostschweizer Kanton quasi dazu gezwungen.

Als erste Kantone führten Neuenburg und Waadt das Frauenstimmrecht im Jahr 1959 ein. Genf folgte im Jahr 1960. Basel-Stadt führte das Frauenstimmrecht 1966 als erster deutschsprachiger Kanton ein.

Die Ostschweiz war eher spät mit an Bord. St.Gallen und Glarus stimmten zwar schon 1921 über das Frauenwahlrecht ab, doch dann folgte eine 50-jährige Pause. Für wirkliches Aufsehen sorgte aber der Kanton Appenzell Innerrhoden. 1990 zwang das Bundesgericht den Kanton dazu, das Frauenstimmercht auch auf kantonaler Ebene einzuführen.

Frauen kämpfen für das Stimmrecht 

Viele Frauen kämpften damals, vor über 50 Jahren, für das Frauenstimmrecht. An vorderster Front die St.Gallerin Alexa Lindner. Sie war 23-jährig, als sie sich mit dem Frauenstimmrechtsverein dafür einsetzte. «Ich glaube, den Männern hat das gepasst, dass sie etwas hatten, was Frauen nicht durften», sagt sie gegenüber TVO. «Wir haben das gespürt.» Auch die erste Ostschweizer Bundesrätin Ruth Metzler äussert sich zum Frauenstimmrecht: «Frauen machen die Hälfte der Gesellschaft aus und deshalb sollten sie auch Einfluss nehmen können.» Es gehe nicht nur darum, abzustimmen, sondern auch gewählt werden zu können. Am Sonntagabend sprechen unter anderem Alexa Lindner und Ruth Metzler auf TVO – ab 18 Uhr stündlich wiederholt – über den Kampf.

Obwohl das Frauenstimmrecht ein grosser Schritt Richtung Gleichberechtigung war, gibt es immer noch einiges zu tun. Ein Beispiel ist die Lohngleichheit, die immer noch nicht überall herrscht. Die Lohndifferenz ist zwar zwischen den Jahren Jahr 2008 und 2018 von 16,6 Prozent auf 11,5 Prozent gesunken.

Laut dem Bundesamt für Statistik konnten im Jahr 2016 44 Prozent des Lohnunterschieds nicht erklärt werden. Diese 44 Prozent enthalten eine potenzielle Lohndiskriminierung aufgrund des Geschlechts.

TVO-Reportage zum 50-Jahr-Jubiläum

Quelle: tvo

Wie gut kennst du dich mit dem Schweizer Frauenstimmrecht aus? Hier kannst du dein Wissen testen:

veröffentlicht: 7. Februar 2021 06:43
aktualisiert: 7. Februar 2021 19:11
Quelle: FM1Today

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