Fürstentum

600 Satelliten im All? Wirre Weltraumgeschichte in Liechtenstein

· Online seit 25.08.2022, 05:58 Uhr
600 Satelliten will eine Investorengruppe mit Basis in Liechtenstein in den Weltall schicken. Im Fürstentum hat kaum jemand damit gerechnet, dass diese Pläne Realität werden – es fehlte daher bisher ein Gesetz zur Regulierung von Aktivitäten im Weltraum. Dieses soll nun geschaffen werden. Derweil gibt es jede Menge Fragezeichen.
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Das Fürstentum Liechtenstein hatte lange gar keinen rechtlichen Rahmen für Aktivitäten im Weltraum. Wieso auch? Wohl nur die wenigsten konnten sich vorstellen, dass irgendjemand mit Liechtenstein als Basis Unternehmungen im Weltraum vollziehen möchte. Diese Annahme war falsch. Seit längerem plant eine internationale Investorengruppe rund 600 Satelliten ins All zu befördern, mit Basis im kleinen Fürstentum, wie die «NZZ» schreibt. 

Wozu auch: Liechtenstein hatte lange gar kein Weltraumgesetz

Die Investoren wollen ein ein weltumspannendes Breitband-Internet aufbauen, für dieses ist diese gewaltige Menge an Satelliten nötig. Aufgrund der Pläne hat die Liechtensteiner Regierung einen Gesetzesentwurf erarbeitet, der die privaten Aktivitäten im All regeln soll. Darin geht es um die Registrierung von Weltraumgegenständen oder aber auch um Einschränkungen des Handlungsspielraums am Himmel. Im Juli wurde der Entwurf in die Vernehmlassung geschickt, die Besprechungsfrist läuft bis 12. Oktober.

Regierung sieht vor allem Vorteile

Vonseiten der Regierung wird das Weltraumprojekt mit Wohlwollen betrachtet. Einerseits generiere das Unterfangen Gebührengelder durch die Nutzung von Frequenzen, zusätzliche Steuereinnahmen und schaffe andererseits zusätzliche Arbeitsplätze. Doch auch kritische Stimmen gibt es im Fürstentum. Der Astronomische Arbeitskreis Liechtenstein kritisierte die Pläne gegenüber dem «St.Galler Tagblatt» als «imageschädlich».

Die Investorengruppe ist sich uneins – ein Rechtsstreit droht

Obwohl die besagte Investorengruppe bereits seit längerem eine provisorische Bewilligung erhalten hat, ist alles andere als klar, wie es weitergeht. Denn innerhalb des Investorenkreises toben Grabenkämpfe. Sowohl europäische als auch US-amerikanische und chinesische Unternehmen und Investoren stecken hinter der Gruppe und diese sind sich alles andere als grün.

Weil der deutsche Ableger der US-Unternehmens Rivada den Hauptanteil an der in Liechtenstein eingetragenen Gesellschaft für das Weltraumprogramm übernommen hat, sind die Chinesen unzufrieden. Dies taten sie unter anderem in einem offenen Brief in Liechtensteiner Zeitungen kund, indem sie auch die liechtensteinischen Behörden harsch kritisierten. Nun droht ein Rechtsstreit und die Verzögerung der Weltraum-Pläne, wie die «NZZ» berichtet.

Bis Mitte 2023 müssten grundsätzlich 60 Liechtensteiner Satelliten im All sein

Dabei müssten laut den Vorgaben der Internationalen Fernmeldeunion (ITU), die Telekommunikations-Organisation der Vereinten Nationen, bis Mitte 2023 mindestens 60 der geplanten 600 Satellitenkörper in den Weltraum geschossen worden sein. Ob das realistisch ist, ist Stand heute unklar, genauso wie es unsicher ist, dass dereinst tatsächlich 600 Satelliten quasi unter Liechtensteiner Flagge um die Erde kreisen werden. Es würde nicht verwundern, wenn diese doch ein wenig wirre Weltraumgeschichte bald noch um einige Kapitel erweitert wird.

(red.)

veröffentlicht: 25. August 2022 05:58
aktualisiert: 25. August 2022 05:58
Quelle: FM1Today

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