Lockdown-Lockerung

Angst vor Corona-Ansteckung? «Wer medizinische Probleme hat, soll ins Spital kommen»

· Online seit 22.04.2020, 07:22 Uhr
Die Schweizer Spitäler bereiten sich mit Hochdruck darauf vor, am 27. April wieder sämtliche Therapien und Operationen durchzuführen. Einige Patienten aber meiden die Krankenhäuser momentan aus Angst vor einer Ansteckung – eine grosse Herausforderung für die Spitäler im FM1-Land.
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Physiotherapie, Sprechstunden, Schmerztherapien und verschiebbare Operationen: All das ist ab kommenden Montag in den Schweizer Spitälern wieder möglich. «Wir bereiten momentan alles vor, um ab dem 27. April den Betrieb hochzufahren», heisst auf Anfrage von FM1Today bei verschiedenen Spitälern im FM1-Land. Doch nebst Herausforderungen beim Einhalten der Hygieneverordnungen des Bundes bringt das Hochfahren des Betriebs auch Angst und Unsicherheit bei den Patientinnen und Patienten mit sich. Nicht alle trauen sich, einen Fuss in ein Spital zu setzen, obwohl es medizinisch nötig wäre.

«Menschen mit medizinischen Problemen meiden das Spital»

Seit dem Ausruf der ausserordentlichen Lage im März registriert der Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden deutlich weniger Patienten. «Für die Gesundheit von Patienten mit chronischen Schmerzen, einer Erkrankung oder Verletzung ist es jedoch wichtig, sich behandeln zu lassen», sagt Alain Kohler, Leiter Marketing und Kommunikation.

Der Spitalverbund fordert Patienten mit medizinischen Problemen deshalb auf, sich in Behandlung zu begeben. Über die Gründe, warum weniger Menschen ins Spital gehen, kann nur spekuliert werden, eine mögliche Erklärung, die auf der Hand liegt, ist allerdings die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus in einem Spital.

Triage und weniger Betten in den Zimmern

Dies, obwohl die Spitäler in Corona-Zeiten mehr denn je darauf achten, die Sicherheitsmassnahmen einzuhalten. Auch im Spital müssen die Social-Distancing-Regeln befolgt werden.

Dafür wird in vielen Spitälern mit einer sogenannten Prä-Triage gearbeitet. «Die Vorbereitungen für die fast vollständige Wiederaufnahme des gesamten Leistungsangebots laufen. Mit der Prä-Triage kontrollieren wir den Zugang zum Spital und können die verschiedenen Patientenströme besser separieren. Diese Massnahme bleibt bestehen. Ebenso bleiben definierte Isolationsstationen bestehen, um Corona-Patienten von anderen räumlich zu trennen», sagt Barbara Anderegg, Kommunikationsverantwortliche bei der Spitalregion Fürstenland Toggenburg mit den Spitälern Wattwil und Wil. Es seien diverse Schutzmassnahmen getroffen worden. Die grosse Herausforderung sei es nun, die verschiedenen Massnahmen aufrechtzuerhalten und den normalen Spitalbetrieb parallel dazu zu organisieren.

Auch in den Spitälern Herisau und Heiden ist man darauf vorbereitet, Corona-Patienten direkt bei ihrer Ankunft im Spital zu isolieren. «Die Patientenwege bei den wenigen Patienten mit Verdacht auf Covid-19 und solchen ohne Verdacht werden bereits bei der Vortriage vor dem Spitaleintritt strikte getrennt», sagt Alain Kohler vom Ausserrhoder Spitalverbund.

Quelle: TVO

Eine normale Bettenauslastung in Mehrbettzimmern und volle OPs werden aber auch nach dem 27. April nicht möglich sein. «Zusätzlich wissen wir nicht, wie die Patienten reagieren, ob sie noch Angst haben, ins Spital zu kommen. Wir planen, aber alles ist sehr unsicher», sagt Andrea Bachmann, Medienverantwortliche beim Spitalverbund Rheintal Werdenberg Sarganserland.

Eine Mitverantwortung trägt aber auch der Patient selbst. «Beispielsweise bei der Einhaltung der Händehygiene oder des Mindestabstandes im Wartebereich», sagt Philipp Lutz, Mediensprecher des Kantonsspitals St.Gallen.

«Nicht alle können am Montag gleich operiert werden»

Auch das Kantonsspitfal St.Gallen ist momentan gefordert. «Eine der grössten Herausforderungen ist das koordinierte Herauffahren des Betriebs. Dies erfordert viele Absprachen zwischen den Kliniken, der OP-Kommission und anderen Bereichen», sagt Philipp Lutz.

Termine würden wieder laufend ausgemacht. «Klar ist, dass nicht alle, deren Operation verschoben werden musste, gleich in den ersten Tagen operiert werden können», sagt Lutz. Sicher braucht es nun teilweise ein wenig Geduld.

Normalbetrieb ist kein Normalbetrieb

«Ein Normalbetrieb nach Corona ist kein Normalbetrieb. Wir befinden uns noch immer in einer ausserordentlichen Lage», sagt Andrea Bachmann vom Spitalverbund Rheintal Werdenberg Sarganserland.

Angst vor einem Spitalbesuch braucht man nicht zu haben, sagt Philipp Lutz. Das Personal ist entsprechend geschult und es gelten weiterhin besondere Massnahmen und Vorschriften. Im Einzelfall brauche es vielleicht einen intensiveren Austausch mit dem behandelnden Arzt, um Vertrauen aufzubauen.

Würde die Zahl an Coronavirus-Patienten nach dem 27. April doch wieder ansteigen, so wäre man im Kantonsspital St.Gallen entsprechend vorbereitet und könnte die dafür notwendigen Kapazitäten sehr schnell wieder bereitstellen.

veröffentlicht: 22. April 2020 07:22
aktualisiert: 22. April 2020 07:22
Quelle: FM1Today

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