Ausserrhoden

«Die bisherigen Massnahmen reichen nicht mehr aus»

25.10.2020, 18:29 Uhr
· Online seit 25.10.2020, 11:28 Uhr
Appenzell Ausserrhoden hat als erster Ostschweizer Kanton ein strengeres Corona-Massnahmenpaket beschlossen. Unter anderem gilt neu auch eine Maskenpflicht im Büro.

Quelle: tvo

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«Die Fallzahlen und die Anzahl Hospitalisationen nehmen drastisch zu, die Lage droht ausser Kontrolle zu geraten.» Der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden wählt klare Worte und hat sich zu einer Sondersitzung zu verschärften Massnahmen gegen das Coronavirus getroffen.

Neuer Höchststand an Hospitalisationen

Der Regierungsrat schreibt: «Die bisherigen Massnahmen reichen nicht mehr aus, um den derzeitigen Anstieg an Covid-19-Infektionen effektiv zu bremsen.» In den letzten sieben Tagen verzeichnete der Kanton 179 neue Corona-Fälle, mit 19 gleichzeitig hospitalisierten Erkrankten gab es einen neuen Höchststand. Zwei Personen werden derzeit beatmet.

Yves Noël Balmer, der Ausserrhoder Gesundheitschef, sagt: «Es hätte nur noch zwei weitere Fälle gebraucht, dann hätten wir ein Kapazitätsproblem gehabt.» Die Regierung handle immer nach dem Grundsatz, so zurückhaltend wie möglich Massnahmen zu treffen. «Aber die Gesundheitsversorgung muss sichergestellt sein, das wäre jetzt ohne weitere Massnahmen nicht möglich gewesen», sagt Balmer.

«Die Neuinfektionen und die Hospitalisationen verdoppeln sich in Appenzell Ausserrhoden derzeit binnen sieben Tagen», sagt er. Die neuen Massnahmen gelten ab Montag.

Beschlossen wurde:

  1. Maskentragepflicht neu auch in Aussenbereichen von Läden, Theater, Kinos, Konzert- und Veranstaltungsorten, Restaurants und Bars, Wochen- und Weihnachtsmärkte
  2. Keine Maskentragpflicht auf Strassen, Plätzen und Parkanlagen oder im Wald
  3. An allen Arbeitsplätzen gilt Maskentragpflicht (ausser Einzelbüros). Arbeitgeber müssen möglichst Homeoffice ermöglichen
  4. Abstand halten: Auch in Innen- und Aussenbereichen muss trotz Maske der Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Um den Abstand zu garantieren wird der Zugang zu öffentlichen Innenräumen beschränkt. Ausnahmen gibt es zum Beispiel für Familien.
  5. Tanzveranstaltungen sind verboten. In Restaurants, Bar- und Clubbetrieben gilt Sitzpflicht. Höchstens vier Personen pro Tisch sind zugelassen, ausgenommen sind Eltern mit ihren Kindern.
  6. Veranstaltungen mit über 50 Personen sind verboten. An privaten Veranstaltungen wie Geburtstage oder Hochzeiten dürfen höchstens 15 Personen teilnehmen. Veranstaltungen von 15 bis 50 Personen sind nur unter Einhaltung eines Schutzkonzeptes erlaubt.
  7. Proben und Konzerte von Chören sind verboten
  8. Kundgebungen und Unterschriftensammlungen sind weiterhin erlaubt, allerdings muss die Maskenpflicht eingehalten werden.

Wie wird die Maskenpflicht in den Büros durchgesetzt? Balmer: «Wir erwarten von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern Eigenverantwortung. Allerdings werden wir sicher auch Stichproben machen.» Auch bei privaten Veranstaltungen werde man vermehrt kontrollieren, ob die Bestimmungen eingehalten werden. «Wenn aber irgendwo 16 statt 15 Personen feiern, werden wir natürlich mit Augenmass vorgehen», sagt der Gesundheitschef.

Noch kein Verbot von dringenden Operationen

Der Regierungsrat schreibt: «Entwickeln sich die Ansteckungszahlen so weiter, werden die Spitalkapazitäten in Kürze ausgeschöpft sein.» Von einem Verbot von nicht dringenden Operationen und Behandlungen will die Regierung vorerst absehen.

Balmer hat die Hoffnung, dass mit diesen Massnahmen «Weihnachten so normal wie möglich» stattfinden kann: «Es sind grosse Einschnitte und wir werden die Massnahmen und die Wirkung immer wieder anschauen. Wenn sich alle Personen diszipliniert daran halten, werden wir Weihnachten wieder einigermassen normal feiern können.»

Contact Tracing am Anschlag

Das Contact Tracing im Kanton Appenzell Ausserrhoden könne derzeit nur mit Einschränkungen aufrechterhalten werden. «Die Kapazitäten werden ausgebaut, damit diese wichtige Massnahme wieder voll greifen kann.»

Der Bundesrat hat vergangene Woche die Kantone dazu aufgefordert, wenn nötig die Massnahmen zu verschärfen. Er selbst will jedoch erst am Mittwoch schweizweit neue Massnahmen einführen.

(red.)

veröffentlicht: 25. Oktober 2020 11:28
aktualisiert: 25. Oktober 2020 18:29
Quelle: FM1Today

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