Am Mittwochmittag wurden in Appenzell am Gymnasium St. Antonius alle Schüler kurzfristig über einen Fall von Kinderpornografie informiert. Laut Recherchen von «Watson» fand die Appenzeller Polizei bei einer Hausdurchsuchung in Appenzell auf einem Handy kinderpornografisches Material. Das Handy gehört einem minderjährigen Jugendlichen des Gymnasiums.
Video wurde auf Social Media verbreitet
Caius Savary von der Jugendanwaltschaft Appenzell Innerrhoden bestätigt gegenüber FM1Today, dass der Hinweis zuerst an die Bundeskriminalpolizei gelangte, dann an die Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden weitergeleitet wurde und schliesslich bei der Jugendanwaltschaft landete. Beim Hinweis handle es sich um einen Verweis auf den Social-Media-Account eines Minderjährigen, erklärt der Jugendanwalt. «Die Auswertung des Handys des Jugendlichen habe dann gezeigt, dass auch das Gymnasium St. Antonius involviert sei.»
Der Kinderporno sei in den sozialen Medien verbreitet worden. Da verschiedene staatliche Organisationen verbotene Inhalte scannen, sei das «National Center for Missing & Exploited Childern» auf das Video gestossen und habe das FBI informiert.
Jugendliche bekamen Zeit, Videos zu löschen
Der Prorektor des Gymnasiums St.Antonius bestätigt, dass die Schüler am Mittwochmittag über den Fall informiert worden seien. Man habe sie aufgeklärt, dass das Material gefunden wurde. Der beschuldigte Schüler lud das Material auf dem Schulhausgelände in Netz. Die Schüler wurden darüber aufgeklärt, dass der Besitz von kinderpornografischem Material strafbar sei. Sie bekamen bis 13.30 Uhr Zeit, andere illegale Inhalte auf ihren Geräten zu löschen.
Das Bezirksgericht hätte eigentlich die Möglichkeit, weitere Handys einzuziehen. Darauf werde aber vorerst verzichtet. «Gewissen Kindern und Jugendlichen war, zumindest bis heute, nicht unbedingt klar, dass es sich beim Besitz von kinderpornografischen Dateien um ein schweres Delikt handelt», sagt Caius Savary. Manchmal würden die Schüler nicht sehr weit nachdenken. So sei ihnen beispielweise nicht klar gewesen, dass im Video echte Kinder zu sehen seien.
Ursprung des Videos ist nicht bekannt
Woher das Video stammt, weiss die Jugendanwaltschaft noch nicht. «Wir wissen von der Person, von der es der Jugendliche hat. Wissen aber nicht, wer das Video hochgeladen hat», sagt Caius Savary. Möglich sei, dass das Video schon seit Jahren im Netz kursiere. «Es ist wie Müll im Meer. Solche Sachen verschwinden nicht einfach.»
Jugendlicher beim FBI registriert
Was mit dem Schüler passiert, bei dem der Kinderporno gefunden wurde, ist noch nicht abschliessend geklärt. Es gilt die Unschuldsvermutung. «Das Mobiltelefon wurde noch nicht abschliessend ausgewertet», sagt der Jugendanwalt. Es drohen aber Kosten von mehreren hundert Franken für das Strafverfahren, das Vernichten des Handys sowie eine Strafe in Form einer Arbeitsleistung. Ausserdem werde er vom FBI registriert, was eine Einreise nach Amerika erschweren kann. Das Alter, das Geschlecht, sowie der Name des oder der Betroffenen wird vom Gericht nicht bekannt gegeben.
Schüler wurden sensibilisiert
Am Gymnasium St.Antonius in Appenzell herrscht wieder ein ganz normaler Schulbetrieb. Untersuchungen müssen jetzt zeigen, ob weitere Schüler das Video online verbreitet haben. Vom FBI wurde lediglich der eine Fall registriert. Den Schülern am Gymnasium sollte nun aber klar sein, welche Konsequenzen das Verbreiten oder Besitzen solcher Inhalte hat. «Jeder kann über die sozialen Netzwerke verbotene Bildaufnahmen erhalten, strafbar macht sich jemand jedoch, wenn er solche Aufnahmen lagert, weiterleitet oder anderen zeigt», sagt Caius Savary. Auch gelöschte Inhalte würden ewig im Internet bleiben. Er rät den Schülern, mit ihrem Handy zur Polizei zu gehen.