«Man fühlt sich extrem alleine»
Für Kinder ist es schwierig, Perücken zu bekommen, weil diese für Erwachsene hergestellt werden. Doch nicht selten sind Kinder und Jugendliche von Haarlosigkeit oder einer Krebskrankheit betroffen und verlieren ihre Haare bei einer Chemotherapie. «Um einem solchen Kind zu helfen, rufen wir am 16. Juni dazu auf, Haare zu spenden», sagt Katrin Kreuels (35).
Sie ist Co-Geschäftsleiterin von Kopfrausch, einem Shop, der verschiedene Hilfsmittel bei Haarlosigkeit, vor allem Kopfbedeckungen, anbietet. «In der Regel braucht es fünf Haarspenderinnen, um eine Kinder-Perücke herstellen zu können. Die Haarspenden müssen mindestens 27 Zentimeter, idealerweise bis zu 40 Zentimeter, lang sein.»
Haarausfall begann mit 16 Jahren
Katrin Kreuels und Romina Rausch haben den Online-Shop «Kopfrausch» vor einem Jahr gegründet. Seit Mitte April führen sie auch ein Geschäft in der Schmiedgasse in Herisau. Beide sind von der Autoimmun-Krankheit Alopecia Areata (Kreisrunder Haarausfall) betroffen und leben seit vielen Jahren ohne Haare. «Der grösste Teil der Kopfrausch-Kundschaft ist jedoch an Krebs erkrankt», sagt Kreuels.
Bei ihr hat der Haarausfall mit 16 Jahren angefangen. «Am Anfang war es noch erträglich, ich konnte es mit den eigenen Haaren kaschieren. Doch als alle Kopfhaare weg waren, habe ich das als sehr schwierig empfunden und mich extrem alleine gefühlt.» Gerade um dieses Gefühl anderen Betroffenen zu ersparen, haben sie den Shop und das Kompetenzzentrum gegründet und wollen auf die Problematik der Glatzköpfigkeit aufmerksam machen. In der Schweiz sind schätzungsweise 130'000 Personen von der Autoimmunkrankheit betroffen, jährlich erhalten über 40'000 die Diagnose einer Krebskrankheit.
Frauen mit Glatzen werden angestarrt
Speziell an ihrem Shop ist, dass die Produkte von Betroffenen getestet, zusammengestellt und weitgehend in der Region produziert werden. «Unser Anliegen ist es, das Thema Haarausfall zu enttabuisieren», sagt Kreuels. «Als Frau eine Glatze zu haben, soll so normal werden, wie eine Brille zu tragen.» Das zumindest wünscht sie sich für die Zukunft. Zurzeit ist dies aber noch lange nicht der Fall. «Wenn ich mit einer Glatze einkaufen gehe, starren mich alle an.»