«Die Attacke in Buchs hätte glimpflicher ausgehen können», glaubt Sascha Hirn. Am Dienstagabend wurde dort ein Taxifahrer mit einer Stichwaffe verletzt. Das Problem laut dem Geschäftsführer der Autovermietungsfirma Hirn aus Appenzell, die selbst auch Personentransporte durchführt: Taxifahrer und Fahrgast sind in vielen Taxis räumlich nicht voneinander getrennt. Er selbst setzt daher in vielen Fahrzeugen auf Trennscheiben, die zwischen Führerraum und den Hintersitzen angebracht werden.
Gegen Gewalt gedacht, Boom während Corona
Dabei handle es sich nicht um normale Plastikscheiben, sondern Wände aus Polycarbonat, dursichtig und schlagfest. Auf diese gestossen ist Hirn während der Pandemie. «Damals war von einem Tag auf den anderen unser Geschäft quasi tot und ich war auf der Suche nach einer Lösung, wie Fahrer und Fahrgast voneinander getrennt im Fahrzeug untergebracht werden können.» Bei seiner Suche sei er auf eine Firma in Osteuropa gestossen, die die besagten Trennscheiben herstellt – eigentlich eben genau mit dem Ziel, Taxifahrerinnen und Taxifahrer vor aggressiven Personen zu schützen. Die Scheiben halten Schlägen und Stössen stand und können – im Gegensatz zu Plexiglas etwa – nicht splittern. Sie sind gemäss europäischen Richtlinien geprüft und zertifiziert und auf verschiedene Fahrzeuge angepasst.
Hirn kaufte diese Scheiben für sich selbst und, weil es damals keinen anderen Anbieter in der Schweiz und den nahen Ausland gab, weitere für den Vertrieb. Während der Pandemie waren die Scheiben als Virenschutz gefragt. Dann war Corona vorüber und Hirn blieb auf seinem Lager sitzen – bis jetzt. Vor einem Jahr stieg die Nachfrage wieder, die Scheiben ihrem ursprünglichen Zweck zuzuführen. Dies, nachdem im November 2022 in Basel ein Taxifahrer von einem Fahrgast erstochen wurde.
Quelle: polycar
Mit den Angriffen auf Taxifahrer in Amriswil und Buchs und steigendem Gewaltpotenzial gegenüber Chauffeusen und Chauffeuren glaubt Hirn, dass es Schutzmassnahmen braucht. Natürlich schwebt ihm dabei sein eigenes Angebot an Scheiben vor, das nach dem Ende der Pandemie eine Nachfrage sucht.
Ostschweizer Taxiunternehmen sind skeptisch
Bei Taxiunternehmen stösst die Idee allerdings auf Skepsis. So etwa bei Samuel Holenstein von Herold Taxi. Sicher sei es eine Überlegung wert, solche Trennscheiben einzusetzen, sagt er. Allerdings befürchtet er, dass mit der räumlichen Trennung der Kontakt zwischen Fahrer und Fahrgast verloren ginge. «Uns ist dieser wichtig. Die Chauffierenden und die Gäste sollen sich ohne Trennung unterhalten können. Das gehört dazu.» Ausserdem sei die Scheibe für die Sicherheit auch nur dann wirksam, wenn der Gast auch tatsächlich hinten einsteigt, sagt er. Sitzt der Gast vorne, bringt es auch nichts. Ausserdem müssten die Kosten bedacht werden. Eine Trennscheibe kostet, je nach Modell, 400 bis 800 Franken. Nicht gerade wenig, ist sich Hirn bewusst, er betont bei der Frage, was denn diese Kosten rechtfertigt, aber die Qualität der Scheiben und die hohen Fertigungskosten dieser.
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Vom Nutzen der Scheiben überzeugt zu sein scheint die Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden, die diese in ihren Fahrzeugen eingebaut hat, um renitente Festgenommene und die Polizistinnen und Polizisten zu trennen. Und wie Hirn erzählt, habe er auch in Deutschland Taxiunternehmen als Abnehmer gefunden, die der steigenden Aggression wegen auf die räumliche Trennung setzten. Dies mit Erfolg, laut Angaben von Hirn selbst. «In der deutschen Stadt Kiel etwa gibt es ein Unternehmen, dessen Fahrerinnen in der Nacht aus Angst vor möglichen Angriffen nicht mehr fahren wollten. Seit sie von den Fahrgästen getrennt sind, trauen sie sich wieder.»