Polizei muss keine Nacktwanderer büssen
Die Vorlage sorgte sowohl im FM1-Land als auch national und international für Aufsehen: Bei der Landsgemeinde 2009 sprach sich das Appenzell Innerrhoder Stimmvolk mit einer grossen Mehrheit für eine Gesetzesänderung aus, die Nacktwandern verbietet. Wer sich im Alpstein seither entblösst, muss mit einer 200-Franken-Busse rechnen – eine weltweite Premiere. Nacktwandern gilt als Offizialdelikt, was bedeutet, dass die Behörden die Straftat verfolgen müssen, wenn sie Kenntnis davon haben.
Appenzell als FKK-Paradies?
Im Herbst 2008 war insbesondere in Deutschland ein regelrechter Nacktwander-Boom ausgebrochen. So verwunderte es nicht, dass auf einem Portal für Nacktwanderer plötzlich auch der Alpstein als Gebiet für eine FKK-Tour angepriesen wurde. Doch das wurde den Appenzellerinnen und Appenzellern zu viel.
Im Abstimmungsbüchlein vor der Landsgemeinde schrieb die Innerrhoder Regierung: «Die Reaktionen der Bevölkerung haben gezeigt, dass solche Erscheinungen weit herum als überaus störend und belästigend empfunden werden. Die Aufnahme in einen Übertretungsstraftatbestand erscheint daher richtig.» Appenzell Ausserrhoden zog Anfang 2011 mit einem Nacktwander-Verbot nach.
Seit fast zehn Jahren keine Anzeige
Während die Landsgemeinde die Vorlage klar annahm, wurde das Gesetz anderorts heftig kritisiert. Diese Kritiker dürfte es heute kaum verwundern, dass es das Nacktwander-Verbot wohl eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Gegenüber dem Regionaljournal Ostschweiz des SRF sagt Roland Koster, Mediensprecher der Innerrhoder Kantonspolizei, dass das Gesetz kaum zur Anwendung komme. «Sicher seit acht, neun Jahren haben wir keine Anzeigen erhalten.» Ob dies an der abschreckenden Wirkung des Verbots oder am rückläufigen Nacktwander-Trend liegt, könne er nicht sagen.
In Appenzell Innerrhoden ist am Sonntag wieder Landsgemeinde. FM1Today hält dich im Liveticker über den Abstimmungssonntag auf dem Laufenden.