Zwei Franken für eine zusätzliche Gabel

03.10.2016, 16:51 Uhr
· Online seit 03.10.2016, 12:15 Uhr
Eine Ostschweizer Familie traute ihren Augen nicht. Sie wollten mit ihren Kindern im Äscher essen. Als sie eine zusätzliche Gabel bestellten, kostete diese zwei Franken. Für den Wirt ist klar, dieser Preis ist notwendig. Denn auch das Abwaschen kostet.
Lara Abderhalden
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Die Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern hat drei Rösti bestellt. «Weil die Kinder gewöhnlich nicht ausessen, wollten wir eine zusätzliche Gabel bestellen», sagt die Mutter. Als sie jedoch erfahren haben, dass eine zusätzliche Gabel zwei Franken kostet, hätten sie darauf verzichtet. «Das kann doch nicht sein?» Sie hat die Rösti dann mit dem Kafi-Löffel gegessen. Auch auf dem Reiseportal Tripadvisor, können die Gäste den Preis für zusätzliches Besteck nicht verstehen:

Aufwändige Wasserbeschaffung auf dem Äscher

«Für die zwei Franken gibt es dafür ein gesamtes Gedeck, inklusive Teller», erklärt Bernhard Knechtle, Wirt des Berggasthauses Äscher. Und ergänzt: «Niemand kann gratis Abwaschen. Auch zuhause kostet das Wasser. Bei uns kommt das Wasser aber nicht einfach so aus dem Hahnen.» Das Wasser auf dem Äscher muss aufwändig beschafft werden. Einerseits kommt es aus Quellen, andererseits ist es Tropfwasser aus der Höhle nebenan. Dieses Wasser kommt in eine Zisterne. «Wenn es lange nicht regnet, kann das Wasser knapp werden», sagt Knechtle.

Ist dies der Fall, kann das Wasser auch angeliefert werden. Das passiert mit der Gondelbahn (im äussersten Notfall sogar mit dem Helikopter). Das Wasser wird zuerst von einem Hydranten in Wasserauen in einen Kanister gepumpt. Dieser wird in die Gondel verladen und aus der Gondel wird das Wasser dann mit einem Schlauch in den Äscher abgelassen. Dort muss es noch mit einer UVA-Anlage beschossen werden, bevor es verwendet werden kann. «Wie man sieht verursacht das Abwaschen Kosten», sagt der Wirt des Äscher. Die Kosten wälzt Knechtle auf die Konsumenten ab.

Wasserkosten müssen gedeckt werden

«Es gibt immer wieder Menschen die sich ärgern und den Preis nicht verstehen können», in solchen Fällen erkläre Bernhard Knechtle den Gästen jeweils die knappe Wassersituation auf dem Äscher. «Auch die Spühlen auf dem WC funktionieren nicht endlos, auch dafür müssen wir bezahlen», durch den Preis für das Besteck, versuche man die Wasserkosten irgendwie zu decken.

Branchenkollegen verstehen den Wirt

Bei Gastro St.Gallen unterstützt man den Entscheid des Gastwirtes: «Jeder Unternehmer kann selber entscheiden, wie er seine Preise gestaltet. Es gibt dafür weder Richtlinien noch Gesetze», erklärt Vorstandsmitglied Linus Thalmann. Er selbst besitze drei Gastbetriebe: «Die Preise gestalten sich immer zu 65 Prozent aus den Dienstleistungen, diese sind je nach Lage des Gastbetriebes oder Herkunft des Produktes verschieden.» Dadurch, dass auf dem Äscher Wasserknappheit herrsche, sei diese Art von Kostenabwälzung legitim. «Ich möchte meinem Berufskollegen ganz bestimmt nicht in den Rücken fallen, er wird seine Gründe dafür haben.»

Auch in Zukunft werde der Wirt für zusätzliches Besteck Geld verlangen: «Wir haben gerne neue Gäste, Gäste aus der ganzen Welt, aus verschiedensten Nationen. Wir versuchen, stets das Beste zu machen. Letzten Endes ist man im Gastgewerbe aber immer auf einer Gratwanderung. Man kann es nicht allen recht machen.»


veröffentlicht: 3. Oktober 2016 12:15
aktualisiert: 3. Oktober 2016 16:51
Quelle: abl/saz

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