Austrittswelle bei Ostschweizer Kirchen – «Ich verstehe es nicht ganz»
Quelle: TVO
«Ich verstehe es nicht ganz. Die Kirche ist ein Ort, den viele Leute aufsuchen, wenn sie Probleme haben. Nicht wenn sie feiern, aber wenn sie einsam sind und keinen Weg mehr sehen. Mit der Kirche findet man wieder den Weg zurück», sagt ein Besucher des Gottesdiensts in Rotmonten.
Die Anzahl der Austritte aus der Kirche in der Region ist auf Rekordniveau, schreibt auch das «St.Galler Tagblatt» in «Schweiz am Wochenende». Über 9000 Ostschweizerinnen und Ostschweizer haben im letzten Jahr der evangelischen und katholischen Kirche den Rücken zugewendet. Vor zehn Jahren waren diese Zahlen laut dem schweizerischen pastoral-soziologischen Institut gerade einmal halb so hoch. «Mir tut es weh, denn mir schenkt es so viel und ich möchte nicht ohne das leben», sagt eine weitere Besucherin aus St.Gallen gegenüber TVO.
Gründe für Austritte sind verschieden
«Zum Teil ist es sicher die Entfremdung, dass sich die Leute nicht mehr zugehörig fühlen. Zum Teil sind es auch finanzielle und steuerliche Gründe oder Enttäuschung, die sie erfahren haben», sagt der Pfarrer Hansueli Walt von der Kirche Rotmonten.
Noch etwas schadet dem Ruf der Kirche extrem: die Missbrauchsvorwürfe, die immer wieder auftauchen. Viele können es so nicht mehr mit sich vereinbaren, die Institution Kirche zu unterstützen.
Zufluchtsort soll es immer geben
«Ich finde es sehr wichtig, dass die ökumenische Arbeit immer mehr ins Laufen kommt, dass wir uns nicht gegenseitig ausspielen. Wir sollen ein Ort der Hoffnung für die Menschen sein und nah bei ihnen sein», sagt Vreni Ammann, die Pfarreibeauftragte der Kirche Rotmonten.
Weniger Leute bedeuten auch weniger finanzielle Einnahmen. Vielleicht gäbe es darum künftig weniger Lohn für die Mitarbeitenden oder die Kirchen würden etwas weniger schön renoviert, sagen Walt und Ammann. Sicher ist aber, dass die Leute immer einen Zufluchtsort haben sollen, wo sie ihren Glauben ausleben können.
(red.)