«Besser als Massenproduktion aus China»

07.10.2016, 18:44 Uhr
· Online seit 07.10.2016, 18:39 Uhr
In Appenzell kann man dieses Wochenende kulinarische Höhepunkte und alte Handwerkskünste erleben: Zum zweiten Mal findet die Authentica im Kapuzinerkloster statt. Wir haben uns durch die Messe «geschneuggt».
Laurien Gschwend
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Cosma Impellizzeri besitzt eine kleine Schuhschneiderei in Schwellbrunn. In diesem Jahr zeigt er zum ersten Mal an einer Authentica sein Handwerk. «Ich fertige ein individuelles Produkt - fernab von der Wegwerfgesellschaft», sagt er stolz. Massgeschneiderte Schuhe produziere heute fast niemand mehr, vor allem Einzelunternehmer seien in diesem Bereich selten geworden, höchstens in Italien finde man noch solche. «Bei mir ist das Familientradition. Für mich muss ein Schuh handgefertigt sein», so Cosma. Seit 12 Jahren entwirft der Appenzeller selber Schuhe.

«Appenzell ist sehr authentisch»

Neben Cosma Impellizzeri kommen drei weitere Aussteller aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden. Ganze 18 stammen aus dem Innerrhodischen. «Appenzell ist sehr authentisch, hier gibt es zum Beispiel noch Sennensattler, welche man in anderen Schweizer Gegenden vergebens sucht», sagt Urs Bucher. Er ist der Initiant der Authentica. Die Idee, eine solche Messe zu veranstalten, entstand vor sechs Jahren in einem leerstehenden Kapuzinerkloster in Solothurn. «Ich organisierte dort Hochzeiten und Firmenanlässe, und die tollen Räumlichkeiten inspirierten mich, etwas Neues auf die Beine zu stellen», so Bucher.

«Idee, Produktion und Verkauf aus einer Hand»

Die Besucher begegnen an der Authentica 60 Produzenten: 30 aus dem handwerklichen Genre, 30 aus dem Bereich «Küche und Keller». «Hier erlebt man Idee, Produktion und Verkauf aus einer Hand», sagt der Initiant der Authentica. Auch in Solothurn, Basel und Brugg findet die Spezialitätenmesse regelmässig statt. Handwerk und Kulinarik sind eingebettet in ursprüngliche Kloster. «Diese haben einfach einen ganz besonderen Groove», schwärmt der Authentica-Gründer.

Limoncello, direkt aus Italien

Jeder Aussteller darf seine Produkte nur zwei Mal an der gleichen Authentica präsentieren. «Damit wollen wir die Abwechslung gewährleisten», sagt Urs Bucher. Julia Kolb aus Luzern ist traurig, dass sie bereits zum zweiten und letzten Mal in Appenzell ist. «Die Leute sind interessiert, stellen viele Fragen, und wollen wissen, wie ich meinen Likör herstelle», sagt sie an ihrem hübschen Stand im Kloster. Sie ist halbe Italienerin und hat in den Ferien in der Toscana von der Nachbarin gelernt, wie man Limoncello herstellt. «Ich habe eine völlig andere Ausbildung gemacht, nämlich eine im Textildesign - deshalb gestalte ich jetzt die Etiketten meiner Kreationen selber», sagt die Luzernerin. Zum Zitronenlikör sind über die Jahre immer mehr Geschmacksrichtungen dazu gekommen.

«Was man hier findet, ist nicht 08/15»

Im letzten Jahr haben 4500 Personen die Authentica in Appenzell besucht. «Viele kamen aus der Region, wir haben aber auch einen Fankreis von Leuten aus Fribourg, dem Wallis und Zürich», sagt Urs Bucher. Helen ist aus Niederuzwil hergekommen. «Was man hier findet, ist nicht 08/15», sagt sie. Auch ihre Kollegin Claire aus Oberbüren ist begeistert: «Es ist alles so schön präsentiert, einfach der Hammer», meint sie.

Inspiration zum Kochen

Monique und Adolf aus Appenzell sind gemeinsam mit ihrer Tochter gekommen. «Man trifft hier nette Leute, kann viel probieren, wir haben schon einige Sachen gekauft», sagt Monique. So sind Konfitüren, eine Salbe für die Füsse und Käse in der Einkaufstasche gelandet. «Es ist schön, dass man hier altes Handwerk kennenlernen kann, das ist viel besser als die Massenproduktion aus China», ist Adolf überzeugt. Auch Dagmar aus Uzwil stöbert gerne an der Authentica: «Ich sammle hier vor allem Ideen zum Kochen».

«Natürliche Lebensmittel aus der Hand des Urproduzenten»

Jörg Rechsteiner baut im Thurgau selber Hanf an. Diesen liefert er beispielsweise an Käse- und Ölproduzenten. «Mir geht es darum, dem Hanf einen anderen Stellenwert zu geben», sagt der Aussteller. Oft werde das Kiffen mit dem Kraut in Verbindung gebracht. An der Authentica sind viele angetan von seiner Geschäftsidee. «Die Leute wollen natürliche Lebensmittel aus der Hand des Urproduzenten», sagt Rechsteiner.

Auch Astrid Nigg setzt bei der Herstellung ihrer Produkte auf Natur. Sie verkauft an der Authentica Naturseifen, Badekugeln, Körperbalsam und Raumspray. «Die Leute haben Interesse an authentischen Produkten, diese biete ich an», sagt die Lichtensteigerin. Normalerweise verkaufe sie ihre Körperpflegeprodukte in Blumenläden, Drogerien und Bioläden.

Essig ist nicht gleich Essig. Clemens vom Weingut Schloss Salenegg in Maienfeld bietet Burgunder-Essig und Marc-Vanille-Essig zum Probieren an. Köstlich!

Juchzen und jodeln bis am Abend

Die Authentica steht am Freitag und am Samstag von 11 bis 19 Uhr offen für Besucher, am Sonntag bis 17 Uhr. Im letzten Jahr habe man gemerkt, dass die Appenzeller ein geselliges Volk seien. «Deshalb haben wir eine Abendunterhaltung organisiert, bei der gejuchzt und gejodelt werden kann», freut sich Urs Bucher.

veröffentlicht: 7. Oktober 2016 18:39
aktualisiert: 7. Oktober 2016 18:44

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