Das Darknet als grosse Gefahr

23.03.2017, 21:43 Uhr
· Online seit 23.03.2017, 20:40 Uhr
Die dunkle Seite des Internets wird für Waffen-, Drogen- oder gar Kinderpornographiehandel genutzt. Ein Fall aus Deutschland rüttelt auch die Schweizer Justiz wach.
Sandro Zulian
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In Deutschland hat der Fall für viel Aufsehen und Beunruhigung gesorgt: Ein 19-jähriger Mann besorgt sich im «Darknet» eine Waffe und tötet damit einen 9-jährigen Bub. Jetzt wollen auch die Kantone aktiv werden.

Tagung im Massnahmenzentrum Bitzi

Im Rahmen des 10-jährigen Jubiläums des Massnahmenzentrums Bitzi in Mosnang luden die Verantwortlichen zum Dialog ein. Unter dem Titel «Das Darknet - eine unheimliche Gefahr» diskutierten eine Vielzahl von Persönlichkeiten aus der Schweizer Justiz. Claudio Vannini, Direktor des Massnahmenzentrums Bitzi und Gastgeber der Tagung hat erst vor einem Jahr das erste Mal etwas von der dunklen Seite des Internets gehört: «Ich bin ängstlich geworden und habe mir gedacht: ‹Haben wir etwas verpasst?›» Dass die Justiz etwas verpasst hat, dementiert Vannini nicht: «Wir sind jetzt am aufrüsten.»

Das Darknet ist der Schweizer Justiz weit voraus

Was den Kampf gegen das Darknet anbelangt, steckt die Justiz noch in Kinderschuhen. Hauptgrund dafür ist fehlendes Fachwissen auf Seiten der Behörden. Für Bundesrichter Niklaus Oberholzer ist daher klar, dass kantonale Kompetenzzentren die einzige Antwort auf das Darknet ist: «Wir müssen das Wissen, das alle Kantone zusammen haben bündeln.» Pionierarbeit leiste dabei der Kanton Zürich: «Dort wurde kürzlich entschieden, 20 neue Stellen zu schaffen, die sich nur mit Internetkriminalität auseinandersetzen.» Die anderen Kantone müssten sich nun überlegen, dort nachzuziehen.

Kanton St.Gallen will handeln

«Der Kanton St.Gallen überlegt sich, ein Kompenzzentrum ins Leben zu rufen, das sich mit Cyberkriminalität auseinandersetzt», sagt Thomas Hansjakob, erster Staatsanwalt des Kantons St.Gallen. Das Ansinnen soll laut Hansjakob in den nächsten zwei Jahren in die Tat umgesetzt werden.

Die grosse Frage um die Geographie

Doch wer ist bei einer Straftat im Darknet eigentlich verantwortlich? Oft lässt sich der Standort eines Cyber-Straftäters nicht lokalisieren. Dementsprechend kann nicht evaluiert werden, welcher Kanton für welche Straftaten zuständig ist. Verschiedene Politiker fordern deshalb, dass sich der Bund um diese Straftaten kümmern muss. Für Hansjakob ist indes klar, dass auch diese Problematik von den Kantonen gelöst werden kann: «Ich stelle mir einen Turnus vor, bei dem jeder Kanton für eine bestimmte Zeit einen Bereitschaftsdienst, ein Pikett schiebt.» So sollen die unklaren Fälle in erster Linie vom «Pikett-Kanton» als erster behandelt werden.

Das Darknet ist gewissermassen die «dunkle Abteilung» des Internets. Die Nutzer stellen per manueller Peer-to-peer Methodik direkte Internetverbindungen zueinander her, welche kaum nachzuverfolgen sind. Das Darknet bietet daher ein höheres Mass an Sicherheit und Anonymität. Dementsprechend wird es nicht nur von Nutzern, denen eine ungestörte Unterhaltung wichtig ist, gebraucht. Oft dient das Darknet als Umschlagplatz für Waffen, Drogen oder Kinderpornographie.
veröffentlicht: 23. März 2017 20:40
aktualisiert: 23. März 2017 21:43

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