«Das Ferienjob-Angebot reicht nicht aus»

22.05.2019, 06:46 Uhr
· Online seit 22.05.2019, 05:47 Uhr
Ferienjobs für Schülerinnen und Schüler sind heiss begehrt, Jugendberatungsstellen im FM1-Land erhalten laufend Anfragen von arbeitswilligen Jugendlichen, doch das Angebot an Taschengeldjobs ist viel zu klein.
Angela Mueller
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Während der Ferien für zwei oder drei Wochen in die Arbeitswelt eintauchen und etwas Geld verdienen, das würden im FM1-Land viele Jugendliche gerne. «Wir bekommen täglich Anfragen von Schülerinnen und Schülern, die einen Ferienjob suchen», sagt Mauro Arena von der St.Galler Jugendinformation Tipp. Doch Arbeitsmöglichkeiten gibt es nur sehr wenige.

Quartiervereine und Firmen in St.Gallen angefragt

Diesen Missstand beobachtet das Tipp schon eine Weile. «Wir suchen intensiv nach passenden Arbeitgebern.» Angefragt hat die St.Galler Jugendinformation bei der Stadt, den Quartiervereinen und auch bei grösseren Firmen. «Seit einem Jahr haben wir zusätzlich eine Kampagne gestartet», sagt Arena.

Inzwischen kommen auch die ersten Angebote rein. Beispielsweise kleinere Arbeiten in Haushalten oder aber auch Jobs in mittelgrossen Firmen. Doch das reicht noch lange nicht. «Die Jugendlichen wollen wirklich gerne arbeiten, aber das Ferienjob-Angebot reicht einfach nicht.»

Aufgegeben hat man ein solches Projekt bereits in Frauenfeld: «Wir versuchten vor einigen Jahren, eine Jobbörse aufzubauen, doch der Aufwand war zu gross», sagt Sereina Koller, Leiterin Fachstelle Kinder- und Jugendanimation 20gi. Das Thema ist aber nach wie vor aktuell, auch hier gehen laufend Anfragen von arbeitswilligen Schülerinnen und Schülern ein. «Wir raten, im Bekanntenkreis nachzufragen und sich die Aushänge an schwarzen Brettern bei den Detailhändlern anzuschauen.» In Wil hat kürzlich eine Schülerin dafür gesorgt, dass auf der Internetseite «Sackgeld-Jobs» eingetragen werden, doch das Angebot wird nicht stark genutzt.

IHK St.Gallen Appenzell plant keine Massnahmen

Die Industrie- und Handelskammer St.Gallen Appenzell (IHK) teilt die Einschätzung, dass es schwierig sei, einen Ferienjob zu ergattern. «Das Angebot ist sehr klein», sagt Ruth Büchler von der IHK-Geschäftsstelle.

Für Büchler ist klar, die Möglichkeit zu arbeiten und Berufsluft zu schnuppern, ist für Kinder eine «sehr wertvolle Lebenserfahrung und sie sind damit anderen eine Nasenlänge voraus». Trotzdem steht bei der IHK die Problematik nicht im Fokus. «Wir planen keine Aktivitäten oder einen Aufruf zu starten.»

Kinder während der Ferien zu beschäftigen, ist durchaus eine anspruchsvolle Angelegenheit. Sie brauchen viel Anleitung und Überwachung. Ausserdem gibt es bestimmte rechtliche Bestimmungen, die beachtet werden müssen – zum Beispiel darf die Arbeit das Kind nicht zu sehr belasten.

Wertvolle Erfahrung für Kinder und Jugendliche

Doch vielen Arbeitgebern fehlt schlichtweg die Kapazität für diese Betreuungsarbeit, gerade auch, wenn während der Ferienzeit das Personal reduziert ist. So teilt zum Beispiel die Baufirma Implenia auf Anfrage mit: «Implenia hat kein spezielles Programm zur Vergabe von Ferienjobs an Jugendliche. Auch in unseren Geschäftsstellen in der Ostschweiz ist es nicht üblich, dass Ferienjobs an Jugendliche vergeben werden.»

Arbeitswillige Kinder und Jugendliche sind also oftmals abhängig davon, ob ihre Eltern oder Leute aus dem näheren Bekanntenkreis ihnen Jobs vermitteln können. Dabei bringen ihnen diese ersten Erfahrungen in der Arbeitswelt oftmals enorme Vorteile, wenn es darum geht, eine Lehrstelle zu erhalten oder während der Kantonsschule oder des Studiums einen Nebenjob zu finden.
veröffentlicht: 22. Mai 2019 05:47
aktualisiert: 22. Mai 2019 06:46

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