«Das ist Rufschädigung»

· Online seit 02.09.2016, 06:07 Uhr
Durchfall wegen eines Glases Wasser mit Eis? Kann passieren. Ein «Saldo»-Test zeigt: In vielen Bars und Restaurants sind die Eiswürfel mit Keimen verseucht. Auch in der Ostschweiz. Ein Lokal ist entrüstet über das Urteil und will rechtlich gegen «Saldo» vorgehen.
Leila Akbarzada
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«Das ist eine Affenschande», sagt Katharina Lippuner, Pächterin der Sonne in Altenrhein. Ihre Dorfbeiz ist eine der 70 Lokalitäten, deren Eiswürfel vom Magazin "Saldo" auf Darmbakterien untersucht worden sind.

Das vernichtende Ergebnis des Tests: Fast jede dritte Probe enthielt Darmbakterien wie Enterokokken oder Escheria coli. Diese Fäkalbakterien können laut «Saldo» Durchfall oder Erbrechen auslösen. Auch das Restaurant Sonne in Altenrhein serviert laut «Saldo»-Stichprobe unhygienisches Eis und gehört zu den 23 Lokalen mit dem Prädikat «sehr schlecht».

Kein Eis am Mittag

Die Pächterin der Sonne ist empört. «Das ist eine Lüge», sagt sie. Es könne nicht sein, dass die Redaktoren am besagten Tag bei ihr im Lokal waren und dort Eis bekamen. «Der Tester behauptet, am Mittag bei uns gewesen zu sein. Wir schalten jedoch unsere Eismaschine immer erst am Nachmittag ein, da wir vorher keinen Bedarf haben», sagt Lippuner. Deshalb könne es nicht sein, dass er am Mittag Eis bekommen habe.

«Eine Verwechslung mit der Sonne in Thal oder Rheineck könnte vorliegen. Ich hatte Email-Kontakt mit der ‹Saldo›-Redaktion, aber dort wurde nicht auf mich eingegangen. Ich bin einfach abgefertigt worden», sagt sie.

Testergebnisse ohne Zweifel

Es steht Aussage gegen Aussage. «Saldo» weist die Behauptungen zurück: «Wir waren vor Ort und haben die Proben genommen.» Eine Verwechslung mit einem anderen Lokal sei ausgeschlossen.

So lief der «Saldo»-Test ab: Wie «Saldo» schreibt, besuchten Redaktoren vom 22. bis 28. Juni 70 Schweizer Lokale und baten deren Personal, zwei mitgebrachte (sterile) Becher mit Eiswürfeln zu füllen. «Das Personal schraubte die Deckel auf, füllte Eis in die Becher, verschloss die Becher und gab sie uns zurück.» Jedes Lokal wurde laut «Saldo» einmal besucht. Alle Proben seien innert 24 Stunden gekühlt in ein unabhängiges und akkreditiertes Schweizer Labor gebracht worden. «Dort wurden die Eiswürfel mikrobiologisch analysiert.»

Anzeige gegen «Saldo»?

Lippuner überlegt sich rechtliche Schritte. Sie wolle die Redaktion anzeigen, falls diese nicht entsprechend reagiere. «Ich lasse das nicht auf mir sitzen. Das ist Rufschädigung», sagt Lippuner. Sie sei angewiesen auf ihre Stammgäste. «So ein Bschiss ist vernichtend für das Geschäft.»

Hier kannst Du nachlesen, welche getesteten Ostschweizer Lokale besonders gut bzw. schlecht abgeschnitten haben:

Hygienisch unbedenklich:
Appenzell AR: Restaurant Countries, Herisau
Graubünden: Raststätte Marché Heidiland, Maienfeld-Fläsch
St.Gallen: Restaurant Bierhof, St. Gallen; Hotel Churfirsten, Walenstadt

Thurgau: Hotel Rotes Kreuz, Arbon; Brauhaus Sternen, Frauenfeld

Hygienisch bedenklich:
Appenzell AI: Romantik Hotel Säntis, Appenzell
Graubünden: Restaurant & Bar Ciao Bella, Chur; Café Restaurant Cappuccino, Flims; Hotel Mira, Sedrun; Café Tschut, Trun
St.Gallen: Restaurant Sonne, Altenrhein; Restaurant Frauenhof, Altstätten; Restaurant Hirschen, Bütschwil

Thurgau: Black Angels Bar, Bürglen; Gasthof Ochsen, Müllheim Dorf

veröffentlicht: 2. September 2016 06:07
aktualisiert: 2. September 2016 06:07
Quelle: lak

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