Der Mühleggtunnel hat jetzt Rippen

07.09.2018, 12:53 Uhr
· Online seit 07.09.2018, 05:33 Uhr
Der baufällige Mühleggtunnel in St.Gallen sieht wieder wie neu aus - noch fehlen 50 Meter Gleis, bis das Bähnli während der Olmazeit geliefert wird. Ein Augenschein auf der Baustelle, der kurioses zu Tage fördert.
Angela Mueller
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Es dröhnt und hämmert bei der Mühlegg-Talstation hinter dem Kloster St.Gallen: Die Bauarbeiten im Warteraum sind in vollem Gange, dieser wird komplett neu gestaltet, denn der Einstieg in die neue Kabine wird künftig über die Vorderfront erfolgen und nicht mehr wie bis anhin seitlich. Im Tunnel drin werden zurzeit Gleise verlegt. Acht Spezialisten beugen sich über die Schienen: «Das ist eine Hochpräzisionsarbeit. Wenn hier ein Fehler passiert, rumpelt später das Bähnli», sagt Urs Weishaupt vom Förderverein Mühleggbahn.

Noch fehlen rund 50 Meter Gleis - dann werden bereits die technischen Montagearbeiten für den Motor der Standseilbahn beginnen. Seilwinde, Hydraulik und die Antriebsmotoren werden Ende September eingebaut.

Böse Überraschungen während der Bauzeit

Im April hatten die Sanierungsarbeiten begonnen, diese waren bitter nötig. Der 125-jährige Tunnel war in schlechtem Zustand. Entsprechend gab es auch die eine oder andere böse Überraschung. So hatte sich gleich zu Beginn der Tunnelarbeiten eine extreme Staubwolke gebildet. Später stellte sich heraus, die Tunneldecke war über eine Länge von zwanzig Metern brüchiger als erwartet. «Die Arbeiter sind in einen Garten durchgestossen», sagt Weishaupt.

Doch inzwischen sind die Sanierungsarbeiten abgeschlossen. «Das schlimmste ist vorbei», sagt Weishaupt. Die Wände sind mit Spritzbeton versehen, nur an wenigen Stellen sieht man altes Mauerwerk oder Felsen. «Das grosse Thema im Tunnel war das Wasser», sagt Weishaupt. Auf der ganzen Tunnellänge von 300 Metern  musste ein Abflusssystem eingebaut werden. «Deswegen hat  das Gewölbe jetzt eine rippenartige Struktur.»

Neue Kabine kommt während der Olma

Mit Spannung wird das neue Seilbähnli erwartet. Gestaltet hat es der Designer Andreas Bechtiger aus dem St.Georgen-Quartier. «Die Kabine wird während der Olma-Zeit geliefert», sagt Weishaupt. Dann beginnt auch die drei- bis vierwöchige Testphase. «Wir müssen unglaublich viele Vorschriften einhalten, viele sinnvoll, andere eher kurios.»

Zum Beispiel wird bei der Talstation neu ein Windmesser montiert: Weil die Mühleggbahn gesetzlich gesehen eine Seilbahn ist, müsste die Kabine einer Windstärke von 150 Stundenkilometern standhalten. Die Produktionsfirma garantiert aber nur 75 Stundenkilometer. «Sollte diese Windgeschwindigkeit überschritten werden, stellt die Bahn den Betrieb automatisch ein.» Das obwohl die Strecke, welche die Bahn ausserhalb des Tunnels zurücklegt, höchstens 20 Meter beträgt und in der Schlucht liegt.

Eröffnung am 17. November

Bis die Bahn aber wieder fährt, geht es noch zwei Monate. Am 17. November wird sie eröffnet und gleichzeitig das 125-jährige Bestehen mit einem Fest gefeiert.

 

Es droht ein Defizit

Die Sanierung der Mühlegg-Bahn kostet 5,5 Millionen Franken. Der Grossteil der Finanzierung wird durch städtische Beiträge und Rückstellungen bezahlt. Der Förderverein trägt 700'000 Franken bei. Bereits sind durch Aktienzeichnungen und Spenden eine halbe Million Franken zusammengekommen.

Ende August hat der Verein auf der Crowdfounding-Seite lokalhelden.ch eine Sammelaktion gestartet. Doch diese läuft nur schleppend. Innerhalb von knapp zwei Wochen sind erst 750 Franken gespendet worden. «Wenn einem das Bähnli wichtig ist, sollte man spenden», sagt Weishaupt. Denn kommt das Geld nicht zusammen, muss der Verein einen Kredit aufnehmen und der Betrieb startet mit einem Defizit.

 

 

veröffentlicht: 7. September 2018 05:33
aktualisiert: 7. September 2018 12:53

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