«Der Welpe war ein Weihnachtsgeschenk»
«Leider ist der Wiler Welpe kein Einzelfall», sagt Marcel Jung, Leiter des Tierheims «Papageien- und Büsihof» in Dicken sichtlich berührt vom Schicksal des mitten in der Nacht ausgesetzten Welpen. So etwas sei furchtbar und dürfe nicht vorkommen. Doch sei dies die harte Realität und das Ebenbild unserer Gesellschaft: «Jedes Jahr landen Tiere unter dem Weihnachtsbaum und diese enden dann - wenn sie Glück haben - im Tierheim.» Solche Fälle sind laut Jung keine Seltenheit nach den Festtagen. Er habe schon ausgesetzte Katzen im Böxli eingesammelt, die an der Autobahn standen. Oder jemand kam nach Weihnachten einmal nachts mit einem Auto angefahren, lud einen Karton vor seinem Haus ab und fuhr davon. Im Karton fand Jung ein frierendes Büsi samt Geschenkschleife.
Tiere als Weihnachts-Überraschung finden häufig den Tod
Die Tiere würden als Überraschungsgeschenk für Kinder unter dem Baum liegen und den Menschen zu Beginn noch Freude bereiten: «Erst wenn sie das Tier in der Wohnung haben, merken die Leute, das ein Tier eine Herausforderung ist», sagt Jung mit einem Blick zu einem seiner Hunde, den er kurz streichelt. Auch dieser war ein Überraschungs-Weihnachtsgeschenk und musste dann ins Tierheim: «Der Hund war die ganze Zeit nicht einmal draussen und kotete die ganzen Zimmer voll - schreckliche Zustände.»
Tiere als Geschenke werden einfach entsorgt
Nicht nur Hunde werden an Weihnachten verschenkt, auch Büsis, Meerschweinchen, Mäuse, Fische oder Vögel. Jung weiss: Wenn die Kinder keine Freude mehr haben an den Tieren oder wenn die Leute merken, wie teuer ein Tier ist, lassen sie es verschwinden. Oder setzen es aus wie im Fall des Welpen, der am Wiler Weiher gefunden wurde. Dieser hatte laut Jung grosses Glück, dass ihn jemand gefunden hat: «Vor einigen Jahren setzte jemand drei Hunde an genau der gleichen Stelle aus und nur einen konnten wir finden - einer der drei Hunde ist wahrscheinlich im Weiher ertrunken.» Auch andere Tiere seien dort schon gefunden worden, unter anderem eine Schildkröte.
Überforderte Tierhalter sollen sich melden
Jung, der neben seinem Tierheim, noch Tierschutzbeauftragter der Stadt Wil ist, rät überforderten Tierhaltern, sich bei ihm zu melden: «Wir finden immer eine Lösung, die zum Wohl des Tieres und dem des Menschen dient.» Der ausgesetzte Welpe von Wil wird am Freitag zum tierärztlichen Untersuch gebracht und soll dann bald ein neues Plätzli finden um glücklich aufzuwachsen.