«Die Bauern haben das gut gemeistert»

24.10.2018, 08:27 Uhr
· Online seit 24.10.2018, 06:39 Uhr
Die Schweizer Bauern wurden vom diesjährigen Sommer auf die Probe gestellt. Die Folgen machen sich nun spürbar, einige Betriebe müssen ihren Viehbestand früher als geplant reduzieren.
Sarah Lippuner
Anzeige

Der Rheinfall ist mehr Fels statt Wasser, viele Wiesen schimmern bräunlich statt grün - der diesjährige Sommer war für die Landwirtschaft aussergewöhnlich. Am stärksten betroffen waren die Kantone Schaffhausen, Thurgau und Zürich sowie die Regionen Werdenberg, Sarganserland, die Thurebene und das Linthgebiet. Besser erging es den Bauern im Appenzellerland, dank mehr Niederschlag war es hier im Schnitt ein guter Sommer.

Die betroffenen Bauern lassen jedoch nicht den Kopf hängen, sondern bieten dem Klima die Stirn. «Ich war erstaunt, wie gut die Bauern mit den Verhältnissen im Sommer umgegangen sind, sie waren meist gelassen und haben die Situation gut gemeistert», sagt Andreas Widmer, Geschäftsführer des St.Galler Bauernverbands.

Viehreduktion bis 20 Prozent

Gegen alles konnte der Fleiss aber nicht ankämpfen, für viele Tiere herrscht Futtermangel. Andreas Widmer geht davon aus, dass fünf bis zehn Prozent der Kühe frühzeitig verkauft und geschlachtet werden müssen. Bei stark betroffenen Betrieben kann die Reduktion sogar 20 Prozent betreffen. «Bei Futtermangel gibt es zwei Möglichkeiten, entweder Futter dazu kaufen, was jedoch sehr teuer ist, da man es vom Ausland importieren muss. Die andere Option ist, einige Tiere frühzeitig zu verkaufen. Ich denke, dass sich viele Bauern für eine Mischform entscheiden.»

Die Preise auf dem Markt sind bis jetzt nur leicht zurückgegangen, sagt Widmer. «Wir haben nicht zuviel Fleisch, der Markt ist flüssig und wenn es so weiter geht, gibt es kein grosses Problem. Der Konsument jedoch spürt davon nicht viel.»

Stimmung ist wieder sehr gut

Während die Obstbauern eine aussergewöhnlich gute Ernte hatten, war der Sommer für die Viehbauern am schwierigsten zu bewältigen. Die Stimmung unter ihnen sei zurzeit aber wieder sehr gut, dank den letzten zwei Monaten. «Wir hatten viel Sonne, warme Temperaturen und einige Niederschläge, also ein sensationeller Herbst bis jetzt.»

Die Sorge um die Zukunft sitzt aber vielen Bauern weiterhin im Nacken. «Wir werden mehr wechselnde Naturphänomene haben in Zukunft und wir müssen uns darauf einstellen. Hier gibt es viel Arbeit für die Landwirtschaft in allen Branchen, vor allem das Sicherstellen der Wasserversorgung ist ein grosses Thema.»

Wie sich der trockene Sommer auf den Einzelnen ausgewirkt hat, zeigt sich in den nächsten Wochen konkret. Ende November wird Bilanz gezogen.

(sar)

 

veröffentlicht: 24. Oktober 2018 06:39
aktualisiert: 24. Oktober 2018 08:27

Anzeige
Anzeige