Die kleinen, mutigen Bücherwürmer

· Online seit 10.05.2017, 17:48 Uhr
Es gibt sie noch: Die winzigen, heimeligen Buchhandlungen in der Schweiz. Drei davon haben die Chance, den Titel «Buchhandlung des Jahres» zu tragen. Zwei davon findet man in der Ostschweiz.
Sandro Zulian
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Der Schweizerische Buchhändler- und Verlegerverband (SBVV) vergibt seit sieben Jahren den «Preis des Schweizer Buchhandels». Dazu gehört nebst dem «Verlag des Jahres» auch die «Buchhandlung des Jahres». Heuer kämpfen drei Buchhandlungen um den begehrten Preis und das damit verbundene Preisgeld. Neben der Buchhandlung Lüthy in Solothurn kämpfen zwei Buchhandlungen aus Weinfelden und aus St.Gallen um den Preis.

Die innovative Idealistin

Katharina Alder gründete ihre Buchhandlung «klappentext» in Weinfelden im Sommer 2014. Nur gerade 40'000 Franken standen der jungen Frau damals zur Verfügung. «Wir haben einfach das eingenommene Geld schnellstmöglich wieder in den Kauf neuer Bücher gesteckt», sagt Alder und lacht. Der Schweizer Buchhandel befindet sich aber spätestens seit der Aufhebung der Buchpreisbindung in einer mehr als prekären Lage.

Als der zuvor einzige Buchladen in Weinfelden vor Jahren schliessen musste, entschied sich Alder, ihr eigenes Geschäft zu eröffnen. «Für mich ging das idealistisch gar nicht. Eine Buchhandlung gehört einfach nach Weinfelden.» Alders Arbeit trug schon einmal Früchte: Vor einem Jahr wurde der «klappentext» vom SBVV für die «Buchhandlung des Jahres» nominiert. Ganz gereicht hat es damals noch nicht: «Gefeiert haben wir aber trotzdem. Das werden wir auch dieses Jahr tun, egal wer gewinnt.»

«Ich habe den Tiefpunkt nie mitbekommen»

Als Alder ihren «klappentext» im Juni 2014 eröffnete, war sie sich im Klaren, dass es kein einfaches Unterfangen werden würde. Ihr fehle als Quereinsteigerin allerdings die Emotionalität, die ein plötzlicher Preissturz für einen langjährigen Buchhändler mit sich bringt: «Ich habe den Tiefpunkt in unserem Business nie mitbekommen». Alder merke allerdings nicht viel von der schlechten Lage im Buchhandel: «Unsere Kunden schätzen das gedruckte Buch noch immer sehr.» Der «klappentext» in Weinfelden hat darüber hinaus nicht nur Bücher im Sortiment, sondern auch Ware, die nichts mit Literatur zu tun hat. Sogenannte «Non-Books». Sie bietet neben Lesestoff auch Kaffee, Guetzli, Kuchen und einen Ort, um sich zurückzuziehen.

«Den Mut haben, etwas zu wagen»

Ebenfalls nominiert für die «Buchhandlung» des Jahres ist die «Buchhandlung zur Rose» in St.Gallen. Zentral und direkt am Kloster gelegen, bietet die Buchhandlung eine feine Auswahl aus dem gängigen Sortiment, sowie einen charmanten Raum mit Kinderbüchern an.

Leonie Schwendimann gründete die Quartierbuchhandlung vor zwölf Jahren. Auch Schwendimann ist bezüglich Nominierungen kein unbeschriebenes Blatt. So war die «Rose» bereits im Jahr 2010 im Rennen um den Titel der Buchhandlung des Jahres. Damals allerdings noch in der Kategorie «Newcomer». Warum sie denn jetzt wieder nominiert sei? «Ich habe damals meine Buchhandlung gegründet, als ein regelrechter Abgesang auf den Buchhandel stattgefunden hat. Vielleicht wurde ich darum nominiert.» Das Wagnis, im Klein- oder Lokalgewerbe etwas Neues zu gründen habe vielleicht einen Einfluss auf die Nominierung der «Rose».

Auf Geschäftsreise mit der «Rose»

Falls der Titel «Buchhandlung des Jahres» tatsächlich nach St.Gallen geht, hat sich Schwendimann bereits etwas überlegt: «Mit dem Preisgeld würden wir vielleicht eine kleine Geschäftsreise nach Bozen machen und dort einen Verleger besuchen.» Das habe sich die dreiköpfige Buchhandlungsbelegschaft noch nie geleistet. «Und natürlich würden wir ein Fest machen. Als Dank für alle unsere Kunden, unsere Partner und für all die, die für uns geweibelt haben.»

Das Voting für die «Buchhandlung des Jahres» läuft noch bis Donnerstagmittag, 11. Mai 2017. Hier geht's zum Voting.

veröffentlicht: 10. Mai 2017 17:48
aktualisiert: 10. Mai 2017 17:48

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