«Diese Schrott-Schweisser sind schuld!»

29.01.2016, 10:53 Uhr
· Online seit 29.01.2016, 05:40 Uhr
Nach dem Grossbrand in Diepoldsau werden kritische Stimmen gegen die mittlerweile inhaftierten Hobby-Mechaniker laut. Im Vorfeld gab es Streit zwischen den Mietern und dem Vermieter. Gemäss Recherchen von FM1Today war es nicht der erste Brand in der «Bastler-Garage».
Raphael Rohner
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«Habe immer schon gesagt, dass es da einmal brennt, wenn diese zwei da an ihren Schrottautos herumschweissen», ein Leser lässt seinem Frust freien Lauf. Er ist nicht der Einzige, dem die beiden Hobby-Mechaniker ein Dorn im Auge waren. Auf Facebook häufen sich die negativen Kommentare nach dem Grossbrand von Diepoldsau. Eine der Kommentierenden, S.H*, war bereits am Morgen wieder am Brandplatz. Sie ist wütend: «Wir haben alles verloren wegen der Fahrlässigkeit zweier Bastler.»

Der Schaden ist immens. Laut der St.Galler Kantonspolizei entsteht am Gebäude ein Schaden in Millionenhöhe. Schlimm daran ist, dass offenbar einige der eingemieteten Leute keine Versicherungen abgeschlossen hatten: «Jetzt ist alles futsch und wir stehen vor einem Haufen Dreck», so ein Mieter. Er habe in seiner Garage mehrere wertvolle Autos stehen gehabt, die allesamt Opfer der Flammen wurden.

Nicht der erste Brand in der Garage

«In der Bastler-Werkstatt hat es schon einmal gebrannt», sagt S.H. im Gespräch mit FM1Today: «Vor etwa zwei Jahren hat in genau der gleichen Werkstatt ein Mechaniker einen Brand ausgelöst, indem er eine Treibstoffleitung angeflext hatte.» Das auslaufende Benzin habe sich dann entzündet. Er sei dann zu ihr gerannt und habe den Feuerlöscher geholt, da er keinen eigenen hatte. «Wir haben den Leuten unzählige Male gesagt, dass der Boden aus Holz ist und darunter haufenweise Sägespäne liegen», so S.H.

«In der Werkstatt hat sogar einer gewohnt»

Beim ersten Brand  kamen die Werkstatt-Mieter noch mit einem blauen Auge davon . Auch weitere Leute warnten die Hobby-Mechaniker öfters wegen des Holzbodens und des Sägemehls: «Diese Bande hatte doch keine Ahnung, was sie da gemacht hat. Die Autos waren doch eh nur Schrotthaufen», erzählt ein Bewohner: «Ich kam jeden Tag da vorbei. Die waren alle arbeitslos und hingen da rum. Einer hat sogar eine Zeit lang in der Schrott-Werkstatt gewohnt.» Der Brand sei nicht überraschend gekommen: «Wer in einer Schreinerei mit einer Trennscheibe werkelt, ist doch lebensmüde», so der Mann.

Lagerhalle war nicht als Werkstatt zugelassen

Auf Grund eines anonymen Schreibens machte die Bauverwaltung der Gemeinde Diepoldsau vor einigen Monaten eine unangemeldete Feuerschau auf dem Areal und stellte einige Mängel fest, die sie dem Vermieter mitteilte: «Eine Nutzung der Lagerhalle zu Autoreparaturzwecken inklusive der Lagerung von gefährlichen Stoffen ist in der vorliegenden Form nicht gestattet.» Das Amt hat dem Vermieter dann vorgeschlagen, die Werkstatt aufzugeben und lediglich als Lager zu nutzen oder die Räume baulich anzupassen. Von einem ersten Brand in der Werkstatt mit Holzboden hat der Vermieter erst zu spät etwas mitbekommen: «Ich weiss doch nicht, was meine Mieter alles machen.»

Hobby-Mechaniker festgenommen

Aufgrund des hohen Sachschadens hat sich die Kantonspolizei St.Gallen entschieden, die beiden Hobby-Mechaniker Für 24 Stunden festzunehmen. Gian Andrea Rezzoli, Mediensprecher der Kapo St.Gallen, bestätigt dies: «Wir befragen die beiden Männer zum genauen Tathergang.» Der Kriminaltechnische Dienst der Polizei war den ganzen Tag vor Ort und führt die Ermittlungen fort. Die Bewohner der zerstörten Wohnung wohnen mittlerweile bei Bekannten und sind immer noch geschockt. Am Tag danach standen sie mit Tränen in den Augen vor der Brandruine.

* Name der Redaktion bekannt

(rar)

veröffentlicht: 29. Januar 2016 05:40
aktualisiert: 29. Januar 2016 10:53

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