«Als ich von meinem Sieg erfuhr, habe ich zuerst ganz tief durchgeschnauft, obwohl ich vor Freude hätte in die Luft springen können», sagt Elmar Stadelmann. Der 64-Jährige aus Ganterschwil hat an der Käseweltmeisterschaft in der Kategorie Appenzeller Käse die Goldmedaille gewonnen. Er habe nie damit gerechnet, dass sein Käse der beste Appenzeller der Welt sein könnte, gesteht er. «Wir haben zwar eine sehr gute Produktion, aber das alleine reicht nicht. Es braucht auch immer etwas Glück, weil die Beurteilung vom individuellen Geschmacksempfinden der Juroren abhängt.»
Stadelmann ist bereits mehrmals mit seinem Appenzeller Käse an der Weltmeisterschaft angetreten - bislang war ein vierter Platz sein bestes Resultat. Dass es nun für den ersten Rang gereicht habe, sei eine Motivation für ihn und sein ganzes Team. «Ich bin sehr stolz auf uns alle», sagt der Käser.
3402 Käse kämpften um Weltmeistertitel
Der «World Championship Cheese Contest» fand anfangs März in Madison im US-Bundestaat Wisconsin statt. Er selbst sei nicht in die USA gereist, weil er nicht alles hätte stehen und liegen lassen können, erklärt Stadelmann. Aber das sei nicht so schlimm. Denn an Käseweltmeisterschaften gehe es auch nicht in erster Linie darum, sich mit anderen Käsern auszutauschen und Käsemöckli zu probieren. Im Mittelpunkt stünden die Käse, die zur Prämierung angemeldet seien. In Elmar Stadelmanns Fall ein Appenzeller «Surchoix».
In insgesamt 121 Kategorien wurden 3402 Käse aus 26 Nationen beurteilt. Im Gegensatz zu vielen anderen Kategorien traten beim Appenzeller Käse nur Schweizer Käseproduzenten gegeneinander an, zumal anderswo auf der Welt keine Appenzeller hergestellt werden. «Bei anderen Halbhartkäsen, die gleich bewertet werden wie der Appenzeller, haben hingegen Käser aus aller Welt teilgenommen», erklärt Stadelmann.
Die Käseproduktion steht niemals still
Der eingereichte Käse war keine Spezialproduktion für die Weltmeisterschaft, sondern wie Stadelmann sagt, eine Produktion, wie sie tagtäglich gemacht werde. Im kleinen Familienbetrieb wird an 365 Tagen im Jahr Käse hergestellt. «Auch jetzt an Ostern oder an Weihnachten und Neujahr sind wir am Käsen. Schliesslich geben die Kühe jeden Tag Milch und legen über die Feiertage keine Pause ein», sagt Stadelmann.
Eine Produktionseinheit bestehe immer aus 84 Stück Käse - einen davon schickte Stadelmann nach Amerika. «Dann konnten wir nur noch hoffen, dass er genauso gut schmeckt und aussieht, wie die anderen aus der selben Einheit, die wir probiert haben. Den WM-Käse konnten wir natürlich nicht anschneiden, um vorab zu kosten.»
Ganterschwiler Dorfkäserei brummt
Seit Elmar Stadelmann zum Weltmeister gekürt wurde, verkauft sich sein Käse noch besser als zuvor. Das Geschäft in der Ganterschwiler Dorfkäserei brummt - und viele Kunden freuen sich mit dem Käser. Auch der Gemeinderat und der Milchproduzentenverein Ganterschwil und Umgebung gratulierten. «Es gab viele Glückwünsche, nette Worte, schöne Mails und Briefe. Ich muss zugeben, dass ich von all diesen positiven Reaktionen ein bisschen überrumpelt war», gesteht Stadelmann. Der bescheidene Käser beansprucht den Erfolg jedoch nicht für sich alleine. Immer wieder betont er, dass dieser Weltmeistertitel eine Auszeichnung für das ganze Team sei, ja sogar seine Milchlieferanten hätten ihren Anteil daran.
Das Rentnerleben muss warten
Im Januar dürfte Stadelmann eigentlich in Pension gehen - doch daran denkt der amtierende Appenzeller-Käse-Weltmeister nicht. Der 64-Jährige hat andere Pläne: «Jetzt geht es erst richtig los», sagt er und vergleicht den Sieg mit jenem eines Sportlers: «Hat er einmal gewonnen, will er auch wieder gewinnen und sich an der Spitze behaupten. Wir dürfen jetzt ja nicht nachlassen, sondern müssen uns noch mehr anstrengen.» Für Stadelmann steht jetzt schon fest, dass er auch an der nächsten Käse-WM antreten wird. Anstatt seine Pension zu geniessen und alles etwas ruhiger zu nehmen, will er weiterhin in der Käseproduktion in seinem kleinen Familienbetrieb tätig sein. «Ich habe schliesslich einen Weltmeistertitel zu verteidigen», sagt er stolz.