«Er war ruhig und unauffällig»

23.10.2017, 15:17 Uhr
· Online seit 23.10.2017, 12:49 Uhr
Nachdem ein 17-Jähriger in Flums mit einem Beil Passanten angegriffen und acht Personen verletzt hat, kann man in der Nachbarschaft kaum verstehen, was passiert ist. Der 17-Jährige sei ruhig und unauffällig gewesen, heisst es.
Anzeige

Ein Nachbar, Konrad Brotzer, ist schockiert: «Ich habe den Jungen noch gesehen, wie er seinem Stiefvater ab und zu geholfen hat.» Die Familie wohne seit einigen Jahren in der Nachbarschaft. Laut Brotzer war der Junge ruhig und unauffällig. Auch für Romina Ameti kam die Tat unerwartet. Sie habe aus den Medien davon erfahren und kam erst um ca. 22.00 Uhr, also nach dem Angriff nach Hause. «Mir tun die Leute Leid, die der Jugendliche angegriffen hat.»

«Habe meine Kinder zur Schule begleitet»

«Die Polizei ist zu uns gekommen und hat uns gesagt wir sollen sofort ins Haus gehen», sagt eine Frau, die mit ihrer Familie an der Kreuzung wohnt, wo der mutmassliche Täter mit dem gestohlenen Fahrzeug verunfallte. Die Familie stand kurze Zeit davor mit den Kinder noch vor dem Haus. «Es war sehr speziell, vor allem der Gedanke, dass es uns hätte treffen können, wenn wir noch draussen gewesen wären.»

Sie kenne weder den Täter, noch das Motiv, doch genau dies machte die Situation gefährlich: «Wir wissen nicht was der Täter im Sinn hatte. Man hat ein bisschen Angst. Zwar passieren jeden Tag solche Sachen, wenn es jedoch das eigene Dorf trifft, ist es schon anders.» Die Frau, die anonym bleiben möchte, ist dankbar, dass ihre Familie Glück hatte. «Wir hoffen, dass so etwas nicht mehr passiert.»

Ihre Kinder hätten unruhig geschlafen, deshalb hat sie sie heute Morgen in die Schule begleitet. «Ich habe mich dadurch wohler gefühlt.» Bewundernde Worte findet die Mutter vor allem für diejenigen, die geholfen haben: «Nicht jeder besitzt eine solche Zivilcourage. Es ist einfach nur traurig, was passiert ist. Warum hat man das nicht gemerkt? Flums ist ein kleines Dort. Jeder kennt jeden.»

17-Jähriger kam vor vier Jahren in die Schweiz

Der mutmassliche Täter stammt aus Lettland und kam vor rund vier Jahren im Rahmen eines Familiennachzugs in die Schweiz. Er absolviere hier eine handwerkliche Lehre, hiess es an der Medieninformationen am Montag in St. Gallen.

Täter hatte Gewaltfantasien

Der Jugendliche sei vor vier Monaten der Jugendsozialarbeit aufgefallen, weil er Gewaltfantasien geäussert hatte. Später erfolgte eine Meldung der Berufsschule. Es folgten Abklärungen der Kriseninterventionsgruppe des Schulpsychologischen Dienstes und schliesslich wurde Mitte September durch die Staatsanwaltschaft abgeklärt, ob eine akute Gefährdung Dritter besteht.

«Dabei ist man zum Schluss gekommen, dass keine Zwangsmassnahmen angezeigt sind», sagt Stephan Ramseyer, Leitender Jugendanwalt. Es seien Massnahmen eingeleitet worden, die vom 17-Jährigen und auch von seinen Eltern eingehalten wurden.

Einvernahme am Montag Nachmittag

Der Jugendliche wird heute Nachmittag einvernommen. Er muss sich wegen mehrfach versuchter vorsätzlicher Tötung, allenfalls Mord oder Totschlag und Widerhandlung gegen das Strassenverkehrsgesetz verantworten.

veröffentlicht: 23. Oktober 2017 12:49
aktualisiert: 23. Oktober 2017 15:17
Quelle: red.

Anzeige
Anzeige