«Ertrinken ist eine stille Sache»

31.07.2019, 18:28 Uhr
· Online seit 31.07.2019, 15:42 Uhr
In den Drei Weiern in St.Gallen ertrinkt am Dienstagabend ein 22-jähriger Tourist. Nun kommt die Frage auf, wie solche Badeunfälle verhindert werden können. Eine schwierige Frage, heisst es bei der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft. Einen Ertrinkenden zu erkennen, sei so gut wie unmöglich.
Marc Sieger
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«Ertrinken ist eine stille Sache», sagt Philipp Binaghi von der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft. Ein Schwimmer, der in Not gerate, verhalte sich nicht so, wie man es aus Filmen kenne. «Sie winken nicht und sie rufen nicht. Dafür fehlt oft die Kraft. Sie treiben bloss im Wasser.» Einen Ertrinkenden zu erkennen, sei daher «furchtbar schwierig», sagt Binaghi. Zudem gehe das Ertrinken sehr schnell – nur gerade 20 bis 60 Sekunden.

Kollege des Ertrunkenen hat Alarm geschlagen

So auch beim Badeunfall in den Drei Weiern in St.Gallen am Dienstagabend. Wie es bei der Stadtpolizei St.Gallen heisst, habe der Tourist aus Sri Lanka die Drei Weiern zusammen mit einem gleichaltrigen Landsmann besucht. Dieser habe dann auch bemerkt, dass der 22-jährige Nichtschwimmer in Not gerät. Die alarmierten Polizeitaucher konnten den Mann jedoch nur noch tot aus dem Wasser bergen.

Auch wenn eine ertrinkende Person nur schwer zu erkennen sei, Philipp Binaghi von der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft rät Badegästen, trotzdem die Augen offen zu halten. Sehe man eine Person aufrecht im Wasser treiben, den Kopf nach hinten gelehnt und den Mund weit geöffnet, könne das ein Zeichen sein, dass der Person im Wasser die Kraft ausgegangen ist.

«Retten mit dem geringsten Risiko»

Er rät aber davon ab, unüberlegt ins Wasser zu springen, um eine Person zu retten. «Grundsätzlich gilt: Retten mit dem geringsten Risiko. Ein Opfer ist schlimm genug, ein zweites braucht es nicht auch noch.» Man solle zunächst die Rettungskräfte alarmieren und versuchen, die Person vom Ufer aus anzusprechen, um ihr zu signalisieren, dass Hilfe da ist.

Schließlich könne man versuchen, der Person in Not eine Schwimmhilfe zu zuwerfen. Ins Wasser solle man sich nur dann wagen, wenn man sich seinen eigenen Kraftreserven und Schwimmfähigkeiten sicher sei. Bei der Person angelangt, gelte es festzustellen, wie der Zustand des Schwimmers in Not sei. Würde die Person klammern, solle man versuchen, diese auf Distanz zu halten und warten, bis man sie gut packen könne. «Und dann muss man so schnell wie möglich an Land und notfalls mit der Reanimation starten.»

15- bis 30-jährige Männer besonders gefährdet

Gemäss der Statistik der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft kommt es in der Schweiz jährlich zu gut 44 tödlichen Badeunfällen. Besonders hoch sei die Unfallrate bei Männern im Alter zwischen 15 und 30 Jahren. Um Unfälle zu verhindern, gelte grundsätzlich eines, sagt Binaghi: «Man muss sich an die Baderegeln halten und darf sich nicht überschätzen.»

(mas)

Quelle: TVO

veröffentlicht: 31. Juli 2019 15:42
aktualisiert: 31. Juli 2019 18:28

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