Coronavirus

«Es gibt bereits mehrere Verdachtsfälle in der Ostschweiz»

27.01.2020, 17:15 Uhr
· Online seit 27.01.2020, 17:06 Uhr
Die Ausbreitung des neuen Coronavirus lässt sich kaum mehr aufhalten, schätzt der St.Galler Immunologe Pietro Vernazza. Allerdings ist dieses Virus auch nicht gefährlicher als herkömmliche Grippeviren.
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Beinahe stündlich treffen Nachrichten zur weltweiten Verbreitung der neuen Lungenkrankheit ein, die ihren Ursprung in China hat. Die Krankheit wird durch ein neu entwickeltes Coronavirus verursacht, das noch nicht vollständig erforscht ist. Das Virus ist bereits weltweit in mehreren Ländern aufgetreten. In der Schweiz gab es jedoch bis anhin noch keine bestätigten Fälle, wie das Bundesamt für Gesundheit am Montag mitteilte. Über die Zahl der Verdachtsfälle machte das BAG keine Angaben.

Pietro Vernazza, ist das neue Coronavirus «2019-nCoV» bereits in unserer Region angekommen?
Pietro Vernazza: In der Ostschweiz gibt es bereits mehrere Verdachtsfälle, schon am Wochenende mussten wir uns damit auseinandersetzen. 

Wurden Leute deswegen ins Spital eingeliefert?
Von den Symptomen her unterscheidet sich diese Coronainfektion kaum von einer Grippeinfektion oder Erkältung. Erst ein Abstrich bringt Gewissheit. Die meisten Fälle sind leichte Infektionen, die man nicht hospitalisieren muss. Man muss sie einfach abklären.

Lässt sich die Ausbreitung des Virus überhaupt noch verhindern?
Meiner Einschätzung nach ist das Virus weit verbreiteter, als bis anhin kommuniziert. So wie es aussieht, wird dieses Virus unseren Alltag aber nicht besonders durcheinander bringen. 

Das heisst, dieses Coronavirus ist harmlos?
In den allermeisten Fällen verläuft die Infektion mild, die Erkrankten leiden an Schnupfen und/oder Husten. Eine Todesfolge ist genauso selten wie bei einer saisonalen Grippe – eine von tausend Personen stirbt, jährlich sind dies in der Schweiz 500 bis 1000 Todesfälle. 

Das Virus ist neu. Wie schwierig ist es, die Lage einzuschätzen?
Wir kennen das Coronavirus seit Jahren. Jetzt ist ein neues Coronavirus dazugekommen. Nach allem was wir bis jetzt wissen, handelt es sich um ein ganz normales Coronavirus, das sich wie eine saisonale Erkältung oder Grippe verhält. 

In der Ostschweiz sind praktisch alle Hygienemasken ausverkauft. Weshalb haben die Leute so grosse Angst vor dem Virus?
Die Panik ist von den Medien gemacht und hat nichts mit wissenschaftlichen Fakten zu tun. Mit Medien meine ich aber vor allem auch die sozialen Medien; auf Twitter habe ich panikverbreitende Filmchen gesehen.

Wie kann man sich vor einer Ansteckung schützen?
Zum jetzigen Zeitpunkt weiss die Wissenschaft noch nicht, wie das Virus genau übertragen wird. Wir können aber davon ausgehen, dass es wie die anderen Coronaviren per Tröpfcheninfektion übertragen werden kann. Das heisst mit Niesen und Husten. Allerdings gehen die Fachleute zurzeit davon aus, dass die Übertragung via Hände die grösste Rolle spielt. Eine gute Händehygiene, in die Ellenbogen niesen und husten, dürften schon eine grosse vorbeugende Wirkung haben.

veröffentlicht: 27. Januar 2020 17:06
aktualisiert: 27. Januar 2020 17:15
Quelle: FM1Today

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